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FCZ-Attraktion Jonathan Okita
Mit Tricks und Toren hat er seine Sorgen vertrieben

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Viel herumgekommen ist er schon, dieser Jonathan Okita, sein Leben ist eine grosse Reise durch West- und Mitteleuropa. In Köln begann alles, daran kann er sich kaum erinnern, in Paris lernte er das raue Leben kennen, in Brüssel wurde er zum Mann, in Maastricht, der niederländischen Universitätsstadt, verwirklichte er seinen Traum.

Und jetzt ist er in Zürich, 27 Jahre alt, 1,81 Meter gross, Fussballprofi. Ein Stürmer, trickreich und mit dem Mut, auf dem Platz das Spezielle auszuprobieren. Muss nicht immer klappen, aber gerade funktioniert es oft gut. Kein Super-Leauge-Spieler schoss in dieser Saison mehr Tore als Okita, gemeinsam mit dem Lausanner Kaly Sène und dem Genfer Chris Bedia führt er die Torschützenliste an. Damit hat er seinen Anteil am schönen Saisonstart des FCZ, der den Verein auf Rang 2 getragen hat.

Okita sitzt in einem Raum im Home of FCZ, diesem Bau am Zürcher Stadtrand, hier nennen ihn alle John. Er trägt eine Nike-Jacke und eine Supreme-Kappe, die er oft richtet, aber nie abnimmt. 10 bis 15 Minuten habe er nach dem Training bloss, hiess es beim FCZ, es ist die Woche vor dem Spitzenspiel, man will sich nicht mit zu vielen Nebensächlichkeiten aufhalten, weil am Samstagabend YB in den Letzigrund kommt. Am Ende redet Okita aber doch länger.

Multikulti in Frankreich, Party in Belgien

Er sei froh, all diese Kulturen kennen gelernt zu haben, sagt er, von überall habe er etwas mitgenommen. Die Franzosen seien multikulturell, dort gebe es alles, die Belgier würden gern Party machen, die Niederländer auch, aber erst, wenn die Arbeit getan ist. Und in der Schweiz, da sei alles etwas seriöser als sonst wo, «hier kommt man nicht zu spät zu Terminen», sagt Okita und lacht. Französisch, Englisch und Niederländisch spricht er fliessend, er ging auch mal in den Deutschunterricht, liess es aber sein, als es beim FCZ letzte Saison sportlich nicht lief. Bald will er wieder anfangen.

Bei all seinen Umzügen bleibt die Frage, was Okita denn als Heimat sieht. Belgien ist die Antwort, dafür muss er nicht überlegen. Die Eltern sind noch da, er war einst nahe an der belgischen U-21-Nationalmannschaft, schaffte den Sprung aber nicht. Der Traum aber, einmal Fussballprofi zu werden, wurde in Belgien konkret. In Paris hatte Okita zwar auch gespielt, allerdings in tieferen Ligen. «Und in Frankreich ist die Konkurrenz gross», sagt er.

Einmal spielte er schon für den Kongo

Belgien wurde zu Okitas Heimat, weil sein Vater eine bessere Zukunft für seine Kinder sah als in den Banlieues von Paris. Er fand einen neuen Job und nahm die Familie mit, die Mutter, Jonathan, damals 14, eine ältere Schwester und zwei jüngere Brüder (auch sie spielen Fussball). In Belgien sei es zu Beginn nicht einfach gewesen, sagt Okita, kurzzeitig verlor er gar die Freude am Fussball. Heute ist er froh um den Umzug, Juvisy-sur-Orge, dort lebte die Familie in Paris, ist kein einfaches Pflaster. 

Mit 21 ging Okita in die zweithöchste niederländische Liga, 2021 stieg er mit dem NEC Nijmegen in die Eredivisie auf. Für den Verein spielte er über 130-mal, er skorte fast in jedem zweiten Spiel, das machte ihn interessant. Im Land seiner Eltern, der Demokratischen Republik Kongo, wurden die Verantwortlichen auf den wendigen Flügel aufmerksam. 2021 durfte er das riesige Land am Äquator vertreten. Es war das erste Mal, dass er überhaupt im Kongo war, das Aufgebot erfüllt ihn mit Stolz, die Eltern sowieso.

«Ich dachte viel nach und war nicht frei im Kopf.»

Jonathan Okita über seine ersten Monate beim FCZ

Von Nijmegen führte Okitas Weg in die Schweiz, im Sommer 2022 kam er nach Zürich. Der FCZ hatte gerade eine unerwartet erfolgreiche Saison hinter sich, die er mit dem Schweizer Meistertitel beendete. Zwei der besten Torschützen, Assan Ceesay und Wilfried Gnonto, gingen, und Okita war einer von denen, die diese ersetzen sollten. Der FCZ aber litt und mit ihm der Stürmer, der Saisonstart unter Trainer Franco Foda war miserabel, erst in der Rückrunde ging es wieder aufwärts, mit Bo Henriksen als neuem Coach. 

Okita spielte anfangs nicht oft, das war er sich nicht gewohnt. «Egal, wo ich war, ich spielte immer», sagt er. Er habe zwar nie an sich gezweifelt, das betont er, aber die ersten Monate in der Schweiz seien nicht einfach gewesen. Okita erzählt: «Ich dachte viel nach und war nicht frei im Kopf.» Als die Hinrunde im Januar vorbei war, hatte er ganze drei Tore erzielt, eines davon führte immerhin zum ersten Sieg der Saison, am 14. Spieltag, ein 1:0 beim FC Sion, dem späteren Absteiger.

Das alles, die vergebenen Chancen, die tiefen Noten in den Medien, die enttäuschende Saison überhaupt, ist heute weit weg. Okita fühlt sich so wohl wie noch nie beim FCZ. Er sagt: «Wir wollen zeigen, dass die letzte Saison ein Fehler war.» Von der Meisterschaft will er nicht sprechen, das Ziel sei, es in den europäischen Wettbewerb zu schaffen, «alles andere ist ein Bonus». Vielleicht ja auch der Deutschunterricht, wenn es sportlich weiter so gut läuft.