Kampf um Europacup-PlätzeDie Schweizer haben das Schlimmste abgewendet – vorerst
Die Super-League-Clubs haben diese Woche wichtige Punkte im Rennen um europäische Startplätze geholt. Neuerdings ist YB die Stütze, auf die sich die anderen verlassen können.

Nervenaufreibend war es. Schön war es. Und verdammt wichtig war es auch. Das 1:0 der Young Boys gegen Galatasaray und der Einzug in die Champions League am Dienstag. Der Erfolg des FC St. Gallen im Elfmeterschiessen gegen Trabzonspor mit einem aberwitzigen No-Look-Penalty des St. Gallers Stephan Ambrosius als Höhepunkt. Mit der Folge, dass die Ostschweizer in der Gruppenphase der Conference League starten dürfen.
Das sind wichtige Erfolge für die beiden Clubs. Die Siege gegen die türkischen Vertreter sind aber genauso entscheidend für die gesamte Super League. Weil sie Punkte bringen für die Rangliste der Uefa, die darüber bestimmt, welche Nation wie viele Clubs in welche Wettbewerbe entsenden darf.
In dieser Rangliste sah es noch am letzten Wochenende ziemlich düster aus für die Schweiz. Von Rang 12 war sie auf Rang 17 abgestürzt. Lugano, Servette und der FC Zürich hatten Niederlagen einstecken müssen. Wobei es die Zürcher schafften, sogar beim 0:0 im Auswärtsspiel gegen Shelbourne wichtige Zehntel für das Länderranking zu vergeben.
Unter Rang 15 wird es kritisch
Entscheidend aus Schweizer Sicht ist Platz 15 dieser Rangliste. Wer darunter ist, verliert einen europäischen Startplatz, darf also bloss vier statt fünf Teams in die drei europäischen Wettbewerbe schicken. Und verliert dazu einen Platz in der Qualifikation zur Champions League. Fast noch entscheidender aber ist, in welcher Runde diese Teams in diese Qualifikation starten.
In dieser Saison hatten die Young Boys nur das Playoff zu überstehen, um die Gruppenphase der Champions League zu erreichen. Wären sie Galatasaray unterlegen, hätten sie als Trostpreis immerhin die Europa League auf sicher gehabt.
Der FC Lugano durfte als Zweiter der letzten Saison in der Qualifikation zur Champions League starten und steht jetzt immerhin in der Conference League. Und das, obwohl er von den drei Duellen gegen Fenerbahce, Partizan Belgrad und Besiktas nur jenes gegen den serbischen Club gewinnen konnte.
Sogar Servette hat noch etwas beigetragen
Bei einem Abrutschen auf Rang 16 oder tiefer wären die Wege in die Gruppenphase für die Schweizer Clubs viel weiter. Der Meister müsste drei Gegner ausschalten, um die Königsklasse zu erreichen. Im schlechtesten Fall könnte er sogar sowohl die Europa League als auch die Conference League verpassen. Eine Europacupsaison ganz ohne Schweizer Vertreter in einer Gruppenphase wäre möglich.
Die starken Auftritte von YB und St. Gallen in dieser Woche haben dieses Schreckensszenario erst einmal in den Hintergrund gerückt. Und sogar Servette sammelte trotz dem Ausscheiden gegen Chelsea mit dem 2:1-Heimsieg noch einen Punkt für die Schweiz, die damit wieder auf Rang 14 geklettert ist.
Beendet ist das Rennen damit noch lange nicht. Aber immerhin können jetzt noch drei der fünf Clubs Punkte sammeln, die diesen Sommer in Europa gestartet sind.
Fast nebenbei hat sich diese Woche noch eine Wachablösung ereignet. Die Young Boys mögen den FC Basel in der heimischen Liga bereits 2018 vom Thron gestossen haben. Im europäischen Ranking aber blieben die Basler beharrlich vor den Bernern. Über Jahrzehnte galt: Gewinnt der FCB in Europa, profitiert der Rest der Liga, indem es mehr Startplätze im Europacup gibt.
YB wird zur Schweizer Lokomotive
Das hat sich jetzt geändert. Mitten in ihrer Krise in der Super League haben die Berner die Basler im Europacup überholt. Sie stehen in der Clubrangliste auf Rang 53 und damit erstmals in der Geschichte dieser Tabelle vor dem FCB, der zwei Plätze dahinter folgt. Und YB ist zum ersten Mal jener Club, der die meisten Punkte zum Schweizer Koeffizienten beigetragen hat.
Die Berner übernehmen also nach Anlaufschwierigkeiten die Aufgabe der nationalen Lokomotive. Wobei noch Luft nach oben ist. Die Basler lagen auf dem Höhepunkt ihres europäischen Schaffens in der Saison 2017/18 auf Rang 18 aller europäischen Clubs.
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