Knappes 2:1 gegen die SlowakeiTore von Bellingham und Kane – England trifft im Viertelfinal auf die Schweiz
England enttäuscht gegen die Slowakei erneut, rettet sich spät in die Verlängerung, aber gewinnt am Ende doch. Nun wartet die Schweiz auf das Southgate-Team.
Mit ausgebreiteten Armen stand Jude Bellingham vor den englischen Fans, die ihr Glück noch gar nicht fassen konnten. Man kennt diese Geste ja inzwischen nur allzu gut, Bellingham zeigt sie immer nach seinen Toren. Und davon hat er in dieser Saison für Real Madrid einige erzielt. Dieses Mal brüllte er aber noch zwei Worte in Richtung der Tribünen, und man musste kein besonders geübter Lippenleser sein, um sie zu entschlüsseln: «Who else?», schrie er, «wer sonst?»
Und ja, wer denn sonst, wenn nicht er, hätte dieses Tor für England erzielen sollen? Beim Stand von 1:0 für die Slowakei, in der 95. Spielminute, tief in der Nachspielzeit. England war im Grunde schon ausgeschieden, als Bellingham im Strafraum zum Fallrückzieher ansetzte und mit seinem Tor den Grundstein für den Viertelfinal legte. Es war eine Aktion, die man den Engländern nicht zugetraut hätte. Und es kann – «who else?» – wohl wirklich nur Bellingham sein, dem so etwas gelingt.
Eines der schönsten Tore der Geschichte
«Das war eines der schönsten Tore in der Geschichte des englischen Fussballs», sagte dann auch Harry Kane nach dem Abpfiff. Der Stürmer des FC Bayern München hatte nur wenige Minuten nach dem Start der Verlängerung das 2:1 erzielt und damit die Entscheidung. Zu einem Zeitpunkt, als die Slowaken nach dem Ausgleich noch um Fassung rangen – und trotzdem innerhalb von wenigen Sekunden alles verloren, was zuvor so sicher schien.
Der Aussenseiter war in der 25. Minute durch Ivan Schranz in Führung gegangen und dazu freundlich von Englands Abwehr eingeladen worden. Danach zeigte das Team von Gareth Southgate das, was es schon in der Gruppenphase jeweils gezeigt hatte: nichts. Das englische Spiel blieb ohne Bewegung, ohne Initiative, ohne Konzept, ohne Emotionen. Zur Halbzeit wurden die Spieler von den eigenen Fans aus der Arena auf Schalke gepfiffen.
Und Southgate schloss sich an der Seitenlinie nahtlos der Lethargie seines Teams an. Vor dem Anpfiff hatte er sein Team im Vergleich zum letzten Spiel nur auf einer Position verändert. Und auch nach 45 schwachen Minuten sah er keinen Grund, etwas anzupassen. Tatenlos liess Southgate seine Mannschaft – zum Entsetzen der vielen Tausend Experten auf der Insel – scheinbar ihrer Niederlage entgegentrotten.
Aber England wäre nicht England, wenn es nicht auch im Achtelfinal irgendwie noch eine Lösung gefunden hätte. Und es ist sicher kein Zufall, dass es ausgerechnet die beiden Superstars Bellingham und Kane waren, die das Spiel in der Nachspielzeit und der Verlängerung entschieden. Zwar hat England das wohl wertvollste Kader des gesamten Turniers. Eine Einheit ist dieses Team aber auch nach dem dünnen Sieg gegen die Slowakei nicht. Es profitiert von Einzelaktionen seiner Spieler.
Bellingham ist zufrieden mit der Leistung
Die Mannschaft wirkte tatsächlich erst dann solidarisch, als man sich in den letzten Minuten der Verlängerung mit neun Feldspielern um den Strafraum versammelte, um die Führung über die Zeit zu bringen. Eine Kritik, die aber besonders Bellingham nicht gelten lassen wollte. «Ich denke, dass wir insgesamt eine gute Leistung gezeigt haben. Das Wichtigste war, dass wir heute viel Charakter bewiesen haben», sagte er.
Die Frage wird nun sein, wie weit dieser Charakter die Engländer bringen kann. Nach den bisherigen vier Auftritten der «Three Lions» muss man zu dem Schluss kommen: Die Schweiz hat am Samstag durchaus gute Chancen, sich für den EM-Halbfinal zu qualifizieren, wenn England erneut so ideenlos auftritt. Allerdings muss man nach dem 2:1-Sieg gegen die Slowakei auch festhalten: Trotz vier dürftiger Auftritte bei diesem Turnier haben die Engländer weiterhin kein Spiel verloren – und immer noch irgendwie einen Weg gefunden, um sich zu behaupten.
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49’ Spielmacher Pickford
Und auch in der zweiten Halbzeit sieht man wieder ein Bild, das wir schon aus der ersten Hälfte kennen: Immer wieder wird der Ball zu Jordan Pickford zurückgespielt – und der Torhüter befördert den Ball dann weit nach vorne. So ist es für die Slowakei natürlich einfach, die Angriffe der Engländer zu unterbinden.
46’ Es geht weiter
Die zweite Halbzeit kann beginnen und Southgate hat sich dazu entschlossen, gar nichts zu ändern! Das ist dann schon schwer zu erklären, immerhin hätte er mit Spielern wie Alexander-Arnold, Palmer, Gordon oder Toney doch ein paar Optionen auf der Bank, um das Spiel seines Teams zu beleben. Aber der 53-Jährige entscheidet sich dagegen und lässt alles so laufen, wie es zuletzt war.
Halbzeit
Die erste Halbzeit ist beendet, die Slowakei führt mit 1:0 – und die englischen Fans in der Arena auf Gelsenkirchen sind bedient. Sie hatten gehofft, dass ihre Spieler sich im Vergleich zur Gruppenphase steigern würden. Doch zum dritten Mal liefern die Engländer eine ziemlich ideenlose Vorstellung. Nach vorne ist kaum ein Konzept zu erkennen, während die Slowaken bislang zu den besseren Chancen gekommen sind.
Die grosse Frage lautet jetzt: Können die Engländer in der zweiten Hälfte doch noch reagieren? Wird Gareth Southgate wechseln und das System umstellen? Oder ergeben sich die Engländer einfach ihrem Schicksal und scheiden gegen die Slowakei aus dem Turnier aus?
45’ + 3 Ecke England
Die letzten beiden Aktionen der ersten Halbzeit sind zwei Ecken der Engländer. Doch in beiden Fällen entsteht darauf keine wirkliche Torgefahr. Zwar kommt Kane zu einem Volley, doch der Ball rollt nicht nur weit am Tor vorbei – der Schiedsrichter hat auch ein Foul von Stones gesehen und das Spiel unterbrochen.
45’ Gelbe Karte für Skriniar
Vor der Pause gibt es aber erst noch eine Gelbe Karte: Skriniar foult Bellingham und sieht dafür ebenfalls die Gelbe Karte. Der folgende Freistoss von Foden kommt dann zwar scharf in den Strafraum, aber nicht zu einem seiner Mitspieler.
44’ Die letzten Minuten
Die erste Hälfte plätschert hier so langsam der Pause entgegen. Und es sieht nicht so aus, als würde sich noch etwas am Resultat ändern. Die Slowakei zieht sich zurück und schaut den Engländern beim Spielen zu. Und bei der allgemeinen Ideenlosigkeit des Teams von Gareth Southgate ist das vielleicht sogar ein gutes Mittel, um dieses knappe Ergebnis über die Zeit zu retten.
40’ Passive Engländer
Stell dir vor, du reist mit einer Mannschaft im Wert von mehreren Trilliarden Franken zur EM und bist einer der Favoriten auf den Sieg. Du quälst dich irgendwie in die K.o.-Runde und triffst dort auf ein vergleichsweise kleines, schwaches Team. Dann gerätst du in Rückstand, es steht 0:1 – und das Beste, was dir in Sachen Spieleröffnung einfällt, ist ein weiter und ungenauer Abschlag deines Torhüters in Richtung von Bukayo Saka.
Herzlich Willkommen zur EM 2024 der Engländer!
35’ Ecke für England
Jetzt ist zum ersten Mal sowas wie eine Reaktion zu erkennen: Die Engländer kommen zu zwei Ecken, beide werden scharf auf den ersten Pfosten in Richtung Kane und Stones geschlagen. Allerdings bringen beide Versuche nichts ein. Aber immerhin mal zwei Aktionen, die die englischen Fans mit Applaus quittieren.
33’ Pfiffe vom Publikum
Jetzt sind natürlich alle gespannt, wie – und auch: ob – die Engländer auf den Rückstand reagieren können. In den ersten Minuten nach dem 0:1 sieht das allerdings nicht so aus, es wirkt eher so, als würden die «Three Lions» angesichts dieser Aufgabe erstarren. Die Fans im Stadion sind jedenfalls nicht glücklich über die Reaktion ihrer Spieler und schicken von den Tribünen ein deftiges Pfeif-Konzert in Richtung Rasen.
30’ Drittes Tor für Schranz
Für Ivan Schranz von Slavia Prag war es bereits der dritte Treffer in diesem Turnier. Damit steht er gemeinsam mit dem Deutschen Jamal Musiala und dem Georgier Georges Mikautadze an der Spitze der Torschützen-Liste.
25’ 1:0 für die Slowakei
Die Slowakei geht in Führung, Schranz trifft zum 1:0. Und wie schon bei den ersten beiden Versuchen machen es ihnen die englischen Verteidiger ziemlich einfach.
Strelec kann den Ball an der Strafraum-Grenze behaupten und sieht, dass Schranz schneller ist als Guéhi. Und dann macht der Stürmer das ziemlich souverän. Er lässt sich nach einem leichten Kontakt nicht fallen, sondern schliesst mit dem rechten Aussenrist in die lange Ecke ab. An Pickford vorbei.
23’ Elfmeter?
Die Engländer machen Druck, Bellingham kommt in den Strafraum und in der Mitte kommt Foden zu Fall. Elfmeter? Bei so einem leichten Kontakt kann der englische Fussball-Fan aber nur müde lächeln. Das war viel zu wenig. Es geht weiter mit einer Ecke für die Engländer.
17’ Gelbe Karte für Bellingham
Gelbe Karte, das hatten wir auch schon lange nicht mehr: Bellingham kommt im Zweikampf gegen Haraslin zu spät und wird ebenfalls verwarnt. Die Statistik sagt: Sechs Fouls, vier Karten.
17’ Munterer Auftakt
Das ist ein durchaus munterer Auftakt in dieses Spiel. Es gab nicht nur bereits viele Karten, sondern auch einige Chancen, dazu ist die Partie ziemlich intensiv. Gewagte Prognose: Wenn das so weitergeht, dann landet dieser Achtelfinal im Ranking des «Athletic» nicht auf den hintersten Plätzen.
13’ Gelbe Karte für Kucka
Wir sind in der 13. Minute und stehen jetzt schon bei drei Gelben Karten: Dieses Mal ist es Kucka, der einen englischen Konter unterbindet und dafür verwarnt wird.
12’ Chance Haraslin
Jetzt wieder die Slowakei – und die haben erneut eine super Chance auf die Führung. Mit einem Pass in die Schnittstelle hinter Walker kommt Haraslin an den Ball. Dessen Schuss wird von Guéhi geblockt und dann wirft sich auch Trippier noch in den Schuss.
9’ Schuss Trippier
Nach einem perfekten Zuspiel von Bellingham kommt der Ball zu Trippier. Und der bringt den Auftritt der Engländer bei diesem Turnier ziemlich treffend auf den Punkt. Denn seine Direktabnahme fliegt ungefähr 20 Meter über das gegnerische Tor. Die slowakischen Fans johlen, die englischen Fans denken sich: «Jetzt geht das schon wieder los!»
7’ Gelbe Karte für Mainoo
Es sind noch keine sieben Minuten gespielt, da sehen die Engländer bereits die zweite Gelbe Karte. Diese Mal ist es Mainoo, der Duda am Fuss trifft und dafür verwarnt wird. Allerdings hat man kurz davor auch gesehen, was dieser Mainoo den Engländern bringen kann. Mit einem feinen Pass bringt er Saka in Position, doch dieser kann die Möglichkeit nicht nutzen.
5’ Chance Slowakei
Die erste Chance der Partie geht an die Slowakei: Strelec kommt von der linken Seite und schiesst nur ganz knapp am Pfosten vorbei.
3’ Gelbe Karte für Guéhi
Schon in der 3. Minute sieht Marc Guéhi die Gelbe Karte – dabei kann er gar nicht viel dafür. Es ist nämlich Kieran Trippier, der seinen Mitspieler mit einem Fehlpass in Bedrängnis bringt. Guéhi muss diese Karte nehmen, um einen Konter der Slowakei zu unterbinden. Guéhi wäre übrigens, falls es denn soweit kommen sollte, in einem Viertelfinal gegen die Schweiz gesperrt.
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