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Dokfilm über unbeliebten Namen
Er will die Ehre aller Kevins retten

Grosses Mitteilungsbedürfnis: Der französische Grafiker und Regisseur Kevin Fafournoux traf mit seinem Aufruf an die Kevins einen Nerv.
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Männer mit Namen Kevin haben es nicht einfach. Der Vorname ist im alltäglichen Miteinander ungefähr das, was ein fremdländischer Nachname bei der Wohnungssuche ist: eine Hypothek, ein unverdientes Handicap. Wenn Lehrerinnen und Lehrer den Namen Kevin hören, denken sie an ein verhaltensauffälliges und lernfaules Kind, das ergab 2009 eine Umfrage unter deutschem Lehrpersonal (bei Mädchen kassierten Chantal und Mandy die Namens-Höchststrafe).

Fast schon zum geflügelten Wort geworden ist der Spruch «Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose». Zugeschrieben wird er einer deutschen Lehrerin, die sich in der Befragung so geäussert haben soll. Es gibt Kevin-Witze («Kevin lehnt sich an einen Baum. Der Baum fällt um. Warum? Der Klügere gibt nach») und soziologische Debatten darüber, ob es überhaupt so etwas wie typische Unterschichtsnamen gibt. 

Nun will ein französischer Grafiker und Regisseur die Ehre der Kevins retten. Kein Wunder, schliesslich hat er selber die Namens-Niete gezogen: Kevin Fafournoux heisst der 35-Jährige. Für seinen geplanten Dokumentarfilm «Sauvons les Kevin» («Rettet die Kevins») hat er einen Aufruf gestartet in Frankreich und nach Männern gesucht, die gleich heissen wie er und ihre Erfahrungen teilen. Offenbar trifft er damit einen Nerv: Bereits über 300 Kevins hätten sich bei ihm gemeldet, berichtete Fafournoux dem «Guardian».

Kevin Fafournoux wurde 1987 geboren, also zu jener Zeit, als der kurze, aber steile Kevin-Boom seinen Anfang nahm. 

Viele schilderten ihm, wie sie im Beruf oder in Vorstellungsgesprächen nicht ernst genommen oder als inkompetent abgestempelt würden. Beispielsweise habe ihm ein Psychologe von seinem Zögern erzählt, seinen Vornamen auf dem Klingelschild vor seiner Praxis zu nennen, weil er fürchtete, potenzielle Klienten abzuschrecken.

Andere sehen sich bei der Partnersuche im Nachteil: Ein Kevin gab zu, auf Dating-Apps einen falschen Namen zu verwenden, um mehr Matches zu erhalten. Und auch Fafournoux selber sagt, er ertappe sich dabei, wie er jeweils einen Moment zögere, wenn er beispielsweise im Restaurant gefragt werde, auf welchen Namen die Reservation laute. Nur keine negativen Assoziationen wecken. 

War wohl Inspiration für viele Eltern: Der achtjährige Kevin McCallister (Macaulay Culkin) in der Weihnachtskomödie «Kevin – Allein zu Haus» aus dem Jahr 1990.

Er wurde 1987 geboren, also zu jener Zeit, als der kurze, aber steile Kevin-Boom seinen Anfang nahm (sehen Sie hier unsere interaktive Grafik). Warum der Name gegen Ende der Achtzigerjahre plötzlich so beliebt wurde, ist nicht ganz klar, aber ziemlich sicher dürften vielen Eltern zwei Filmklassiker als Inspiration gedient haben: 1990 gab Kevin Costner den Helden im Western «Der mit dem Wolf tanzt», und an Weihnachten desselben Jahres wurde Macaulay Culkin in «Kevin – Allein zu Haus» zum Kinderstar.

Im darauffolgenden Jahr, 1991, wurden in der Schweiz rekordmässige 1078 Kevins geboren (zum Vergleich: 2020 wurde der derzeit beliebteste Bubenname, Noah, 509-mal gewählt). Mitte der Neunziger hatte der Hype aber auch schon ein Ende. Heute kommen in der Schweiz noch rund 40 Kevins pro Jahr zur Welt. 

Und nun soll eine filmische Dokumentation also den Namen rehabilitieren. Kevin Fafournoux will zeigen, dass seine Namensvettern weder Problemschüler noch Unsympathen noch Verlierertypen sind. Dafür interviewt er Kevins nicht nur in seiner Heimat Frankreich und in Deutschland, sondern reist bis nach Irland. Denn der Name hat seine Ursprünge im Altirischen. Seine Bedeutung: «hübsch und liebenswürdig von Geburt an».