Konzernchef Tim Cook Er hat Apple zu seinem Ebenbild gemacht und sich zum Milliardär
Er macht fast alles anders als sein Vorgänger Steve Jobs. Und ist trotzdem erfolgreich. Und nun einer der reichsten Manager der Welt.
Bei kaum einem Konzernchef liegen das öffentliche Gesicht und der Managementstil so weit auseinander wie bei Tim Cook. Zurückhaltend, geduldig und mit seinem leichten Südstaaten-Akzent ist Cook das Gegenteil anderer Tech-Grössen wie Elon Musk oder Jeff Bezos. Doch hinter den Kulissen ist der Apple-Chef Cook unerbittlich. Er ist Workaholic und zu 110 Prozent auf Erfolg getrimmt. Er hat Apple zum wertvollsten Unternehmen der Wirtschaftsgeschichte und sich selber zum Milliardär gemacht.
Der Übergang vom Erfolgsvater zum Nachfolger löst dabei oft eine Firmenkrise aus. General Electric zum Bespiel versank in tiefsten Tiefen, nachdem Kultmanager Jack Welch die Führung abgegeben hatte. Und Microsoft brauchte fast 20 Jahre, um an den Erfolg von Bill Gates anzuknüpfen.
«Ich musste meinen eigenen Weg finden, die beste Version meiner selbst sein.»
Auch Tim Cook schlug 2011 breites Misstrauen entgegen, als er den verstorbene Steve Jobs ersetzte. «Ich wusste, dass ich ihn nicht kopieren durfte», sagte er einmal, «ich wäre kläglich gescheitert. Ich musste meinen eigenen Weg finden, die beste Version meiner selbst sein.» Er baute zwar auf dem Erbe des Firmengründers auf, änderte aber den Kurs in kleinen Schritten, die Jobs gemieden oder gar abgelehnt hätte.
Cook konzentrierte seine Kräfte voll auf die Entwicklung eines geschlossenen Biotops rund um das iPhone, das die Kunden untrennbar mit Apple verbinden sollte. Anders als Jobs war er nur selten in den Design-Studios anzutreffen und verbrachte mehr Zeit mit Investoren, statt sich an Diskussionen über neue Produkte zu beteiligen. Er befolgte den Rat von Hedgefonds-Manager Carl Icahn, mehr Geld an die Aktionäre auszuschütten, was Jobs stets abgelehnt hatte.
Bis heute hat Cook 475 Milliarden Dollar aus den Gewinnen ausbezahlt und den Marktwert auf fast zwei Billionen Dollar mehr als verfünffacht. Im Verwaltungsrat ersetzte er die Produkte- und Marketingexperten mit Finanzfachleuten.
Politischer Taktierer
Jobs scheute Politik und Politiker. Anders als seine Konkurrenz schuf er kein politisches Aktionskomitee und betrieb minimales Lobbying. Ganz anders Cook, ein Parteigänger und Spender der Demokraten. Er hat auch keine Mühe, sich mit Ivanka Trump und Jared Kushner zu befreunden und sich so den direkten Zugang zum Präsidenten zu sichern. Als Donald Trump letztes Jahr fälschlicherweise den Bau einer Apple-Fabrik in Texas ankündigte, stand Cook daneben und sagte nichts. Das zahlte sich aus, als Trump Strafzölle auf chinesischen Exporten einführte, aber Apple davon befreite.
Es war Cook, der bereits im Jahr 2000 die Produktion nach China auszulagern begann, um von den tiefen Löhnen zu profitieren. 2014 dann gelang Cook der grosse Coup, als er einen Kooperationsvertrag mit China Mobile abschloss und so 700 Millionen neue iPhone-Kunden gewann. Auf Fragen nach Zensur und Datenmissbrauch betont Cook stets, die Daten seien völlig sicher, und im Übrigen halte sich Apple – wie jedes andere Unternehmen – an die jeweiligen Gesetze des Landes.
Kein innovativer Ingenieur
Die Zurückhaltung von Cook, meint Ex-Apple-Personalmanager Chris Deaver, wecke aber falsche Vorstellungen. «Tim ist wie ein Prozessor. Zeit und Geduld sind seine besten Waffen», sagte er dem «Wall Street Journal». Er kenne das kleinste Details des Unternehmens und führe seine Meetings mit der Schärfe einer Vernehmung. Angestellte werden deshalb intensiv vorbereitet, wenn sie den Boss treffen. «Es geht darum, das Team und ihn zu schützen. Es gilt, keine Zeit zu vergeuden.»
Doch Cook sei gerade nicht wie Jobs ein innovativer Ingenieur, meint John Burkey, früherer Software- Entwickler von Apple und Gründer eines Unternehmens für virtuelle Assistenten. Cook riskiere, die nächste technologische Evolution zu verpassen. «Zwar scheint Apple auf vollen Touren zu laufen. Doch mit Ausnahme
von Verbesserungen der Hardware machen sich Stagnation und Zögerlichkeit breit.» Die starke Nachfrage nach dem iPhone überdecke vorderhand noch solche Schwächen.
Buffett profitiert von Apple
Zuverlässig, taktisch und berechenbar. Das sind Tugenden, die der 89-jährige Investor Warren Buffett am 59-jährigen Cook schätzt. Nachdem er den Höhenflug unter Jobs völlig verpasst hatte, begann Buffett 2016 Apple-Aktien zu kaufen, nachdem Cook das iPhone in China zum Verkaufsschlager gemacht hatte.
Der Deal schien nach dem Steigflug der Apple-Aktien reichlich verspätet, zahlte sich aber voll aus. Buffett machte mit Apple seit dem Tiefpunkt diesen März einen Gewinn über 40 Milliarden Dollar und konnte damit massive Verluste mit anderen Beteiligungen kaschieren.
Cook schloss sich 2015 der Initiative von Bill Gates und Warren Buffett an, sein gesamtes Vermögen an gemeinnützige Organisation zu verteilen; und zwar «in systematischer Weise». Die ersten fünf Millionen Dollar vergab Cook 2019 für unbekannte Zwecke. Jobs dagegen hatte nach seinen Worten keine Zeit für gemeinnützige Aufgaben. Er vermachte sein Vermögen von über acht Milliarden seiner Frau Lauren Powell Jobs. Sie ist es nun, die das Erbe mit beiden Händen verteilt.
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