Entspannung beim LehrkräftemangelZürcher Schulen dürfen weiter Lehrpersonen ohne Diplom einstellen
Die Stellenbesetzung läuft etwas besser als im Vorjahr. Aber noch immer fehlen auf allen Volksschulstufen ausgebildete Lehrpersonen. Auch wegen der steigenden Zahl der Schülerinnen und Schüler.
Bei den Zürcher Volksschulen herrscht nach wie vor Lehrpersonenmangel. Die Ausnahmeregelung bei der Anstellung von Lehrerinnen und Lehrern wird daher für das Schuljahr 2024/25 verlängert.
Die Stellenbesetzung verläuft zurzeit leicht besser als im Vorjahr, wie die Bildungsdirektion am Mittwoch mitteilte. Aber nach wie vor mangelt es auf allen Stufen der Volksschule an ausgebildeten Lehrpersonen. Grund dafür ist neben dem allgemeinen Arbeitskräftemangel die seit Jahren steigende Zahl der Schülerinnen und Schüler.
90 Prozent der PH-Abgänger unterrichten im Kanton
Damit die Gemeinden auch im Schuljahr 2024/25 flexibel sind bei der Besetzung offener Stellen, erklärt die Bildungsdirektion erneut einen Lehrermangel.
Die Schulen können so weiterhin Personen ohne Zulassung zum Schuldienst als Lehrperson einsetzen. Die Anstellung ist auf ein Schuljahr befristet. Dies soll gewährleisten, dass Schülerinnen und Schüler nicht länger als ein Jahr von einer Person ohne Lehrdiplom unterrichtet werden, wie die Bildungsdirektion schreibt.
Zur leichten Entspannung der Situation tragen die Absolventinnen und Absolventen der Pädagogischen Hochschule Zürich (PH Zürich) bei. 90 Prozent von ihnen unterrichten im Kanton Zürich.
Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV will nichts von einer Entspannung der Situation wissen. «Die Zahlen machen klar, dass die Situation weiterhin sehr angespannt ist», schreibt der Verband in einer Mitteilung. So seien derzeit auf der Stellenbörse des Volksschulamtes 687 Stellen ausgeschrieben – rund zwei Drittel davon für Pensen von 60 Prozent oder mehr. «Bei vielen handelt es sich um Stellen für Klassenlehrpersonen, die für die Kontinuität und Qualität der Volksschule entscheidend sind.» Im Vorjahr seien zum gleichen Zeitpunkt tatsächlich etwas mehr Stellen offen (765) gewesen – allerdings sei ein solcher Direktvergleich nur bedingt aussagekräftig.
Verband fordert griffige Massnahmen gegen Überbelastung
Der ZLV geht jedoch aufgrund seiner eigenen Analyse davon aus, dass die Zürcher Volksschule auch im kommenden Schuljahr um die 500 Lehrpersonen einstellen müssen wird, die über keine Zulassung verfügen. ZLV-Präsident Christian Hugi: «Die Situation bleibt besorgniserregend.» Griffige Massnahmen gegen den Lehrpersonenmangel seien längst überfällig – man befinde sich nun bereits im dritten «Ausnahmejahr».
Der Verband bedauere, dass die Direktion weiterhin eine wesentliche Ursache des Lehrpersonenmangels unterschlage: «Würde die Regierung endlich Massnahmen gegen die strukturelle zeitliche Überlastung der Lehrpersonen anschieben, könnten viele ihre früher reduzierten Pensen wieder erhöhen – und der Lehrpersonenmangel wäre weitgehend behoben.»
Vorschläge für Massnahmen seien seitens Bildungsdirektion angekündigt worden, diese liessen aber auf sich warten. Auch sei die Studierendenzahlen an der PHZH seit 2021 rückläufig. Über alle Studiengänge starteten im vergangenen Jahr 1236 Studierende – 106 weniger als im Vorjahr. «Nötig wäre das Gegenteil», so Hugi.
SDA/lop
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