AboWas wir lesenEtel Adnan: «Sitt Marie-Rose»
In diesem erstaunlichen Buch ist Maria nicht Mutter Jesu, sondern eine Märtyrerin, die zum alternativen Messias wird.
Unter den grossen Religionen gibt es nur eine, in der eine Frau eine Hauptrolle spielt: die christliche. Bei den Reformierten eher weniger, doch bei den Katholiken umso mehr ist Maria ihrem prominenten Sohn dem Mass der Verehrung nach fast ebenbürtig und rangiert quasi direkt hinter Gott. Ich finde es erstaunlich, dass die Kirche aus diesem Alleinstellungsmerkmal nicht mehr Kapital schlägt. Und so bleibt Maria bei aller Verehrung theologisch blass, ihre Heiligkeit bezieht sie aus dem willfährigen Gebären des göttlichen Samens und aus dem duldsamen Verzicht auf ihren Sohn, der sich in seinem kurzen Leben nicht weiter für seine Mutter interessiert.