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Sanktionen gegen Russland
EU plant Importstopp für russisches Öl

Will den Druck auf Putin erhöhen: Die EU-Kommission unter dem Präsidium von Ursula von der Leyen gibt grünes Licht für eine Öl-Embargo. (27. April 2022)
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Firmen aus der EU sollen in Zukunft kein russisches Öl mehr importieren dürfen. «Wir schlagen jetzt ein Embargo für russisches Öl vor. Dabei geht es um ein vollständiges Einfuhrverbot für sämtliches russisches Öl», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch im Strassburger Europaparlament.

Man wolle russische Rohöllieferungen innerhalb von sechs Monaten und den Import raffinierter Erzeugnisse bis Ende des Jahres auslaufen lassen, fuhr von der Leyen fort. Zudem präsentierte sie weitere Pläne für Strafmassnahmen etwa gegen die mit Abstand grösste russische Bank Sberbank, gegen russische Staatsmedien sowie gegen Verantwortliche für Kriegsverbrechen.

Die EU-Staaten müssen den Vorschlägen noch einstimmig zustimmen. Zu ersten Beratungen wollten sie bereits an diesem Mittwoch zusammenkommen

Ölpreise steigen

Die Aussicht auf ein Embargo liess die Ölpreise bereits steigen. Am Mittwochmorgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 106,12 US-Dollar. Das waren 1,15 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte WTI stieg um 1,26 Dollar auf 103,67 Dollar.

Von der Leyen erklärte zu ihrem Vorschlag für ein Embargo inklusive Übergangsfristen: «Auf diese Weise maximieren wir den Druck auf Russland und halten gleichzeitig Kollateralschäden für uns und unsere Partner weltweit möglichst gering.»

Zugleich räumte die Spitzenpolitikerin ein, dass der geplante Import-Stopp manchen Ländern grosse Anstrengungen abverlangen wird. «Machen wir uns nichts vor: Das wird nicht einfach», sagte sie. Einige Staaten hingen erheblich von russischem Öl ab.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind deshalb weitreichende Ausnahmeregelungen für Ungarn und die Slowakei geplant. Dazu machte von der Leyen jedoch keine Angaben.

Experte sieht Schweizer Öl-Versorgung durch Embargo nicht gefährdet

Die Schweiz, die bisher alle EU-Sanktionen übernommen hat, ist auf Erdölprodukte-Import angewiesen. Fabian Bilger vom Verband der Brenn- und Treibstoffimporteur «Avenergy Suisse» gibt Entwarnung.

Die Schweiz hat im internationalen Vergleich einen hohen Verbrauch an flüssigen Energieträgern. Gemäss der Webseite des eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird in der Schweiz die meiste Energie «in Form von Erdölbrennstoffen und Treibstoffen» verbraucht. Sie machen rund 50 Prozent des Energiekonsums aus.

Trotz dieses hohen Ölbedarfs gibt Bilger Entwarnung für die Schweiz, falls sie den neusten Sanktionen der EU folgen würde. Das importierte Rohöl stamme nicht aus Russland, sondern vor allem aus Nordafrika und dem nordamerikanischen Kontinent, sagt der Experte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Sanktionen gegen Banken

Neben dem Öl-Embargo umfasst der Vorschlag der EU-Kommission auch, drei weitere russische Banken, unter ihnen die Sberbank, vom internationalen Finanzkommunikationssystem Swift abzukoppeln. «Dadurch treffen wir Banken, die für das russische Finanzsystem relevant sind, und schränken Putins Fähigkeit zu weiteren Zerstörungen ein», sagte von der Leyen.

Zudem sollen europäische Wirtschaftsprüfer, Berater und sogenannte Spin-Doktoren nicht mehr für russische Unternehmen und den Kreml von Präsident Wladimir Putin arbeiten dürfen. Ebenfalls Teil der Pläne ist ein Verbot drei weiterer russischer Staatsmedien in der EU. Ihnen sollen die Sendefrequenzen gestrichen werden und sie dürften ihre Inhalte in der EU dann nicht weiter verbreiten – egal ob über Kabel, Satellit, das Internet oder über Smartphone-Apps.

«Als Sprachrohre Putins haben diese Fernsehkanäle seine Lügen und Propaganda erwiesenermassen aggressiv verbreitet», begründete von der Leyen den Schritt. Welche Sender von den Strafmassnahmen betroffen sein sollen, liess sie offen. Anfang März hatte die EU bereits die Verbreitung der russischen Staatsmedien RT und Sputnik verboten.

Russische Offiziere im Visier

Zudem sollen Verantwortliche für Kriegsverbrechen in der Ukraine mit Strafmassnahmen belegt werden, wie von der Leyen weiter sagte. Man führe eine Liste mit hochrangigen Offizieren und anderen Personen, die in Butscha Kriegsverbrechen begangen hätten und die für die unmenschliche Belagerung der Stadt Mariupol verantwortlich seien.

Alle «Kriegsknechte des Kremls» erhielten das Signal: «Wir wissen, wer Sie sind, und Sie werden zur Verantwortung gezogen.» Die Sanktionen, denen die EU-Staaten ebenfalls zustimmen müssen, umfassen Einreisesperren und das Einfrieren von Vermögen.

Für den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg schlug von der Leyen vor, ein Konjunkturpaket zu schnüren. Dies solle Investitionen zur Deckung des Bedarfs und für notwendige Reformen umfassen. «Zu guter Letzt wird das Paket den Weg der Ukraine innerhalb der Europäischen Union ebnen.»

Das neue Sanktionspaket ist bereits das sechste, das die EU-Kommission und der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) auf den Weg bringen. Die wirtschaftlichen Strafmassnahmen sollen vor allem dazu beitragen, Russland die finanziellen Ressourcen für eine Fortführung des Angriffskrieges gegen die Ukraine zu nehmen.

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SDA/chk/aru