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Mehrere Tage nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist der Wasserstand des Dnipro im überflutetem südukrainischen Kriegsgebiet Cherson nach Behördenangaben weiter gesunken. Demnach lag er am Montagmorgen in der Gebietshauptstadt Cherson bei rund 3,29 Meter, wie der Chef der dortigen Militärverwaltung Oleksandr Prokudin auf Telegram berichtete.
In der Region soll der durchschnittliche Wasserstand des Flusses inzwischen um zwei Meter auf etwa 3,60 Meter gesunken sein, wie der ukrainische Rettungsstab zur Bekämpfung der Folgen der Dammzerstörung am Montag auf Telegram mitteilte.
Infolge des Dammbruchs wurden laut ukrainischen Angaben 150 Tonnen Maschinenöl in den Dnjepr gespült.
Die ukrainische Staatsführung hat Russland tödliche Schüsse auf Rettungsboote mit fliehenden Zivilisten im gefluteten Kriegsgebiet Cherson vorgeworfen: Ein Boot mit 21 Menschen war laut ukrainischen Behörden am Sonntag von russischen Truppen beschossen worden, während die Zivilisten sich aus dem russisch besetzten Teil des Gebiets Cherson im Süden des Landes in Sicherheit bringen wollten. Drei Menschen seien getötet und zehn verletzt worden. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig bestätigen.
Laut Rettungsstab hat der Kachowka-Stausee seit der Zerstörung des Damms 72 Prozent seines Wassers verloren. Die abgeflossene Wassermenge von 14,4 Kubikkilometer entspricht etwa einem Drittel des Bodensees. Auf der ukrainisch kontrollierten Nordseite des Dnipros sollen dadurch noch 32 Siedlungen mit rund 3800 Gebäuden unter Wasser stehen, wie der ukrainische staatliche Notfalldienst DSNS am Montag vermeldete. 14 weitere Siedlungen sind demnach auf der russisch besetzten Flussseite betroffen.
Experten befürchten eine lang anhaltende Umweltkatastrophe mit Auswirkungen auf das Trinkwasser, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und auf Ökosysteme, die bis ins Schwarze Meer reichen. Der Stausee versorgte grosse Teile der Südukraine mit Trinkwasser und sorgte für die Bewässerung der umliegenden Landwirtschaftsflächen.
Zudem trug der Dnjepr seit Jahrzehnten giftige Abwässer in Form von Chemikalien und Pestiziden mit sich, die sich im Schlamm auf dem Boden absetzten. Ukrainische Stellen testeten das Hochwasser auf Giftstoffe hin, die sich in toxischen Staub verwandeln könnten, wenn die Sommerhitze einsetzt, wie Eugene Simonow, ein Wissenschaftler einer ukrainischen Umweltgruppe, gegenüber der Nachrichtenagentur AP sagte. Simonow erklärte weiter, dass die Fische und Wasservögel, die vom Reservoir abhingen, durch den Dammbruch den grössten Teil ihrer Laich- und Futterplätze verlieren würden.
Der Staudamm war in der Nacht vom 5. zum 6. Juni zerstört worden. Die Ukraine beschuldigt russische Truppen, das Wasserkraftwerk vermint und dann gesprengt zu haben. Dagegen behauptet Russland, der Staudamm sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden.
Experten halten es auch für möglich, dass der von Russland seit langem kontrollierte Staudamm schlecht gewartet und unter dem Druck der Wassermassen zerstört wurde. Diskutiert wird international die Möglichkeit einer Untersuchung zu den Hintergründen der Katastrophe.
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Simon Angelo Meier ist seit 2023 Redaktor am Newsdesk von Tamedia.Mehr Infos