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Meinung

Analyse zu den Folgen des Klimawandels
Es geht um die Existenz ganzer Staaten

Der Tschadsee schrumpft – das verschärft Arbeitslosigkeit und Armut und befeuert Gewalt.  
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Über Jahrzehnte hinweg werde der Klimawandel Konflikte schüren, wenn er nicht gebremst werde, warnte der damalige US-Präsident Barack Obama, als er 2009 den Friedensnobelpreis entgegennahm. Ohne Nahrung und sauberes Wasser könnten Menschen nicht in Sicherheit und Frieden leben. Seitdem ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen, und Obamas Prognose trifft noch immer zu. Der Klimawandel steht nicht am Beginn eines Konflikts. Die Mehrheit der Wissenschaftler widerspricht der Annahme, dass er blutige Kriege auslöst. Allerdings sind sich die meisten Experten einig, dass er wie ein Multiplikator wirkt. Er verschärft Konflikte.

Heute Dienstag debattiert der UNO-Sicherheitsrat über den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die internationale Sicherheit. Der Klimawandel ist die grösste Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Lösungsansätze dafür, das zeigt auch die globale Pandemie, sind nicht innerhalb nationaler Grenzen zu finden. Ziel der Gründer der Vereinten Nationen war es, einen Staatenbund zu schaffen, der stark genug sein sollte, Krisen und Kriege abzuwenden. Einen globalen Vermittler also. Insofern ist der Sicherheitsrat der UNO auch der richtige Ort, um über den steigenden Meeresspiegel und Extremwetterereignisse zu sprechen.

Es bleibt nur die Flucht

Aufgabe des Sicherheitsrats ist es, akute Bedrohungen zu debattieren sowie Sicherheit und Frieden zu bewahren. Dafür wurde er mit Werkzeugen ausgestattet, die für alle Staaten bindend sind. Der Sicherheitsrat kann Resolutionen verabschieden, etwa wenn die Zivilbevölkerung unter Beschuss gerät, und Waffenruhen vermitteln, wenn sich Staaten bekriegen. Zwar ziehen die ständigen Mitglieder seit Jahren nicht mehr an einem Strang. Aber nur, wenn das Thema in dem Gremium debattiert wird und immer wieder auf die Tagesordnung kommt, ist irgendwann eine Resolution denkbar, die anerkennt, welche Bedrohung vom Klimawandel ausgeht. Einige Staaten wie China oder Russland lehnen es ab, in dem Gremium über Klimafolgen zu reden. Indien argumentiert, dieser Schritt könne zu militärischen Reaktionen auf Probleme führen, die andere Lösungsansätze verlangten. Doch der Klimawandel hat eben gravierende sicherheitspolitische Folgen.

Die afrikanischen Sahelstaaten zum Beispiel verursachen weniger als drei Prozent der Treibhausgase, die allein die USA ausstossen. Die Temperaturen aber steigen dort schneller als im weltweiten Durchschnitt. Dass der Tschadsee schrumpft, verschärft Arbeitslosigkeit und Armut und befeuert Gewalt. Boden verödet, Wasserquellen versiegen, Dürren und Fluten werden unberechenbarer. So verlieren immer mehr Menschen ihre Lebensgrundlage. Welche Wahl haben sie dann noch, als zu flüchten?

Kampf um Ressourcen

Wenn der Klimawandel den Kampf um Ressourcen und auch den Terrorismus anheizt, wird er zur Sicherheitsbedrohung. Viele Staaten haben das schon erkannt. Einige von ihnen fordern deshalb einen UNO-Sonderbeauftragten, der an den Generalsekretär berichtet. Der menschengemachte Klimawandel gefährdet die schiere Existenz ganzer Staaten. Während die reichen Staaten dafür grösstenteils verantwortlich sind, leiden die restlichen darunter. Winzige Inselstaaten wie Nauru machen seit Jahrzehnten darauf aufmerksam, dass ihnen das Wasser nicht nur bald bis zum Hals steht, sondern: dass es sie irgendwann nicht mehr gibt.