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Montreux jammt wieder
Er pokerte hoch und hat nun den Jackpot

Mathieu Jaton liess die Hauptbühne des Montreux Jazz Festival in den Genfersee bauen. 
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Darauf hat die Stadt Montreux lange gewartet. Endlich steht sie wieder im Zentrum der internationalen Musikszene. Und eine Person ist mittendrin: Mathieu Jaton, Direktor des Montreux Jazz Festival. Der 46-jährige Waadtländer hat das Festival am Freitag eröffnet und wartet nun ungeduldig und voller Vorfreude auf die vielen Gäste der nächsten Tage. Es sind auch prominente Namen dabei, wie der Italo-Blueser Zucchero, das französische Multitalent Woodkid, das kubanische Energiebündel Roberto Fonseca und die Schweizer Singer-Songwriterin Sophie Hunger.

Noch im letzten Jahr war alles anders. Am Genfersee herrschte Tristesse. Mathieu Jaton hatte «sein» Festival absagen müssen, wegen der Corona-Pandemie. Und auch in diesem Jahr wurde es eng. «Es war ein Poker», sagt der Waadtländer, der einst an der Hotelfachschule in Lausanne studierte, bevor er beim Jazz Festival einstieg und dieses 2013 übernahm. Ein Musikfestival programmiere man sechs bis sieben Monate im Voraus. Erst dann sei klar, welche Bands ein halbes Jahr später in welchen Weltecken tourten und wen man für Konzerte am Genfersee bekomme.

Aber in diesem Jahr war eine Frage noch viel wichtiger, und sie blieb bis im Frühling offen: Werden im Sommer wegen der Pandemie Konzerte vor Publikum möglich sein? Und falls ja, mit wie vielen Leuten?

Vor Weihnachten stand alles auf der Kippe

«Es war ein Auf und Ab der Gefühle, wir haben alle Stadien durchlebt», sagt Mathieu Jaton offen. Nach der Enttäuschung über die Absage des Festivals 2020 begann der 46-Jährige mit seinem Team im Herbst mit der Planung für den nächsten Sommer. Die Leute waren in Kurzarbeit. Die Finanzreserven waren knapp. Es musste alles neu und effizient organisiert und die Finanzierung gesichert werden. Jaton pflegte den Kontakt zu Musikern, sprach mit Agenten, suchte nach neuen Technologien, um Konzerte künftig live und kostenlos streamen zu können, und endlich blieb ihm Zeit für ausgedehnte Spaziergänge mit seinen beiden Kindern.

Alles habe vielversprechend ausgesehen, «doch dann verschlimmerte sich die epidemische Lage wieder», erinnert er sich. Die zweite Welle erfasste die Schweiz. Kurz vor Weihnachten stand wieder alles auf der Kippe. Bis sich im Frühjahr endlich abzeichnete, dass Konzerte im Sommer wohl möglich würden. Nur, was für Konzerte sollten das sein?

«Die Sponsoren trieben uns an, ein Festival zu organisieren. Das gab uns Sicherheit in der Unsicherheit.»

Mathieu Jaton, Direktor Montreux Jazz Festival

Während das Paléo Festival in Nyon, das andere grosse Musikfestival in der Region, mit Tausenden Gästen plante, um die nötigen Einnahmen für eine aufwendige Infrastruktur und renommierte Musiker zu generieren, beschäftige sich Mathieu Jaton mit verschiedenen kleinen Bühnen und Konzerten vor einigen Hundert Leuten im Publikum. Er realisierte, dass auch ein verkleinertes Festival eine ungeheure organisatorische Komplexität aufweist. Klar war aber auch, dass er, anders als in normalen Jahren, kein 30-Millionen-Franken-Budget haben würde. Doch sein Plan ging auf. Im Frühsommer erschien das Programm. Das Paléo Festival hingegen musste kapitulieren.

«Die Sponsoren trieben uns an, ein Festival zu organisieren. Das gab uns Sicherheit in der Unsicherheit», sagt Jaton. Er wird nun etwas Spezielles bieten. Die Hauptbühne liess er mithilfe von Tauchern in den Genfersee bauen. Während die Musiker auf dem See spielen und singen, sitzen die 500 Zuschauer maskenlos auf einer Tribüne auf dem gesperrten Quai.

Nach den neusten Bundesratsentscheiden könnte er gar statt einigen Hundert auch einige Tausend Leute am See platzieren. Doch ein solches Festival wird es nicht geben, weil es Mathieu Jaton auch gar nicht will. «Wir haben die Logistik minutiös geplant und die Infrastruktur vor Monaten bestellt. Und die Leute sollen sich wohl und sicher fühlen», sagt er. Man müsse sanft und sachte in die Normalität zurückfinden.

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