Sexismus-Eklat um Yoshiro MoriOlympia-Chef findet, Frauen reden zu viel
Der Chef des Olympischen Organisationskomitees in Japan steht nach frauenfeindlichen Äusserungen in der Kritik. Nun wird sein Rücktritt zum Thema.
Yoshiro Mori steckt in Schwierigkeiten. Laut der japanischen Zeitung «Asahi Shimbun» sagte der Chef des Olympischen Organisationskomitees in Tokio während einer Sitzung am Mittwoch, dass weibliche Vorstandsmitglieder zu viel redeten, was «nervig» sei. Dabei bezog er sich auf das Vorhaben des Komitees, den Anteil der Frauen im Vorstand von 20 auf 40 Prozent zu erhöhen.
«Frauen haben einen starken Sinn für Rivalität. Wenn ein weibliches Mitglied die Hand hebt, um zu sprechen, haben alle anderen das Bedürfnis, auch zu sprechen. Am Ende sagt jede etwas», soll der ehemalige Ministerpräsident gesagt haben. «Falls wir die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder erhöhen, müssen wir dafür sorgen, dass ihre Redezeit etwas eingeschränkt wird, denn sie haben Schwierigkeiten, fertig zu werden, was ärgerlich ist», meinte Mori. «Wir haben etwa sieben Frauen im Organisationskomitee, aber alle verstehen ihren Platz.»
Nachdem Berichte über seine Äusserungen an die Öffentlichkeit gelangten, ging laut BBC auf Twitter der Hashtag #Moriresign («Mori, tritt zurück») viral. Erzürnte Social-Media-Nutzer forderten Athleten und Sponsoren dazu auf, Druck zu machen und die Olympischen Spiele zu boykottieren, sollte Mori nicht zurücktreten.
Schelte von der eigenen Familie
Mittlerweile hat sich Mori für seine Äusserungen entschuldigt. «Es war eine unangemessene Bemerkung. Ich möchte mich entschuldigen», sagte er am Donnerstag. «Ich hatte nicht die Absicht, auf Frauen herabzusehen.» Er glaube dennoch, seine Aufgabe erfüllen zu müssen und habe «keine Absicht, zurückzutreten».
Moris Äusserungen sorgten auch für eine Debatte im Parlament. Premierminister Yoshihide Suga sagte auf wiederholte Nachfragen der Opposition, derartige Kommentare sollten nicht zugelassen werden. Ein Regierungssprecher lehnte es laut AFP ab, sich zu den Rücktrittsforderungen zu äussern.
Für seine sexistischen Aussagen wurde er auch von seiner eigenen Familie gerügt. «Gestern Abend hat mich meine Frau gründlich ausgeschimpft», sagte Mori gegenüber der Zeitung «Mainichi Shimbun». «Sie sagte: ‹Du hast wieder etwas Schlimmes gesagt, nicht wahr? Ich werde wieder leiden müssen, weil du die Frauen verärgert hast.›» Am Tag darauf hätten ihn auch noch seine Tochter und seine Enkelin zurechtgewiesen.
Japan hinkt bei Gleichstellung hinterher
Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag wurde Mori gefragt, auf welcher Grundlage seine Aussage basiere, dass weibliche Vorstandsmitglieder zu viel redeten. «Ich spreche in letzter Zeit nicht so viel mit Frauen, also weiss ich es nicht», antwortete er. Japan hinkt bei der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter nach wie vor hinterher und rangiert laut einem Bericht des WEF über das Geschlechtergefälle 2020 auf Platz 121 von 153 untersuchten Ländern.
Der 83-jährige OK-Präsident steht schon länger in der Kritik und ist in Japan für seine undiplomatischen Äusserungen berüchtigt. Wollen viele Landsleute die Sommerspiele und die Paralympics angesichts der Corona-Pandemie schon seit geraumer Zeit ein zweites Mal verschieben, beharrt Mori darauf, diese wie geplant durchzuführen.
Am Dienstag hatte er bei einem Treffen mit der japanischen Sportforschungskommission gesagt, dass «wir die Olympischen Spiele abhalten werden, unabhängig davon, wie die Coronavirus-Situation aussieht». Laut «Japan Times» zeigt jedoch eine jüngste Umfrage, dass 80 Prozent der Japaner dagegen sind, dass die Spiele wie geplant im Juli stattfinden sollten. Der japanische Komiker Atsushi Tamura, der als olympischer Fackelträger vorgesehen war, kündigte an, dass er es ablehnen würde, beim Fackellauf mitzulaufen, der am 25. März beginnen soll.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.