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Bester Sportchef der Welt
Jetzt verschenkt er sein Wissen auf Youtube

Holt er sich hier den nächsten Topstar? Sevilla-Sportchef Monchi gilt als Star der Branche.
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Auf den ersten Blick scheint es finanziell nicht das allerbeste Beispiel zu sein. Aber auch der beim FC Basel ausgebildete Ivan Rakitic war ein Geniestreich von Ramón Rodríguez Verdejo. Als Sevillas Sportchef, der eigentlich nur «Monchi» genannt wird, im Januar 2011 einen Mittelfeldspieler suchte, war Rakitic bei Schalke 04 gerade noch geduldet. Höchstens durchschnittlich waren seine Leistungen, zumindest war das die öffentliche Wahrnehmung.

Tief im Süden Europas gab es aber einen, der war überzeugt von seinen Qualitäten. Monchi nutzte Schalkes fehlende Wertschätzung und holte den damals 22-Jährigen für 2,5 Millionen Euro nach Sevilla. Rakitic wurde Captain, Publikumsliebling, Europa-League-Sieger – und nach dreieinhalb Jahren für 18 Millionen Euro an Barcelona verkauft. Die Entdeckung lohnte sich aber nicht nur sportlich und finanziell: Die beiden wurden gute Freunde, Monchi ist Götti von Rakitics Tochter.

Gerade die enge Verbindung der beiden ist kein Zufall. Monchi mag die Nähe zu den Spielern, mehr noch, er verlangt sie. Und zwar aus einem einfachen Grund: «Oftmals lassen sich schlechte Leistungen mit persönlichen Problemen erklären. Je besser ich den Spieler kenne, desto besser kann ich ihm helfen. Fussball spielen ist wie Fahrrad fahren: Das verlernt man nicht einfach so.» So sagt es der 51-Jährige in der 13-teiligen Serie «Monchi 13 Masterclass». Während der Pandemie, von der Spanien besonders schwer betroffen war, publizierte Sevilla in regelmässigen Abständen rund 15-minütige Filmchen auf Youtube, in denen Monchi angehenden Sportchefs und anderen Interessierten seine Arbeit erklärt. Und das in einer bemerkenswerten Offenheit.

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In Spanien wurde die Serie ein Renner. Allein das zeigt den Ruf eines Sportchefs, für den Roma im Sommer 2017 fünf Millionen Euro Ablöse zahlte – allerdings kehrte Monchi nach zwei erfolglosen Jahren zurück. Besser läuft es ihm in seiner Heimat, beim FC Sevilla. Und zwar nicht nur in dieser Saison, in der Sevilla vor dem Derby gegen Betis morgen Donnerstag auf dem dritten Tabellenrang steht. Dort, wo er nach seiner Karriere als Goalie nach der Abstiegssaison 1999/2000 als Sportlicher Leiter installiert wurde. Bei seinem Heimatclub, dem einzigen, für den er als Aktiver tätig war, erntete er nicht nur kurzfristige Erfolge (sofortiger Wiederaufstieg in die Primera Division), sondern trieb auch das Scouting und die Jugendarbeit voran. Beides bezeichnet er in seiner Masterclass als Fundamente für ein erfolgreiches Sevilla – um detailliert auszuführen, wie ein Scouting unter seiner Leitung funktioniert.

Er lässt Petkovic für sich arbeiten

Der Ablauf ist jedes Jahr der gleiche: Von Juli bis Dezember findet die «Brutto-Sichtung» statt. Gemeinsam mit seinen zwölf Scouts teilt er die verschiedenen Ligen in Klassen auf: Gruppe A sind die grösseren Ligen wie Deutschland, England sowie auch Talent-Länder wie Brasilien und Argentinien. Die Super League gehört zur Gruppe B, gleichgestellt mit der US-Liga MLS oder der österreichischen Bundesliga. Um sich Arbeit zu sparen, beschränken sich die Scouts in Gruppe B auf die Sichtung von Spielern, die bereits zu (Junioren-)Nationalteams gehörten. So wirkt auch beispielsweise Vladimir Petkovic als Schweizer Nationaltrainer als Scout, ohne auf der Gehaltsliste zu stehen. Gruppe C bilden Kontinentalwettbwerbe wie der African Cup of Nations oder die asiatische Champions League. Jeder Scout erhält eine A-Liga, zwei B-Ligen und drei aus der Kategorie C zugeteilt.

Gewann mit Sevilla die Europa League: Der heutige Barça-Spieler Ivan Rakitic.

Jeder Späher stellt jeweils seine Teams mit den elf Besten des Monats zusammen. Und zwar: eines für jede A-Liga, plus je eine Auswahl aus den B- und C-Klassen. Ende Dezember ergibt das jedes Jahr eine Liste von rund 550 Spielern. «Ab dann geht es nicht mehr um A-, B- und C-Gruppen, sondern um konkrete Namen», sagt Monchi. Für die nächsten vier bis fünf Monate ist die «Netto-Sichtung» an der Reihe. Das heisst, jeder Scout analysiert sechs bis sieben Partien von Spielern auf der Liste, die er bisher nicht gesehen hat. Geachtet wird nicht nur auf technische und taktische Anlagen, auch der mentale Aspekt soll gewichtet zu werden: Trumpft der Kandidat in Heimspielen auf, hat auswärts aber mehr Mühe? Verlangt er nur gegen schwächere Teams den Ball, versteckt sich aber, sobald er einem Topteam gegenübersteht?

Ziel ist es, ein Ranking mit den besten Spielern zu erstellen. Und zwar, wie Monchi betont: «für alle Positionen. Denn nichts führt öfter zum Scheitern als Improvisation.» So hat er auch passende Kandidaten, wenn der Trainer beispielsweise einen Spielmacher möchte, dann aber der Rechtsverteidiger überraschend seine Ausstiegsklausel zieht, um zu Barcelona zu wechseln. Obwohl, gerade zu Barça wäre ein Wechsel eines Sevilla-Profis nie eine Überraschung: In den letzten zwölf Jahren bezahlten die Katalanen über 130 Millionen Euro für sechs Spieler. Unter anderem 35,5 Millionen für Dani Alves, den Monchi für 500’000 aus Brasilien geholt hatte.

Überschuss von 120 Millionen Euro

Noch fehlt allerdings die wichtigste Eigenschaft, damit ein Fussballer auf die endgültige Liste der fünf bis sechs Namen kommt, die Monchi seinem Trainer jährlich präsentiert: der Mensch. «Wir holen nur Spieler, die wir persönlich kennen gelernt haben», sagt er – menschliche Qualitäten seien ebenso wichtig wie die technischen.

Mit dieser Philosophie gelang es Monchi, aus einem Zweitligisten einen dreifachen Europa-League-Sieger und zweifachen spanischen Cupsieger zu formen. Und das erst noch mit einem Transferüberschuss von rund 120 Millionen Euro. Auch deshalb bekam Monchi den Übernamen «El Messi de los despachos», der Messi der Büros. Das hört er nicht gerne: «Einen zweiten Messi gibt es nicht.» Monchi muss es wissen – sonst hätte er ihn schon längst auf seiner Liste.

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