Entfernter Verwandter leitet Verfahren gegen Blatter
Für das Strafverfahren gegen Sepp Blatter hat die Bundesanwaltschaft ausgerechnet einen Staatsanwalt ernannt, der in Blatters Heimatgemeinde aufgewachsen ist.
Seit dem 25. September 2015 ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen Verdachts auf Veruntreuung und ungetreue Geschäftsbesorgung gegen Sepp Blatter – es geht um die 2-Millionen-Zahlung an Michel Platini und um einen für die Fifa «ungünstigen» TV-Vertrag.
Ursprünglich leitete Olivier Thormann, ehemaliger Chef der Abteilung Wirtschaftskriminalität bei der Bundesanwaltschaft (BA), das Verfahren gegen Blatter. Im vergangenen November wurde er von Bundesanwalt Michael Lauber freigestellt. Thormann wurde unter anderem vorgeworfen, er habe zum ehemaligen Chef des Rechtsdienstes der Fifa zu wenig Distanz gehabt und dadurch das Amtsgeheimnis verletzt. Die Untersuchung durch einen ausserordentlichen Staatsanwalt entkräftete die Vorwürfe. Thormann kehrte trotzdem nicht zur BA zurück.
Zu Thormanns Nachfolger wurde Thomas Hildbrand bestimmt – ein ausgewiesener Experte im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Hildbrand wurde vor knapp drei Monaten eingestellt und ist, wie die NZZ am Donnerstag schreibt, nicht nur wie Blatter in der Oberwalliser Gemeinde Visp aufgewachsen, sondern soll auch ein entfernter Verwandter des ehemaligen Fifa-Präsidenten sein. Die verstorbene Schwester des Staatsanwalts war offenbar mit einem Cousin Blatters verheiratet. Und Hildbrand sei auch Götti eines Sohnes des Ehepaars.
Um nicht in den Ruch des Nepotismus zu geraten, hat Sepp Blatter gegen die Einsetzung Hildbrands ein Ausstandsbegehren eingereicht. Laut NZZ werde das Begehren wegen Befangenheit hauptsächlich präventiv begründet.
Sollte das Strafverfahren gegen Blatter eingestellt werden, würden die Medien unweigerlich den Vorwurf erheben, er sei wegen der Verbindung zum Verfahrensleiter in der Bundesanwaltschaft bevorzugt behandelt worden, begründet Blatters Anwalt Lorenz Erni den Vollzug des juristischen Schrittes.
Und auch umgekehrt liesse sich argumentieren, dass Hildbrand aus eben diesen Gründen Anklage gegen Blatter erhebe, um sich nicht dem Verdacht der Vetternwirtschaft auszusetzen. So oder so liegt laut Erni zumindest der Anschein der Befangenheit vor, weshalb Staatsanwalt Hildbrand als Verfahrensleiter abzulehnen sei.
Die BA geht aber gemäss NZZ nicht darauf ein: Mit der Verpflichtung von Thomas Hildbrand werde dem Beschleunigungsgebot Rechnung getragen, wie das der Gesetzgeber vorsehe.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch