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Republikaner George Santos
Er beschimpfte Dragqueens – nun kommt heraus, dass er selbst eine gewesen sein soll

Unter Beschuss: Der umstrittene US-Kongressabgeordnete George Santos soll mehrfach über seine Vergangenheit gelogen haben (12. Januar 2023).
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Die Skandale um George Santos reissen nicht ab. Erst kam heraus, dass es der ultrarechte republikanische Politiker mit einem Lügengebilde inklusive geschönten Lebenslaufs in das US-Repräsentantenhaus schaffte. Nun will eine Reporterin aufgedeckt haben, dass der umstrittene Politiker in seiner Heimat Brasilien einst als Dragqueen auftrat. Das ist deswegen pikant, weil der republikanische Hardliner als LGBTQ-Gegner gilt und sich in der Vergangenheit immer wieder vehement gegen Dragqueens ausgesprochen hat.

So warf er Dragqueens etwa «Grooming» vor, ein Begriff, der die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht bezeichnet. Damit machte Santos von der gewalttätigen Rhetorik vieler Republikaner Gebrauch, die inmitten ihres Kulturkampfes zunehmend Dragshows und -künstler anprangern. Unter dem Vorwand, dass Dragshows schädlich für Kinder seien, wollen laut NBC sechs US-Bundesstaaten Minderjährigen den Besuch von Dragshows verbieten und Unternehmen, die Dragshows veranstalten, als «sexuell orientiertes Unternehmen» klassifizieren.

Zudem unterstützte der 34-Jährige Floridas «Don’t say gay»-Gesetz, das die LGBTQ-Gemeinschaft ausgrenzt und die Diskussion über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität im Schulunterricht verbietet. Umso überraschender ist es, dass Santos offen homosexuell ist. 

Auch die jüngsten Enthüllungen klingen nach purer Heuchelei: Wie eine Journalistin in ihrer Recherche schreibt, soll Santos vor 15 Jahren in Brasilien regelmässig bei Schönheitswettbewerben als Dragqueen aufgetreten sein. Wie eine 58-jährige brasilianische Dragqueen mit dem Künstlernamen Eula Rochard ihr erzählte, hatte sie den heutigen Kongressabgeordneten 2005 bei einer Gay-Pride-Parade nahe Rio de Janeiro kennen gelernt. Drei Jahre später habe Santos unter dem Künstlernamen Kitara Ravache bei einem Drag-Schönheitswettbewerb in Rio teilgenommen, sagte Rochard zu der Journalistin.

Santos sei schon immer ein Lügner gewesen

Als sie Santos neulich im brasilianischen Fernsehen gesehen habe, habe sie ihren Augen nicht getraut, schildert die Dragqueen. Weil ihre Freunde an ihrer Geschichte gezweifelt hätten, habe sie ein altes Foto aus dieser Zeit ausgegraben und es auf Instagram gepostet. Darauf zu sehen sind Rochard und eine Dragqueen mit Namen Kitara Ravache bei einem Event im Jahr 2008. Ravache, bei der es sich laut Rochard um Santos handeln soll, trägt ein rotes Kleid mit Federn, Lippenstift und Glitzerohrringe.

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«Er hat sich sehr verändert, aber er war schon immer ein Lügner», sagte Rochard. Er habe immer wieder Geschichten erfunden, die meistens mit Geld zu tun gehabt hätten, zum Beispiel, dass sein Vater reich sei. Dabei sei seine Mutter Putzfrau gewesen, sagte Rochard. «Er war schon immer ein Träumer. Er hat herausgefunden, wie er berühmt werden kann: indem er Politiker wurde. Die Republikaner haben jemanden wie ihn verdient.»

Auch eine weitere Bekannte von Santos aus Brasilien bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Politiker einst an Schönheitswettbewerben für Dragqueens teilgenommen habe. Zudem habe er den Titel der Miss Gay Rio de Janeiro angestrebt.

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Santos nahm am Donnerstag auf Twitter Stellung zu den Behauptungen und wies sie als «Besessenheit der Medien» zurück, die «weiterhin unerhörte Behauptungen über mein Leben aufstellen». Die Geschichte, «dass ich eine Dragqueen bin oder als Dragqueen ‹auftrete›, sind kategorisch falsch», schrieb der 34-Jährige und fügte hinzu: «Ich werde mich davon weder ablenken noch beirren lassen.» 

Santos’ Rücktritt wäre für die Republikaner heikel

Als Santos etwa darüber gelogen haben soll, dass seine Mutter beim 9/11-Anschlag im World Trade Center war, forderten viele Demokraten und Republikaner seinen Rücktritt. Santos gab zwar zu, dass er sein Leben «ausgeschmückt» habe, stellte aber klar, dass er nicht zurücktreten werde.

Dennoch hält auch der frisch gewählte republikanische Vorsitzende der Kongresskammer, Kevin McCarthy, zu Santos und erklärte letzte Woche, die Angelegenheit «intern zu regeln». Denn ein Rücktritt des umstrittenen Politikers wäre für die Republikaner im Repräsentantenhaus äusserst heikel.

Bei den Kongresswahlen haben sie zwar die Mehrheit in der Kongresskammer zurückerobert – allerdings nur hauchdünn. Sollte Santos zurücktreten, müsste es eine Neuwahl in seinem Wahlkreis geben. Dabei wäre nicht ausgeschlossen, dass die Demokraten den Sitz gewinnen und die republikanische Mehrheit schmilzt. 

Den Rücken gestärkt bekommt Santos auch von rechtsextremen Republikanern. Denn wie die «New York Times» berichtet, rückt Santos immer weiter nach rechts und umgibt sich mit polarisierenden, radikalen Republikanern wie Matt Gaetz, Marjorie Taylor Greene sowie Mitgliedern des «House Freedom Caucus». Der republikanische Extremistenblock ist der Grund dafür, wieso 15 Wahlgänge nötig waren, um McCarthy zum Sprecher des Hauses zu machen.