Favoriten am Unspunnen-SchwingetEin 145-kg-Koloss fordert die Grössen heraus
Schlagen die Berner nach der Niederlage am Eidgenössischen zurück – oder macht doch Samuel Giger das Rennen? Diese Schwinger können in Interlaken gewinnen.

Fabian Staudenmann (Bern)

Er ist der dominanteste Schwinger in dieser Saison und unbezwungen: Neun Kranzfeste hat der 23-Jährige bestritten, deren sieben gewonnen. 2022 war er achtmal Zweiter geworden, auch am Eidgenössischen in Pratteln.
Damit haderte der angehende Mathematikstudent. Ein langes Gespräch mit seinem Coach Matthias Glarner half bei der Aufarbeitung. Nun schwingt er entschlossener – und variantenreicher.
Samuel Giger (Nordostschweiz)

194 cm gross, 123 kg schwer – der Thurgauer ist eine Gewaltserscheinung. Nachdem er zu Saisonbeginn mit Blessuren zu kämpfen hatte, startete Giger durch: Er gewann drei Kranzfeste, darunter auf dem Brünig.
Der 25-Jährige hat zwar am Kilchberger-Schwinget reüssiert, doch an den letzten beiden Eidgenössischen scheiterte er als Topfavorit klar. Macht der Kopf in Interlaken mit?
Pirmin Reichmuth (Innerschweiz)

Die Vorwürfe trafen ihn – er wehrte sich öffentlich. Im Juni hiess es, der Innerschweizer verzichte absichtlich auf Wettkämpfe und sei gar nicht verletzt, er wolle nur der starken Konkurrenz aus dem Weg gehen. Dabei ging vergessen, was Reichmuth durchgemacht hat: Vier Kreuzbandrisse hat er erlitten; er dachte ans Aufhören und liebäugelte mit einer Karriere als Kugelstösser.
Wie auch immer: Mit dem dreifachen Saisonsieger ist zu rechnen. Aber ihm fehlt eine starke Mannschaft, zumal Joel Wicki verletzt ist.
Domenic Schneider (Nordostschweiz)

Wegen seiner Angriffslust und der emotionalen Jubelstürme gilt er als Publikumsliebling. Zweiter wurde der Thurgauer am Eidgenössischen in Pratteln, in dieser Saison ist er mit drei Kranzfestsiegen sowie den Schlussgang-Teilnahmen auf dem Brünig und der Schwägalp durchgestartet.
Mit 145 kg verteilt auf nur 179 cm gehört Schneider nicht zu den Modellathleten – aber an jedem Fest zum Favoritenkreis.
Matthias Aeschbacher (Bern)

Der 31-Jährige ist für seinen inneren Haken gefürchtet, oft wird er auf seinen Paradeschwung reduziert, was ihm nicht gerecht wird. Der Emmentaler hat sein Repertoire in den letzten Jahren erweitert, und beinahe wäre er in Pratteln König geworden.
Heuer hat er wieder zwei Kranzfeste gewonnen. Aber: Oft zieht er pro Fest einen schwachen Gang ein.
Armon Orlik (Nordostschweiz)

2016 war alles angerichtet, aber der unnahbare Bündner verlor den Schlussgang am Eidgenössischen in Estavayer überraschend gegen Matthias Glarner. Drei Jahre später erlitt Orlik einen Bandscheibenvorfall, Siege wurden seltener.
Bis in dieser Saison: Der Bauingenieur gewann zwei Teilverbandsfeste und bodigte unter anderen Reichmuth. Der 28-Jährige schwingt unbeschwert wie lange nicht mehr.
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