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Wenn der Sieg gegen Nadal unwichtig ist

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Flammenwerfer in Aktion und tosender Applaus: Um 19.15 Uhr betreten im Rahmen des «Match in Africa 6» Roger Federer und Bill Gates das Cape Town Stadium. Kurz darauf schreiten auch Rafael Nadal und Trevor Noah zum orangen Court. Der südafrikanische Komiker erntet Begeisterungsstürme, als er das Publikum nicht nur in Englisch, sondern auch in Afrikaans begrüsst. Noah sagt, sie hätten im Doppel Vorteile, weil er auch ein halber Schweizer sei und wisse, wie Federer denke.

Dann steht Lynette Federer auf der grossen Bühne. Und an diesem speziellen Abend bekommt die Mutter ähnlich viel Beifall wie ihr Sohn. Sie führt den Münzwurf aus und schwärmt im Interview von der Schönheit ihres Geburtslandes und den Menschen Südafrikas.

Bill Gates darf auch Tennis spielen. (Video: SRF)

Schliesslich beginnt das Spektakel. Die vier Entertainer sind mit Mikrofonen ausgerüstet und kommentieren das Geschehen witzig. Den grössten Lacher erntet aber ein Ballmädchen, das gefragt wird, wer am besten spiele, und antwortet: «Ich denke, Bill Gates.» Die Besucher bekommen Scherze von Noah und Trickschläge der beiden erfolgreichsten Akteure der Tennisgeschichte zu sehen. Dass Federer/Gates den Satz 6:3 gewinnen, ist nur eine Randnotiz.

Federer und Nadal hatten Spass am Spiel. (Video: SRF)

Lange Werbetour

Für Federer ist das Hauptereignis quasi das Dessert. Es bildet den Abschluss eines langen Tages. Seine Werbetour begann schon frühmorgens, als er Bo-Kaap, das malaiische Viertel Kapstadts, besuchte und anschliessend die Bilder über die sozialen Medien verbreiten liess. Kurz nach 11.30 Uhr traf er mit Rafael Nadal, begleitet von einer Polizeieskorte, auf dem abgeriegelten Platz Grand Parade ein.

Die Tennisgiganten schlugen auf einem Minifeld in Strassenkleidern ein paar Bälle und liessen sich ausgiebig fotografieren. Zuschauer hatte es nur knapp 100, denn der Event war nicht angekündigt worden. «Es geht vor allem um das ikonische Bild mit dem Rathaus und dem Tafelberg im Hintergrund», erklärte Federers Manager Tony Godsick. Man dürfe das Programm der beiden Spieler nicht überladen, damit sie am Abend noch frisch seien. Doch selbst der gewiefte Geschäftsmann kann nicht alles kontrollieren. Einerseits war der Himmel statt blau weiss-grau, andererseits verzögerte Federer den Ablauf, indem er den Fans eine Freude machte und Autogramme verteilte.

Der nächste Programmpunkt fand am Nachmittag im Leichtathletikstadion statt. Die Tennisstars zeigten mithilfe von Mitarbeitern einer Zirkusschule und 108 Fünfjährigen aus diversen Townships, wie Mädchen und Buben auf spielerische Weise motorische und intellektuelle Fähigkeiten erlangen können. Lustig war, als Federer und Nadal den Kids eine Geschichte erzählten. «Wir wollten unbedingt Kinder integrieren, denn letztlich sind sie der Grund, weshalb wir den ganzen Event veranstalten», sagte Janine Händel, CEO von Federers Stiftung.

Rugbytrikot für Federer

Nun begann sich das Cape Town Stadium zu füllen. Ridah Jappie gehört zu den Glücklichen, die bei einer Verlosung des Südafrikanischen Tennisverbands gezogen wurden und ein Ticket kaufen konnten. «Ich habe Federer und Nadal eine Million Mal am TV gesehen, aber für die meisten Menschen aus Afrika ist es fast unmöglich, sie live zu erleben. Und nun spielen zwei der grössten Spieler der Geschichte in meiner Heimatstadt – einfach unglaublich», erzählte Jappie.

Federer kann auch Balljunge sein. (Video: SRF)

Die Vorfreude war überhaupt riesig. Die Tageszeitung «Cape Angus» titelte auf Seite 1: «Win-win-Situation für die Stadt und die Fans». Die Zuschauer bekämen grossartigen Sport zu sehen, die Stadt profitiere wirtschaftlich. Bürgermeister Dan Plato wurde dahingehend zitiert, dass er mit einer Wertschöpfung von gegen 50 Millionen Franken rechne.

Ein Chor, eine Tanzgruppe und Akrobaten erzeugten eine farbenfrohe Show und afrikanisches Flair. Die Stimmung erreicht den Höhepunkt, als Siya Kolisi, der Captain des südafrikanischen Weltmeisterteams im Rugby, Federer ein Trikot mit dessen Namen und der Nummer 8 überreicht. Es sitzt wie angegossen. Als Kolisi Federer für das Engagement im südlichen Afrika dankt, hat das Gewicht: Der Rugbystar ist selber in einem Township aufgewachsen.

Federer gewinnt gegen Nadal 6:4, 3:6, 6:3, doch andere Zahlen sind für einmal wichtiger: 51954 Zuschauer bedeuten Weltrekord für einen Tennismatch, und 3,5 Millionen US-Dollar fliessen in die Stiftung.