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Extremsport
Er rast Hänge hinab, die andere mit Eispickeln hochklettern

Artesonraju, 6025 Meter. Einer von etwa 50 Gipfeln der Cordillera Blanca in den peruanischen Anden. Die Sonne scheint. Die Sicht auf den steilen Hang ist klar. Es sind perfekte Bedingungen für Jérémie Heitz. Er steht neben seinem Kollegen und Skipartner Sam Anthamatten. Sie schauen sich an, dann stossen sie sich ab. Hinein in die weisse Wand. Innert Sekunden beschleunigen sie auf Autobahn-Tempo. Die Ski vibrieren, beide haben einen Tunnelblick. Anthamatten rast. Heitz heizt. Wenige Minuten später ist der Speed-Spuk vorbei. Sie sind angekommen, am Fuss des Artesonraju.

«Ich liebe das Gefühl, schnell zu sein. Auch beim Drachenfliegen oder Mountainbiken», sagt Jérémie Heitz. Da sei er zwar technisch nicht so gut, er versuche aber einfach, seinen Freunden zu folgen. «Nur beim Autofahren muss ich mich bremsen, das wäre in der Schweiz einfach zu teuer.» Heitz lacht, als er das sagt. Seine Stimme ist eher tief. Er hat blonde Haare, sie sind leicht gelockt. Blaue Augen. Der 30-Jährige ist Freerider. Er fährt die steilsten Hänge in einem Tempo wie nur wenige. Oftmals mit Geschwindigkeiten weit über 100 km/h. Sein Fahrstil brachte ihn 2014 auf den dritten Gesamtrang der Freeride World Tour und 2015 auf den zweiten.

«Die Akklimatisation ist bei Sechstausendern viel, viel wichtiger», sagt der Freerider (l.).

Es sind wohl aber nicht nur diese Platzierungen, weshalb Heitz bei Ski- sowie Extremsportfans so bekannt ist. Vor ein paar Jahren machte er mit dem Film «La Liste» Furore, indem er Nordwände von Viertausendern in den Alpen runterfuhr. Nun arbeitet er an einer Fortsetzung: «La Liste 2». Es ist ein Film, für den Heitz – zusammen mit dem Zermatter Anthamatten – dasselbe an Sechstausendern auf der ganzen Welt macht. An Sechstausendern im Himalaja, im Karakorum (einem Gebirge in Zentralasien) und in den Anden, am Artesonraju beispielsweise.

«In Peru war es wunderschön», erzählt Heitz, «der Gipfel ist umgeben von Ebenen, er ragt am Ufer eines Sees als mächtige Pyramide auf.» Aber auch die Reise nach Pakistan habe er in Erinnerung. Dies, weil es in Islamabad Anschläge gegeben habe, und das kurz bevor sie angereist seien. Der Walliser sagt: «Wir hatten Angst. Doch zum Glück klappte alles.» Und als sie dann auf dem Sechstausender gestanden seien, sei sowieso alles andere nicht mehr wichtig gewesen.

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«La Liste 2» ist ein aufwendiges Projekt. Einerseits sind da die Organisation und das viele Material. Heitz und Anthamatten sind mit einem Filmteam unterwegs. Bei jeder Reise müssen sie genügend Essen mitnehmen, mehrere Kameras, Generatoren, Computer für Back-ups. Andererseits ist da die Umstellung für die Fahrer selbst. Zwar ist laut Heitz eine Abfahrt vergleichbar mit der an einem Viertausender. Doch, so der Freerider, seien die langen Aufstiege mit wenig Sauerstoff kräftezehrend. «Die Akklimatisation ist bei Sechstausendern viel, viel wichtiger.»

Heitz weiss, was er macht

Und was ist mit der Gefahr? «Ach, die Gefahr.» Heitz lacht. Dann wird er ernst, sagt: «Es ist gefährlich, ja. Aber nicht gefährlicher, als wenn man Auto fährt.» Er könne verstehen, dass Menschen, die es nicht selber machen, denken: Der Typ ist lebensmüde. Doch das stimme nicht. «Ich trainiere jeden Tag, Ich steige jede Wand zu Fuss hoch, bevor ich runterfahre, präge mir jede Passage ein», so der Walliser. Und: «Dass das Menschen, die einmal im Jahr in die Skiferien gehen, nicht können, ist doch klar.»

«Die Berge sind mein Leben.»

Jérémie Heitz, Freerider

Und das stimmt. Jérémie Heitz weiss, was er macht. Davon zeugen zwei Dinge. Heitz brach sich noch nie etwas – und er begann seine Karriere früh. So ist er aufgewachsen in Les Marécottes, einem kleinen Skiort zwischen Chamonix, Verbier und Les Portes du Soleil. Wie alle Kinder im Dorf ging er mit jungen Jahren in die Skischule. Mit sieben Jahren trat er bei den ersten Wettkämpfen an, später fuhr er im Slalom sogar Schweizer Meisterschaften und Europacup-Rennen. Doch irgendwie gefiel ihm das nicht richtig. Immer sei da dieser vorgegebene Kurs gewesen. «Ich war lieber abseits der Piste unterwegs, wollte Skifahren, wie ich Lust hatte. Ausserdem war ich nicht schnell genug», erzählt Heitz. «So wechselte ich mit 16 Jahren zu den Freeridern.»

Wenn der 30-Jährige spricht, hört man seinen französischen Akzent. Auch seinen Schalk. Seine Begeisterung zu den Bergen. Er sagt: «Die Berge sind der Ort, an dem ich sein kann, wie ich bin, und tun kann, was ich will. Sie sind der Ort, an dem ich mich frei fühle.» Wenn er mit seiner Freundin Strandurlaub mache, vermisse er die Berge nach wenigen Tagen. «Sie sind mein Leben.»

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Profi-Skifahrer will Heitz dennoch nicht das ganze Leben lang sein. Schliesslich ist er auch schon 30 Jahre alt. Erstmal will er den Film beenden. Eigentlich hätte «La Liste 2» diesen Herbst in die Kinos kommen sollen. Doch Corona machte dem Freerider einen Strich durch die Rechnung. Wegen des weltweit grassierenden Virus mussten er und Athamatten zwei Expeditionen verschieben. Neu erscheint «La Liste 2» ein Jahr später, im Herbst 21.

Noch schiesst Jérémie Heitz auf Ski Gipfel hinab, die andere mit Eispickeln hochklettern.

«Momentan lebe ich noch meinen Traum», sagt der Walliser. Und wenn das mit dem Profi-Skifahren dann aber irgendwann vorbei sei, habe er auch schon ein paar Möglichkeiten. Heitz sagt: «Ich kann eine Ausbildung zum Guide machen, kann in die Freeriding-Branche wechseln oder wieder als Gärtner arbeiten.»

Doch so weit ist es noch nicht. Noch schiesst Jérémie Heitz auf Ski Gipfel hinab, die andere mit Eispickeln hochklettern.

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