Inside Buckingham PalaceDie geheimen Krebs-Erkrankungen der Royal Family
Queen Elizabeth II. hatte vermutlich Knochenkrebs, auch bei Charles’ Onkel, Grossvater und Grossmutter wurden Karzinome diagnostiziert. Die Öffentlichkeit erfuhr nie davon – in einem Fall nicht einmal der Betroffene selbst.
Die Windsors gelten als zäh und gesegnet mit einer robusten Konstitution, jedenfalls werden sie regelmässig rekordverdächtig alt: Queen Mum 101, Prinz Philip 99 und die im September 2022 verstorbene Elizabeth II. 96 Jahre. Weil die Royals kein Pensionsalter kennen und ihr Beruf darin besteht, öffentliche Auftritte zu absolvieren, fällt jede Abwesenheit sofort auf – und bedarf einer Erklärung. Bis vor zwei Wochen entsprachen die Communiqués aus dem Palast kaum je der Wahrheit, vielmehr wurde diese wolkig verwedelt oder dann gleich brandschwarz gelogen. Denn fast alle Mitglieder der königlichen Familie litten im Laufe ihres Lebens an Krebs – das blieb aber immer geheim.
Dass König Charles seine vergrösserte Prostata öffentlich machte, sorgte daher für Verblüffung auf der Insel. Medizinische Details aus dem Buckingham Palace war man nicht gewohnt, Details zum königlichen Unterleib schon gar nicht. Es wurde allgemein als Zeichen dafür gewertet, dass die britische Monarchie mit der Zeit gehen und offener kommunizieren will. Transparenz ist das Schlagwort der Stunde, darum kommen auch Königs nicht herum.
George VI. wurde nicht gesagt, dass er Krebs hat
Allerdings hatte die Neuerung von Anfang an Grenzen. Das Statement des Kensington Palace, das nur Stunden zuvor verkündet hatte, Prinzessin Kate müsse sich einer Operation unterziehen, blieb so vage wie eh und je: Es handle sich um einen «Eingriff im Bauchraum». Weshalb dieser einen zweiwöchigen Spitalaufenthalt sowie eine Erholung bis Ostern nötig macht, wurde nicht erklärt. Nur, dass es sich nicht um Krebs handle. Als der Palast innerhalb kürzester Zeit das dritte Gesundheitsbulletin herausgab und vermeldete, der König sei an Krebs erkrankt, wurde darin ebenfalls nur Prostatakrebs ausgeschlossen, mehr Informationen gab es nicht.
Wie gross der Fortschritt dennoch ist, zeigt ein kurzer Blick zurück. Während es als selbstverständlich gilt, dass Betroffene über das Ergebnis ihrer Untersuchung aufgeklärt werden, galt das einst ausgerechnet für den König nicht. Charles’ Grossvater, George VI. – bekannt geworden wegen seines Stotterns durch den Film «The King’s Speech» –, erkrankte 1951 an Lungenkrebs.
Das wurde ihm aber nicht mitgeteilt, vielmehr begründeten die Ärzte den nötigen Eingriff ihm gegenüber mit denselben Worten wie gegenüber den Untertanen: dass eine «strukturelle Anomalie» behandelt werden müsse. In Tat und Wahrheit wurde dem Kettenraucher der linke Lungenflügel entfernt – nicht etwa im Spital, sondern im Buckingham Palace, wohin die Operateure eigens anreisten. George VI. verstarb sechs Monate später an den Folgen der Krebserkrankung, wie heute vermutet wird.
Rachen-, Darm-, Brust- und Knochenkrebs
Auch der Bruder von König George VI. – Edward VIII., der 1936 für seine Liebe zur Amerikanerin Wallis Simpson abdankte – war leidenschaftlicher Raucher gewesen, auch er hatte dafür mit seinem Leben bezahlt. Der Onkel von Charles verstarb 1972 an Rachenkrebs. Charles Grossmutter wiederum, genannt Queen Mum, erkrankte im Laufe ihres langen Lebens gar zweimal: 1966 an Darmkrebs und 1984 an Brustkrebs. Der Palast teilte beim ersten Mal lediglich mit, Elizabeth müsse sich einer «Operation im Bauchraum» unterziehen. Noch diffuser war die Erklärung beim zweiten Mal: Die Königin befinde sich für «Tests» im Spital.
Als ihre Tochter, Queen Elizabeth II, im September 2022 im Alter von 96 Jahren starb, lautete die offizielle Begründung dafür Altersschwäche. Das wurde nicht hinterfragt, es leuchtete ein, und die Queen hatte in den Monaten vor ihrem Tod tatsächlich immer fragiler gewirkt. Der Grund dafür sei aber ein anderer gewesen, hiess es in der nur zwei Monate später erscheinenden Biografie «Queen Elizabeth – An Intimate Portrait»: Sie habe an einer seltenen Form von Knochenkrebs gelitten, der einige Zeit vor ihrem Tod entdeckt worden sei. Der Autor gilt als versierter Kenner der Windsors und war befreundet mit Prinz Philip. Der Palast bestätigte seine These aber nie.
Fergie taufte ihre neue linke Brust «Derek»
Dem Palast voraus in Sachen moderner Kommunikation war allerdings eine, die nur noch halb zur königlichen Familie gehört: die Herzogin von York. Fergie, immer schon unaristokratisch indiskret, gab im Juni 2023 bekannt, an Brustkrebs zu leiden und sich einer Mastektomie unterziehen zu müssen. Sie kommunizierte das, wie man das heute macht, per soziale Medien. Und weil Fergie Fergie ist, teilte sie der Öffentlichkeit dann im August mit, dass die Operation acht Stunden gedauert und sie ihre neue linke Brust auf den Namen «Derek» getauft habe. Ein halbes Jahr später, im Januar, gab sie bekannt, bei der Routinekontrolle von Muttermalen sei Hautkrebs entdeckt worden.
Dass Prominente für «Awareness» sorgen wollen, wenn sie ihre Leiden öffentlich machen, mutet oft genug egozentrisch an. Im Fall des Königs sind aber tatsächlich direkte und positive Auswirkungen auszumachen: Wie der «Guardian» berichtet, haben sich die Zugriffe auf die Prostata-Seite des britischen Gesundheitsdienstes NHS am Tag nach Charles’ Ankündigung verelffacht. Und der dazugehörende Onlinetest, mit dem Männer ihr Krebsrisiko überprüfen können, verzeichnete eine Zunahme von 97 Prozent.
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