1:3-Niederlage gegen ServetteDer VAR verhindert die Wende, die Zürcher machen dafür Geschenke
Der FC Zürich jubelt gegen Servette über den Ausgleich, doch ein Handspiel verhindert ihn. Zum Schluss sind die Gäste zu effizient und das Heimteam in der Defensive zu fehlerhaft.

Der Letzigrund steht kopf. Die Spieler in Blau-Weiss liegen am Boden – jubelnd. Die wunderbare Wende aus Sicht des FC Zürich, sie ist in vollem Gange. Rodrigo Conceicao schiebt die Hereingabe von Steven Zuber ins Servette-Goal. Zum 2:2. Zum vermeintlichen 2:2, um genau zu sein.
Der VAR schaltet sich ein und sieht etwas, das nahezu die ganze Gastmannschaft gesehen haben will. Denn schon kurz nach dem Treffer protestieren sie bei Schiedsrichter Fedayi San. Und dieser nimmt einige Minuten später nach Konsultation der Bilder das Goal zurück. FCZ-Mittelfeldspieler Jean-Philippe Gbamin ist mit dem Arm am Ball. Zwischen dieser Aktion und dem Goal liegen noch einige Spielzüge, einige Sekunden, wenn nicht sogar Minuten. Doch der Schiedsrichter handelt nach Regelbuch – und bricht damit das Momentum des FCZ.
Servette spielt durchschnittlich – und gewinnt trotzdem
Schon etwas mehr als fünf Minuten zuvor erzielt das Heimteam den Anschlusstreffer zum 1:2. Damienus Reverson vollendet per Direktabnahme einen Flankenball von Jahnoah Markelo. Die Zürcher kommen aus der Pause, als hätten sie erst nach 45 Minuten an der wunderbaren Frühlingsluft geschnuppert, die an diesem Sonntagnachmittag im Letzigrund weht. Plötzlich sind sie angriffig, lustvoll, ja richtig lebensbejahend.
Diese Positivität hält aber nicht bis zum Schluss, reicht damit nicht zum Sieg. Zum Schluss reisen die Gäste mit einem 3:1-Sieg im Gepäck zurück nach Genf und zeigen, dass nicht unbedingt begeisternder Fussball gespielt werden muss, um vorne in der Tabelle stationiert zu sein. «Es ist schön, wenn man gewinnt und durchschnittlich spielt», lautet die nüchterne Erklärung von Gäste-Trainer Thomas Häberli.
Was die Genfer aber zeigen, ist eine Lehrstunde in Sachen Effizienz. Die Zürcher ihrerseits zeigen eine andere Lehrstunde: Geschenke verteilen. Jedes der drei Tore von Servette entsteht aus Fehlern in der FCZ-Abwehr. In der 8. Minute enteilt Miroslav Stevanovic einer zu hoch stehenden und sich nicht gegenseitig absichernden Zürcher Defensive und schiebt ein. Der hinterher eilende Calixte «Junior» Ligue, der seinen Vertrag beim FCZ bis 2030 verlängert hat, kann auch nichts mehr ausrichten.
FCZ-Spieler sollen «extrovertierter» sein
Kurz vor der Pause ist es Enzo Crivelli, der allein vor dem Tor stehend eine Hereingabe von Stevanovic mit der Brust ins Tor befördert. Hinter ihm steht nochmals ein Mitspieler und mit Daniel Denoon ein allein gelassener FCZ-Verteidiger. Und kurz vor Schluss köpft der zur Pause eingewechselte Benjamin Mendy in die falsche Richtung und legt den Ball so Alioune Ndoye vor, der kein Problem mehr hat, das Tor zu erzielen.
Die Defensive von Trainer Ricardo Moniz ist einfach und schnell zu verunsichern. «Extrovertiert sein, nicht introvertiert», schlägt Moniz vor. Was er damit sagen will: mehr kommunizieren. Zudem bringe es seinem Team nicht viel, nur viel Ballbesitz zu haben. «Es geht hier um Punkte.»
Gegen die Genfer hat das Team von Moniz aber nicht nur viel Ballbesitz, sondern auch einiges mehr an Abschlüssen. 18:8 lautet am Ende die Statistik, doch viele Freudensprünge wird diese in den Reihen der Zürcher nicht auslösen. Zu wenig zwingend sind die meisten der Chancen. «Wir brauchen vorne eine Brechstange», sagt Moniz. Diese angesprochene «Brechstange» fehlt aber verletzt: Juan José Perea fällt bis zum Saisonende mit einem Riss der Achillessehne aus. Einen ähnlichen Spielertyp verkörpert Torschütze Reverson; ein weiterer 21-Jähriger, der sich vielleicht bald in der Startformation wiederfinden könnte.
Schon am kommenden Wochenende kommt mit Luzern ein weiteres Team der oberen Tabellenhälfte in den Letzigrund. Der Frust über das Spiel und den VAR-Entscheid dürfte bis dahin vergessen sein.
An diesem Nachmittag ist er aber noch spür- und hörbar. Moniz hält sich aber nach seiner einstigen Sperre nach Schiedsrichterkritik zurück. «Ich sage nicht mehr, was ich denke», sagt der Trainer – und lässt dann doch noch ein wenig Kritik am aktuellen Fussball folgen, der seiner Ansicht nach immer unechter werde oder, wie er sagt: «Mehr Plastik».
Das Doppelspiel
Kurz nach den Männern werden im Letzigrund auch die Frauen des FCZ und Servette im Letzigrund aufeinandertreffen. Es erwartet uns also ein freudiger und langer Fussballnachmittag.
Die Aufstellung von Servette
Auch bei den Gästen gibt es wenig überraschungen. Crivelli soll heute für die Tore sorgen, Ndoye ist vorerst auf der Bank. Ansonsten ist dies die genau gleiche Mannschaft zum Start wie bei Sieg vor einer Woche gegen Lausanne.

Die Aufstellung des FCZ
Wenige Überraschungen in der Aufstellung des FCZ. Der 21-jährige Reichmuth kommt zu seinem ersten Startelfeinsatz bei den Zürchern. Die Defensive wird wohl offensiv mit einer Dreierkette und defensiv mit einer Fünferkette agieren. Man darf gespannt sein, ob Ligue wirklich auf links spielt oder ob sie, wie gegen Lugano, Denoon bringen.
Chouiar rückt etwas nach vorne und agiert so im Sturm für den verletzten Perea. Neben dem Kolumbianer fehlen ebenfalls Tsawa, Bangoura, Goure und Hodza verletzungsbedingt. Tsawa sollte aber nächste Woche schon wieder fit sein, laut den FCZ-Verantwortlichen.

Der Gegner
Diese Genfer sind aktuell das formstärkste Team der Liga: 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen und noch keine Niederlage in diesem Kalenderjahr. Nein, so bestechend tritt Servette gar nicht auf, doch sie schaffen es sich in diesem Jahr auch für eine bescheidene Leistung zu belohnen. Zudem sind die Genfer bislang in dieser Saison das drittbeste Auswärtsteam, der FCZ hingegen steht in der Heimtabelle auf Rang 10.
Die bisherigen Duelle in dieser Saison endeten mit einem 3:1-Sieg für Servette auswärts im Letzigrund und einem 1:1 in Genf.
Der Abwesende
Juan José Pera riss sich vor einer Woche im Tessin die Achillessehne und fällt damit bis zum Ende der Saison aus. Sein Leihvertrag läuft ebenfalls Ende Saison aus. Verpflichtet der FCZ den Kolumbianer nicht fix von Stuttgart, wird dieser sein letztes Spiel für die Zürcher gegen Lugano gemacht haben.
Herzlich Willkommen!
Der FC Zürich empfängt zu Hause Servette. Nach dem 3:0-Sieg im Tessin soll auch heute die Formkurve der Zürcher weiter nach oben zeigen. Die Genfer ihrerseits sind seit acht Spielen ungeschlagen, haben zuletzt gar vier in Serie gewonnen.
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