Zehn Jahre nach TerroranschlagFrankreich gedenkt des Anschlags auf Satire-Magazin «Charlie Hebdo»
Am 7. Januar 2015 drangen Islamisten in die Redaktion ein und töteten zwölf Menschen. Zum Jahrestag veröffentlicht das Magazin eine provokante Ausgabe. Denn die Kritik an der Satire nimmt zu.
Frankreich erinnert an den Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» vor zehn Jahren. Präsident Emmanuel Macron und die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo leiten am Dienstag eine Gedenkfeier am Ort des Anschlags, bei dem am 7. Januar 2015 zwölf Menschen getötet wurden, darunter einige der beliebtesten Karikaturisten Frankreichs. Innenminister Bruno Retailleau sagte, Frankreich habe erheblich aufgerüstet, aber die Bedrohung sei immer noch da.
Bei dem Anschlag waren zwei Brüder, die sich zum Terrornetzwerk al-Qaida bekannten, in die Redaktion eingedrungen und hatten ein Massaker verübt. Sie bezeichneten ihre Tat als Vergeltung für die von «Charlie Hebdo» veröffentlichten Karikaturen des Propheten Mohammed, die in den Augen vieler Muslime eine Gotteslästerung sind. Unter den zwölf Toten war auch ein Polizist, der auf der Strasse erschossen wurde, als er eingreifen wollte. Es folgte eine Welle extremistischer Gewalt, die Frankreich zwang, seine Sicherheitspolitik und sein Engagement für die Meinungsfreiheit zu überdenken. Auch weltweit wurde heftig über die Grenzen der Meinungsfreiheit diskutiert.
2024 wurden in Frankreich neun Anschläge vereitelt
Innenminister Retailleau sagte, heute habe sich die Bedrohungslage geändert. «Sie kommt jetzt hauptsächlich von innen – junge Menschen, die sich über soziale Medien radikalisieren», sagte er dem Sender RTL. «Allein im vergangenen Jahr haben unsere Dienste neun Anschläge vereitelt, die höchste Zahl seit 2017.» Die jüngsten Anschläge auf öffentliche Versammlungen in Magdeburg und New Orleans seien eine düstere Erinnerung daran, dass auch Frankreich ein «sehr hohes Mass an Vorsicht» walten lassen müsse.
Bei einer Ansprache bei der Macron auf den Anschlag auf «Charlie Hebdo» Bezug nahm, sagte er: «Wir wissen, dass der Terrorismus ein Risiko ist, das in unseren Gesellschaften nach wie vor präsent ist und was bedeutet, dass es kein Nachlassen geben darf sowie kollektive Wachsamkeit nötig ist. Im Kampf gegen den Terrorismus darf es daher keine Pause geben.»
In den Tagen nach dem Überfall auf die «Charlie Hebdo»-Redaktion hatten Millionen Menschen ihre Solidarität bekundet und sich mit Schildern mit der Aufschrift «Je suis Charlie» («Ich bin Charlie») zur Pressefreiheit und zum Widerstand gegen Extremismus bekannt. Doch zehn Jahre später scheint diese Einmütigkeit zerbrochen. Französische Kommentatoren schreiben, jüngere Generationen blickten zunehmend kritisch auf Satire, die sie als spalterisch oder unsensibel empfinden, insbesondere gegenüber marginalisierten Gruppen.
«Charlie Hebdo» selbst gab sich ungerührt. Die Ausgabe zum 10. Jahrestag des Anschlags zeigt auf dem Titelblatt unter Überschrift «Unzerstörbar» eine Karikatur eines Lesers, der auf einem Sturmgewehr sitzt. In einem Leitartikel verteidigte Direktor Laurent Sourisseau die Macht der Satire. «Wenn Du lachen willst, heisst das, dass Du leben willst», schrieb er.
DPA/jaw/nag
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