Fall Sanija AmetiNach drei Minuten war das Marienbild verkauft
Das derzeit bekannteste Heiligenbild der Schweiz hat einen neuen Besitzer. Sanija Ametis Schussaktion führte auch im Auktionshaus Koller zu einer Bemerkung.
Für wie viel geht das Heiligenbild weg?
Das war die grosse Frage an diesem Freitagnachmittag im Zürcher Auktionshaus Koller. Um 14 Uhr wurde das Werk von Tommaso del Mazza versteigert. Nach drei Minuten war es verkauft.
Das Bild mit Maria und dem Jesuskind hat in den vergangenen Tagen durch die umstrittene Schussaktion der Zürcher GLP-Politikerin Sanija Ameti eine Bekanntheit erreicht. Sie hatte das Motiv auf der ersten Seite des Koller-Katalogs als Zielscheibe für ein 10-Meter-Schiessen in einem Keller genommen und es anschliessend auf Instagram gepostet.
Geschäftsleiter Cyril Koller konnte sich bei der Versteigerung des Gemäldes einen kurzen Kommentar nicht verkneifen. Es habe zweifelhafte Berühmtheit erlangt, sagte er. «Das hat auch bei uns einiges an Kopfschütteln ausgelöst.» Nach einem kurzen Schmunzeln sagte er: «Wir aber beschränken uns auf die Vermittlung und den Verkauf schöner Kunst.»
Das Bietverfahren startete bei 100’000 Franken. Dann ging es in 10’000-Franken-Schritten aufwärts. Ein gewisser Karl bot für Personen am Telefon, andere Bietende waren im Saal anwesend. 130’000. 140’000. Karl am Telefon signalisierte: kein neues Gebot. Dafür hob jemand im Saal die Hand für 150’000 Franken. 150’000 Franken zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten. Cyril Kollers Hammer fiel.
Das Bild ging an die Käuferschaft, die unter der Nummer 6040 mitgeboten hatte. Wer sich dahinter verbirgt, soll geheim bleiben.
Der Kunstmarkt
Tommaso del Mazzas Werk «Madonna mit Kind und Erzengel Michael» galt im Vorfeld der Auktion der Gemälde Alter Meister als Höhepunkt. Das über einen Meter hohe Gemälde mit Holzumrandung hatte der Künstler 1375 mit Tempera und Goldgrund angefertigt, der Distelfink in der Hand des Jesuskindes gilt als ikonografisch bemerkenswert.
Inwiefern der Skandal den Bildpreis in die Höhe treiben würde, konnte nicht einmal Karoline Weser, Leiterin der Abteilung Alte Meister und 19. Jahrhundert bei Koller, abschätzen. Die Annahmen lagen bei einem Verkaufspreis zwischen 150’000 und 250’000 Franken.
Im Nachhinein zeigt sich: Die Nachfrage hat sich in Grenzen gehalten. Der Kunstmarkt liess sich in diesem Fall nicht von der Aktion und dem Medienwirbel beeinflussen.
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