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Entfernter Verwandter leitet Verfahren gegen Blatter

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Sein Name ist meist vom Attribut Staranwalt begleitet: der Zürcher Strafverteidiger und Blatters Anwalt Lorenz Erni. (Archiv)
Sepp Blatter anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des FC Visp beim Anstoss mit dem ehemaligen Weltfussballer Ronaldo. (23. August 2014)
Wegen dubioser Zahlung waren Michel Platini (l.) und Sepp Blatter von der Ethikkommission der Fifa mit einer achtjährigen Sperre belegt worden. Die Strafe wurde mittlerweile reduziert und gilt im Oktober 2019 als abgesessen. (29. Mai 2015)
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Seit dem 25. September 2015 ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen Verdachts auf Veruntreuung und ungetreue Geschäftsbesorgung gegen Sepp Blatter – es geht um die 2-Millionen-Zahlung an Michel Platini und um einen für die Fifa «ungünstigen» TV-Vertrag.

Ursprünglich leitete Olivier Thormann, ehemaliger Chef der Abteilung Wirtschaftskriminalität bei der Bundesanwaltschaft (BA), das Verfahren gegen Blatter. Im vergangenen November wurde er von Bundesanwalt Michael Lauber freigestellt. Thormann wurde unter anderem vorgeworfen, er habe zum ehemaligen Chef des Rechtsdienstes der Fifa zu wenig Distanz gehabt und dadurch das Amtsgeheimnis verletzt. Die Untersuchung durch einen ausserordentlichen Staatsanwalt entkräftete die Vorwürfe. Thormann kehrte trotzdem nicht zur BA zurück.

Zu Thormanns Nachfolger wurde Thomas Hildbrand bestimmt – ein ausgewiesener Experte im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Hildbrand wurde vor knapp drei Monaten eingestellt und ist, wie die NZZ am Donnerstag schreibt, nicht nur wie Blatter in der Oberwalliser Gemeinde Visp aufgewachsen, sondern soll auch ein entfernter Verwandter des ehemaligen Fifa-Präsidenten sein. Die verstorbene Schwester des Staatsanwalts war offenbar mit einem Cousin Blatters verheiratet. Und Hildbrand sei auch Götti eines Sohnes des Ehepaars.

Um nicht in den Ruch des Nepotismus zu geraten, hat Sepp Blatter gegen die Einsetzung Hildbrands ein Ausstandsbegehren eingereicht. Laut NZZ werde das Begehren wegen Befangenheit hauptsächlich präventiv begründet.

Sollte das Strafverfahren gegen Blatter eingestellt werden, würden die Medien unweigerlich den Vorwurf erheben, er sei wegen der Verbindung zum Verfahrensleiter in der Bundesanwaltschaft bevorzugt behandelt worden, begründet Blatters Anwalt Lorenz Erni den Vollzug des juristischen Schrittes.

Und auch umgekehrt liesse sich argumentieren, dass Hildbrand aus eben diesen Gründen Anklage gegen Blatter erhebe, um sich nicht dem Verdacht der Vetternwirtschaft auszusetzen. So oder so liegt laut Erni zumindest der Anschein der Befangenheit vor, weshalb Staatsanwalt Hildbrand als Verfahrensleiter abzulehnen sei.

Die BA geht aber gemäss NZZ nicht darauf ein: Mit der Verpflichtung von Thomas Hildbrand werde dem Beschleunigungsgebot Rechnung getragen, wie das der Gesetzgeber vorsehe.