Formel-1-GP der NiederlandeVerstappen sorgt für Ekstase – dann ist er plötzlich völlig chancenlos
Das Publikum in Zandvoort jubelt erst, muss dann aber zusehen, wie Lando Norris allen davonfährt. Selbst der WM-Kampf könnte wieder spannend werden.
Es ist ein Funkspruch, der dafür steht, was sich so getan hat in den letzten Wochen und Monaten in der Formel 1. Für den Umbruch, für die kleine Revolution.
Da hat McLaren-Pilot Lando Norris in der 18. Runde des Grand Prix der Niederlande gerade Max Verstappen überholt, diesen Überfahrer der letzten Jahre, und führt nun bei dessen Heimrennen. Doch der junge Brite ist nicht etwa euphorisch oder in grosser Jubellaune. In Ruhe fragt er beim Team nach, was denn nun der Plan sei. Die Reifen seien noch gut, sagt Norris auch noch. Und er bekommt zu hören: «Max dürfte den Undercut probieren, aber das ist uns egal.»
Das ist ziemlich bemerkenswert und Ausdruck dafür, dass fast schon eine neue Zeitrechnung begonnen hat in der Formel 1. Verstappen im Heck zu haben, der auch noch mit einem frühen Boxenstopp und anschliessend frischen Reifen und schneller Runde den Angriff starten dürfte – mit dem sogenannten Undercut eben –, das hätte die Konkurrenz des Red-Bull-Piloten noch vor kurzem in Angst und Schrecken versetzt. Doch jetzt, bei diesem ersten Kräftemessen nach vierwöchiger Sommerpause? Da kriegt Norris eben zu hören: Uns egal, solls Verstappen doch versuchen.
22 Sekunden Vorsprung, 22!
Als der 26-Jährige dann tatsächlich frische Reifen holt, ist Norris eine Runde später auch an der Box und der Vorsprung auf den dreifachen Weltmeister schon so gross, dass von diesem keine Gefahr droht. Am Ende liegt eine Formel-1-Welt zwischen den beiden, über 22 Sekunden, das ist schon fast sagenhaft dominant.
Es ist eine eindrückliche Vorstellung von McLaren und seinem jungen Fahrer, der den Ruf hat, allzu schnell die Nerven zu verlieren und noch etwas zu brav zu sein für den harten Kampf um die Krone der Königsklasse. Nun ist Norris zweifacher Grand-Prix-Sieger und als erster Verfolger Verstappens noch 70 Punkte vom Spitzenplatz weg. Das ist viel, klar, auch wenn noch neun Rennen anstehen. Aber der Formstand spricht nicht mehr unbedingt für Verstappen, der die vier letzten Rennen vor der Pause schon nicht gewinnen konnte. An diesem Sonntag in Zandvoort ist Rang 2 das Maximum für ihn – und Norris der grosse Sieger.
Dabei beginnt der Renntag noch mit einer Niederlage für den 24-Jährigen – einer mit Ansage. Zweimal schon hat sich Norris in dieser Saison die Poleposition gesichert – er ist dann in Barcelona und Budapest nur bis nach der ersten Kurve Leader gewesen. In Zandvoort, wo er die Konkurrenz am Samstag deutlich distanzierte, dauert es noch etwas kürzer, drehen die Räder am McLaren gleich nach dem Erlöschen der fünf Startlichter leicht durch – und zieht der Wagen neben dem Briten locker vorbei.
In diesem sitzt Verstappen, Nationalheld hier in den Dünen der Nordseeküste, der nun also früh in diesem Rennen für Ekstase sorgt auf den proppenvollen Tribünen. Doch die Stimmung bleibt an dieser einmaligen Strecke mit ihren Hügeln, Kuppen, Bodenwellen und Steilwandkurven nicht lange euphorisch, denn Norris zieht bald wieder vorbei und fährt souverän zum Sieg.
75’000 – fast alle mit dem Velo gekommen
Seit die Formel 1 2021 zurückgekehrt ist nach Zandvoort, heisst der Sieger erstmals nicht Verstappen. Die 75’000 auf den Tribünen, von denen das Gros ganz niederländisch mit dem Velo angereist ist, dürften es verkraften, gehören sie doch zu den wenigen Glücklichen mit Ticket. Und steht ihr Max Verstappen doch einmal mehr auf dem Podest.
Umgeben ist dieser auf der grossen Bühne von Norris und Charles Leclerc, mit dem kaum jemand gerechnet hat nach schwachen Ausfahrten der beiden Ferrari an diesem Wochenende. Doch dem Monegassen gelingt ein Undercut gegen Mercedes-Pilot George Russell und Norris’ Teamkollege Oscar Piastri. Für einmal also glänzen die Italiener am Kommandostand – Leclerc dankt es ihnen mit Rang 3.
Auf der anderen Seite der Tabelle finden sich einmal mehr die beiden Piloten des Schweizer Sauber-Teams. Rang 19 gibt es für Valtteri Bottas, Platz 20 für Zhou Guanyu – und für beide keine Punkte. Wie bislang in jedem Grand Prix dieser Saison.
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