Reisen in Corona-ZeitenFlughafen Zürich setzt auf Putzroboter und verzichtet auf Maskenpflicht
Der Flughafen, die Kantonspolizei und die Swiss bereiten sich auf einen Anstieg des Luftverkehrs vor. Wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Flughafen Zürich, die Kantonspolizei, die Swiss und Swissport haben ihr Sicherheitskonzept fürs Reisen nach dem Lockdown vorgestellt.
- Als Begleitung sowie zum Abholen wird nur noch eine Person zugelassen.
- Alle Passagiere erhalten Desinfektionstücher.
- Dutyfree-Verkäufe an Bord gibt es bis auf Weiteres nicht mehr.
- Eine Pflicht zum Tragen einer Maske gibt es nicht, die Verantwortlichen erwarten, dass die Passagiere dies in Eigenverantwortung tun.
Zusammenfassung
Der Flughafen Zürich bereitet sich auf eine ersten Anstieg des Luftverkehrs und des Passagieraufkommens nach den Grenzöffnungen im Juni vor: Das Corona-Schutzkonzept setzt auf Putzroboter, Schutzmasken-Automaten und Massnahmen gegen grössere Passagieransammlungen.
Fluggesellschaften wie die Swiss oder die Edelweiss Air wollen ihr Angebot in den nächsten Wochen wieder deutlich ausbauen, wie der Flughafen Zürich mitteilt. Sie werden über 350 Flüge an rund 70 europäische Destinationen anbieten. Auch auf der Langstrecke wird wieder geflogen. Zudem haben ausländische Fluggesellschaften angekündigt, Zürich wieder vermehrt anzufliegen.
Die Unternehmen am Flughafen Zürich haben Massnahmen getroffen, um den Passagierprozess und das Fliegen künftig mit erhöhten Schutz- und Hygienemassnahmen auszugestalten, wie es in der Mitteilung heisst. Einerseits werden Reinigungsintervalle erhöht und Kontaktflächen wie Handläufe oder Gepäckwagen desinfiziert. Und es wurden über 200 Desinfektionsmittelspender in den Flughafenhallen verteilt.
Andererseits wurden neue Geräte angeschafft: Zum Einsatz kommen Putzroboter. Zudem können an Hygieneautomaten Masken und Desinfektionsmittel gekauft werden. Und natürlich gibt es Plexiglas-Schutzscheiben, etwa an Schaltern.
Menschenansammlung vermeiden
Mit verschiedenen Massnahmen sollen Passagieransammlungen möglichst vermieden werden. So werden bei der Grenzkontrolle möglichst viele Schalter geöffnet und bei der Sicherheitskontrolle die Überlaufgeschosse. Beim Check-in wird möglichst nur jeder zweite Schalter genutzt, um die Anstehzone zu vergrössern und Abstand zu ermöglichen.
Anpassungen gibt es auch beim Boarding: Es erfolgt gestaffelt und die Passagiere steigen in jeweils begrenzter Anzahl ein. Die Kapazität der Flughafenbusse wurde reduziert.
Weil es an einer Verkehrsdrehscheibe aber nicht immer möglich sei, Menschenansammlungen zu vermeiden, werde den Passagieren empfohlen, eine Maske zu tragen, schrieb der Flughafen. Eine Maskenpflicht bestehe aber nicht. (sda)
Frage zu den Masken
Nun startet die Fragerunde. Warum gibt es keine Maskenpflicht, will ein Journalist wissen?
Das Konzept basiert stark auf Eigenverantwortung, antwortet Frick. «Wenn wir alles über Pflicht und Regeln versuchen, geht es viel länger, bis wir wieder zum Normalbetrieb kommen, als wenn sich die Menschen einfach vernünftig verhalten.»
Zudem ist er überzeugt, dass es einen grossen Sozialdruck geben wird, wenn etwa ein Gast auf dem Mittelsitz plötzlich seine Maske auszieht.
Reisefreiheit ab 6. Juli
Laut Zoelly wird jeder Passagier kontrolliert. Ab dem 15. Juni wird auf Einreisekontrollen für Reisen aus Österreich, Frankreich und Deutschland verzichtet. Ab dem 6. Juli könnten dann für den Schengenraum wieder Personenfreizügigkeit und Reisefreiheit gelten. Wie das bei Reisen ausserhalb des Schengenraums aussieht, sei noch in der Planung.
Alle Passagiere tragen an Bord Masken
Thomas Frick, Chef des operativen Betriebs der Swiss, stellt die Massnahmen vor:
- Intensivierte Reinigung
- Verteilung von Desinfektionstüchern
- Maskenempfehlung – bereits seit dem 4. Mai gültig
- Besatzung mit Kundenkontakt trägt Masken
- Temporärer Verzicht auf Dutyfree Verkauf und Print-Material
Alle Plätze werden belegt werden. Wir können keinen rentablen Flugbetrieb darstellen, wenn wir 30, 40 Prozent der Sitze frei lassen müssen. Deshalb setze man auf das Social Distancing. «Das ist die Erfahrung der Flüge bis jetzt: Alle Passagiere tragen Masken.»
«Aus technischen Gründen ist die Ansteckungsgefahr an Bord gering.» Die Luft im Flugzeug sei wesentlich besser als im Büro. Es gebe auch keine bekannten Fälle einer Ansteckung im Flugzeug.
So wird der Service angepasst:
- Nur Früchte zum Schälen im Angebot
- In der Economy Class Wasser nur in PET-Flaschen
- Temporärer Verzicht auf Kissen, offene Kosmetikprodukte, heisse Tücher
- Swiss Schöggeli gibt es aber weiterhin
Frick zufolge sind ab Juni 15 bis 20 Prozent des geplanten Flugbetriebs vorgesehen. «Wir freuen uns, wieder langsam in eine Normalität zu kommen.» Aber in diesem Betriebsmodus werde die Swiss wohl noch eine Weile bleiben.
Erste Lounge wieder offen
Gewisse Abstriche müssen wir nach wie vor in Kauf nehmen, sagt Stefani. So werde es an Bord bis auf Weiteres keinen Dutyfree-Verkauf geben.
Andere Angebote werden laut Tschudin wieder hochgefahren. So sei beispielsweise die erste Lounge wieder geöffnet.
Sicherheitspersonal kann Masken abgeben
Laut Ueli Zoelly, Chef der Flughafenpolizei, werden die Passagiere auf verschiedene Geschosse verteilt. Die Kontrolle soll jedoch wie sonst verlaufen. «Wir machen keine Abstriche bei der Sicherheit.»
Mitarbeitende werden Handschuhe tragen. Das Tragen einer Maske ist ihnen aber nicht vorgeschrieben. Allerdings sind Sie sind befugt, den Gästen eine Maske zu geben.
Keine Temperaturmessungen
Swissport-Chef Bruno Stefani erläutert den Check-in-Prozess. Am Boden weisen Kleber auf die Abstandregeln hin. Dazu kommen eine Plexiglaswände zwischen Mitarbeitern und Fluggästen.
Temperaturmessungen wird es laut Stefani nicht generell geben. Lediglich die Air Canada und die Alitalia würden ein solches «Exit-Screening» durchführen.
«Strenge Maskenempfehlung»
Eien Maskenpflicht wird es laut Tschudin am Flughafen nicht geben. Allerdings sagt er: «Wir empfehlen allen Passagieren, eine Maske zu tragen».
200 Desinfektionsmittel-Spender
Die Selecta-Automaten seien umgerüstet worden. So seien dort etwa Masken oder Desinfektionsmittel verfügbar. Zudem gibt es laut Tschudin 200 Desinfektionsmittel-Spender auf dem Areal und Plexiglasscheiben an allen Schaltern.
«Gespenstische Ruhe»
Als erstes das Wort hat Stefan Tschudin, Chef des operativen Betriebs der Flughafen Zürich AG. Das Interesse an der Medienkonferenz, die auch Flughafenangestellte mitverfolgen, sei so gross, dass man Besucher abweisen, respektive auf den den Live-Stream verweisen musste, sagt er.
Am Flughafen herrsche derzeit eine «fast gespenstische Ruhe», sagt Tschudin. Im vergangenen Frühling habe man 100'000 Passagiere verzeichnet, letzten Sonntag dann einen diesjährigen bisherigen «Passagierrekord» von 3500 Passagieren verbucht.
Pressekonferenz um 10 Uhr
Der Flughafen Zürich, die Kantonspolizei, die Swiss und Swissport stellen ihr Konzept fürs Reisen nach dem Lockdown vor. Dazu werden die Stationen vom Check-in bis zum Boarding vorgestellt.
Als Begleitung sowie zum Abholen wird nur noch eine Person zugelassen. Alle Passagiere erhalten Desinfektionstücher. Dutyfree-Verkauf gibt es bis auf Weiteres nicht mehr. Verfolgen Sie die Massnahmen im Live-Stream.
Seit diverse Länder die Öffnung ihrer Grenzen für Touristen angekündigt haben, machen sich die Airlines startklar. Swiss, Helvetic, aber auch die Betreiber der Schweizer Flughäfen arbeiten derzeit die nötigen Schutzmassnahmen aus. Wie diese konkret aussehen werden, wollen sie nicht kommunizieren, bevor das Bundesamt für Gesundheit kommende Woche die nächsten Öffnungsschritte bekannt gibt. Ein 30-seitiges Papier, das dieser Zeitung vorliegt, zeigt jedoch, was die Passagiere erwartet.
Lesen Sie dazu: So sollen die Passagiere wieder abheben
Wartezeiten
Grundsätzlich will die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit (EASA) die Aufenthaltsdauer der Passagiere am Flughafen verkürzen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Diverse von ihr vorgeschlagene Schutzmassnahmen führen aber zu längeren Wartezeiten – beispielsweise am Flughafen Zürich, wo die Kapazität in Bussen und der Skymetro reduziert worden sind, um die Abstände zwischen den Personen zu vergrössern.
Zugang zu den Terminals
Die Behörde empfiehlt den Flughafenbetreibern, dass sie den Zugang zu den Terminals auf die Passagiere und die Mitarbeiter begrenzen. Begleitpersonen dürften demnach nur ausnahmsweise mit hinein, etwa wenn der abfliegende Passagier einer Betreuung bedarf. Der Flughafen Zürich hat sich bereits gegen diese Massnahme entschieden. Seine Terminals stehen auch künftig nicht nur den Fluggästen offen.
Masken
Die Flughafenbetreiber sollen laut EASA in Betracht ziehen, Automaten für den Verkauf von Masken aufzustellen. Das hat der Zürcher Airport bereits umgesetzt: Vor der Bordkartenkontrolle stehen zwei Automaten mit Hygieneartikeln.
Eine Maskenpflicht für sämtliche Passagiere wird von der EASA empfohlen, sobald diese das Terminal ihres Abflugortes betreten. Sie soll gelten, bis die Fluggäste das Airport-Gebäude ihrer Destination verlassen haben. An den Schweizer Flughäfen besteht keine Maskenpflicht, weil das Bundesamt für Gesundheit bisher keine solche Weisung erlassen hat.
An Bord
Die Airlines müssen fortan die Kabinen ihrer Maschinen häufiger reinigen: Bei Easyjet wird jedes Flugzeug täglich einem Desinfektionsverfahren unterzogen, das mindestens 24 Stunden lang einen Oberflächenschutz vor Viren bietet.
Künftig sind die Sicherheitsdemonstrationen an Bord um ein Kapitel reicher: Die Flugbegleiter sollen laut EASA den Passagieren zeigen, wie sie im Notfall ihre Schutzmasken ausziehen und sie durch die Sauerstoffmasken austauschen.
Was in der Economy zudem längst Tatsache ist, wird wohl auch in der Business- und der Firstclass umgesetzt: Die EU-Behörde legt den Airlines nämlich nahe, Essen und Trinken nur noch verpackt zu verteilen. Die Billig-Airline Easyjet hat bereits ihr Verpflegungskonzept angepasst und kündigt an, dass an Bord ihrer Kurzstreckenflüge «zunächst keine Getränke und Speisen serviert» werden.
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