Betreuung für Kinder und JugendlicheSchach, Reiten, Fussball – Sportcamps in den Sommerferien boomen
Der ehemalige Fussballprofi Mario Sager bietet Ferienlager an, schon 20’000 Kinder nehmen jährlich teil. Das Angebot bezahlbar zu machen, ist aber ein Kraftakt. Sein Erfolgsrezept.
Es ist wieder so weit, die Sommerferien stehen an. Und damit auch die immer gleichen Fragen. Wo geht es hin? Wie wird das Wetter? Und wie beschäftigen wir die Kinder? Fünf Wochen dauern die Ferien in Zürich oder Bern. In anderen Deutschschweizer Kantonen haben die Kinder gar bis zu sieben Wochen schulfrei.
Die gesetzlichen Ferien von arbeitstätigen Menschen in der Schweiz betragen mindestens vier Wochen im Jahr, und arbeiten beide Elternteile, geht die Rechnung der Kinderbetreuung in den Schulferien nur schwer auf. Und dies ist in der Schweiz oft der Fall, im Jahr 2022 waren rund 83 Prozent aller in einer Partnerschaft lebenden Mütter und rund 97 Prozent der Väter arbeitstätig. Bei allein lebenden Müttern waren es sogar rund 87 Prozent, bei den allein lebenden Vätern 93 Prozent.
Dieser Veränderung der Arbeitstätigkeit ist sich auch Mario Sager bewusst. Er ist Inhaber von MS Sports, einem der grössten Schweizer Anbieter von Sportcamps für Kinder und Jugendliche, und sagt: «Die Eltern werden durch die Camps entlastet und wissen: Ihre Kinder machen in dieser Zeit etwas, das ihnen Freude bereitet.»
Begonnen hat der gebürtige Luzerner mit kleinen Fussballcamps, als er selbst noch beim FC Luzern aktiv war. Das ist rund 16 Jahre her, und etwa 60 Kinder nahmen damals teil. «Nun sind wir bei über 400 Lagern und etwa 20’000 Kindern, die in diesem Jahr an einem der Camps teilnehmen werden», sagt Sager. Angeboten werden diese Lager ganzjährig jeweils in den Schulferien.
Weitere grössere Anbieter neben MS Sports sind der Verein Kinder-Camps und Moving Sportcamps. Bei Letzterem sind laut Website in diesem Jahr rund 60 Camps in 50 Ortschaften geplant. Beim Verein Kinder-Camps sollen 150 Camps an 55 Orten stattfinden.
Die Scheune wird zum Hobbyraum
Von Reiten über Biken bis hin zu Skifahren – es wird einiges angeboten, wobei die weiterhin mit Abstand meistbesuchten Camps die sind, in denen Fussball gespielt wird. Fast die Hälfte aller Kinder, also nahezu 10’000 pro Jahr, nehmen an diesen teil. «Doch beim Schach war meine Überraschung über die Anzahl teilnehmender Kinder aber am grössten», so Sager. Schon beim Pilotprojekt nahmen an drei Schach-Camps je 40 Kinder teil.
Der 39-Jährige ist selbst sehr sportaffin. Weiss man dies nicht, wird es einem spätestens beim Betreten seiner umgebauten Scheune bewusst. Wo früher Tiere hausten, kommen nun die Kinder vom Dorf zusammen und toben sich aus. Fussball, Pingpong, Turnmatten, fast alles ist da, um ihnen den Schnauf zu rauben.
Er selbst tobt sich momentan weniger aus. Achillessehnenriss. Er, der seine Fussballkarriere aufgrund einiger Verletzungen beendete, kennt auch die Schattenseiten des Sporttreibens. Doch die vielen positiven Seiten überwiegen. Und so kam es dazu, dass er den Sport den Kindern näherbringen wollte, auch wenn der Markt nicht sehr lukrativ sei, so Sager. «Bezahlbare Angebote funktionieren nur durch Effizienz und Sponsoring-Partner. Das unterschätzen viele, die beginnen.»
Eine Woche gibts ab 285 Franken
So gebe es viele Anbieter, die nach kurzer Zeit den Laden wieder schliessen müssten. Auch beim im Aargau wohnhaften Luzerner dauerte es lange, bis er sich den ersten eigenen Lohn auszahlen konnte, lieber investierte er das Geld in neue Sportutensilien für die Camps. Und früh kam ihm auch die Idee, Sponsoren mit ins Boot zu holen. «Das ist bis heute das Erfolgsrezept von MS Sports, um die Camps günstig anzubieten», sagt Sager. Je nach Camp variieren die Preise, eine Woche Fussball etwa kostet 285 Franken.
Als grossen Vorteil sieht Sager auch, dass die Sportstätten und Infrastrukturen in den Ferien kaum benutzt werden und die Camps daher sehr willkommen seien, um die Auslastung zu fördern. Und die Gemeinden seien froh, wenn es auch in ihrer Umgebung solche Angebote gebe, so Sager.
Weiter will der 39-Jährige das Angebot seines Unternehmens ausbauen. So sollen die Kinder schon bald auch frühmorgens und nicht erst um beispielsweise 10 Uhr in die Camps gebracht und später abgeholt werden können, um den ganztägig arbeitenden Eltern entgegenzukommen.
Die Wertschätzung der Eltern ist dem Luzerner und den Sportcamps daher wohl bewusst. Zudem gibt es auch höchst selten Probleme mit den Erziehungsberechtigten. Einzelne können teilweise nur schwer loslassen, meint Sager, doch auch sie merken, dass es helfen kann, wenn man den Kindern Freiraum gewährt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.