Fehlende Landessprachen An der Goldküste wird der Sommer extra für Expats angekündigt
In Küsnacht ist Englisch allgegenwärtig. Dies nimmt manchmal schon fast kuriose Züge an.
Als Kind wurde man in meiner Generation noch auf die Landessprachen geeicht. Ich erinnere mich gut daran, wie ich, als ich gerade lesen lernte, mir im Supermarkt auch gleich noch die französischen und italienischen Begriffe auf den Packungen einprägte. So war die Milch für mich von da an auch gleich noch «Lait, Latte».
Doch heute ist alles anders. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man in der Stadt Zürich in einer Bar oder einem Restaurant auf Englisch bestellen muss. Und auch bei uns in den Zürichsee-Dörfern hält die globalisierte Welt immer mehr Einzug.
So staunte ich doch etwas, als ich im Eingangsbereich des Gemeindehauses Küsnacht eine Tafel entdeckte, die mich nicht nur über die Sommeröffnungszeiten, sondern auch noch über die «Summer opening hours» informierte. Und die Gemeinde denkt an alles, auch an das Schlimmste. So wird auf der Tafel ebenfalls nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch informiert, wie das Bestattungsamt erreichbar ist, sollte die Verwaltung geschlossen sein. Merke: Auch Menschen aus dem angelsächsischen Raum sind Normalsterbliche.
Man könnte nun sagen, dass eine solche zweisprachige Tafel insbesondere in Küsnacht keine Überraschung ist, sondern schlicht der Lebensrealität entspricht. Denn bereits vor zwei Jahren wurde bekannt, dass das Seedorf die Schweizer Gemeinde mit den meisten Englisch-Muttersprachlern und -Muttersprachlerinnen ist. Es handelt sich dabei um jeden sechsten Einwohnenden. Aber auch andere Zürichsee-Gemeinden wie Zollikon und Thalwil stehen angesichts zahlreicher Expats, die dort wohnen, weit vorne auf besagter Liste.
Wohl jeder Küsnachter kennt die Situation, dass Kundinnen und Kunden im Geschäft auf Englisch bedient werden wollen. Wobei man in der schönen neuen Welt inzwischen seine Waren auch wortlos über den Scanner ziehen kann. Da ist mir ein bisschen Internationalität doch lieber. Denn genau dies ist doch eigentlich das Schöne: Solange wir im Gespräch bleiben, sei es auf Deutsch, Englisch oder mit Händen und Füssen, ist die Welt noch in Ordnung. Aber ein ganz klein bisschen würde ich mich über eine französische oder italienische Variante der Sommeröffnungszeiten dann doch freuen. Die rätoromanische Tafel wäre dann vielleicht doch etwas zu viel des Guten.
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