Zorniger Roger Federer«Das lasse ich mir nicht gefallen»
Höhen und Tiefen und viel Leidenschaft: Roger Federer zeigte auf dem Weg zum 6:2, 2:6, 7:6, 6:2 über Marin Cilic viele Facetten.
Roger Federer ist schon über 20 Jahre Tennisprofi und hat fast alles erlebt. Doch auch in seinem 1518. Spiel gab es für ihn eine Premiere: eine Verwarnung als Rückschläger wegen Zeitüberschreitung. Er lag im zweiten Satz gegen Marin Cilic 1:3 zurück, es lief gerade nicht so gut, als Schiedsrichter Emmanuel Joseph diese Verwarnung gegen ihn aussprach. Offenbar hatte er Cilic als Aufschläger warten lassen. Doch das liess Federer nicht auf sich sitzen. Er schritt zum Netz und verwickelte den Schiedsrichter in eine minutenlange Diskussion.
Nachdem er sich in vier Sätzen durchgesetzt hatte, sprach er auf Baslerdeutsch nochmals im Detail über jene strittige Szene. «Ich sagte immer: Wenn ich mit dem Schiedsrichter rede, darf es mich nicht zu fest beschäftigen. Es muss fast schon lässig sein. Du musst dorthin laufen und sagen: So, und jetzt besprechen wir das Ganze einmal in aller Ruhe. Du darfst nicht so emotional da reingehen, als ob du den Schiedsrichter vom Stuhl herunterholen möchtest.»
Handgreiflich wurde er nicht, aber Federer war schon ziemlich aufgebracht. Zumal er fand, Cilic habe sich selbst ziemlich viel Zeit genommen, bis er endlich aufschlug: «Wenn er seinen Fuss an die Servicelinie setzt, ist er noch nicht bereit. Er prellt zuerst noch zehnmal den Ball. Und ich habe keine Lust, dort zu stehen und zu warten. Er kann von mir aus einmal anfangen zu prellen, und ich stelle mich dann etwas später bereit.» Was, natürlich, als kleiner Scherz gemeint war.
Gar nicht gentlemanlike
Jedenfalls war diese Episode, die so gar nicht zum Bild von Gentleman Roger passt, auch eine Botschaft des 39-Jährigen, dass er nicht einfach nur ein bisschen mitmacht am French Open. Oder, wie er es ausdrückte: «Ich wollte zeigen: Das lasse ich mir nicht gefallen. Mir sind solche Punkte oder Verwarnungen wichtig. Nicht einfach Schwamm drüber, alles ist egal. Ich wollte zeigen, dass ich nicht einfach nur happy bin, hier in Paris zu spielen. Ich finde, ich habe das gut gemacht. Und ich konnte es in positive Energie umwandeln.»
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In der Tat fand Federer nach einem Zwischentief gegen Ende des dritten Satzes zu seinem besten Tennis. Er spielte ein brillantes Tiebreak und eilte danach im vierten Durchgang davon. «Es war ein sehr guter Match für mich», resümierte er. «Ein bisschen ein Auf und Ab im zweiten und dritten Satz. Aber das Gute ist: Ich weiss, woran es lag. Und dieser dritte Satz, als ich meinen Vorsprung preisgab und dann wieder zulegte, war sehr gut für mich. Solche Situationen kannst du im Training nicht simulieren, das musst du im Match erleben.»
Auch, dass er sich im Verlaufe des Spiels habe steigern können, in einer intensiven Partie über zweieinhalb Stunden, stimme ihn zuversichtlich: «Ich habe mich selber ein bisschen überrascht. Marin (Cilic) hat nicht sein bestes Jahr, aber ich fand, es war ein sehr guter Match. Dass ich so lange auf diesem Niveau spielen kann, hatte ich im Training gezeigt. Aber im Match ist es immer noch etwas anderes. Meine Steigerung zeigte mir, dass ich noch Reserven habe.»
Weil Federer durchkam, wird ihm auch sein 1519. Profispiel eine neue Erfahrung bringen: Er trifft da auf den 347. Gegner seiner Karriere, den Deutschen Dominik Koepfer (ATP 59). Der 27-Jährige ist ein Spätzünder, spielte zuerst College-Tennis in den USA und dann mehrheitlich auf der Challenger-Tour, ehe er am US Open 2019 den Durchbruch schaffte: Da stürmte er als Qualifikant bis in den Achtelfinal und stiess in die Top 100 vor. Am French Open verschaffte sich der Linkshänder das Rendezvous mit Federer mit einem Viersatzsieg über den US-Amerikaner Taylor Fritz (ATP 33). «Das überrascht mich nicht», sagte Federer. «Ich habe ihn ein bisschen spielen gesehen, er spielt gut auf Sand. Ich freue mich, geht es weiter.»
Noch grösser dürfte die Vorfreude bei Koepfer sein. «Ich werde einmal erzählen können, ich hätte gegen Federer gespielt», sagte er strahlend. Aber aufpassen, er sollte ihn auf keinen Fall reizen!
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