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Meinung

Miniaturen des Alltags
Endlich ist es wieder neblig

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Der Herbst ist da, daran gibt es nichts zu rütteln. Blätter färben sich und fallen, Zugvögel versammeln und verziehen sich, die Kürbisse sind reif. Schiebt man morgens den Vorhang beiseite, ist es draussen häufig so neblig, dass man den Vorhang auch wieder zuziehen kann. Mittags löst die Sonne die Schwaden auf.

Nun, ich bin ein Freund des Nebels. Ich mag es, wenn es draussen kühl und feucht ist und wegen des Nebels so aussieht, als habe ein grosser Radiergummi Häusern und Landschaft die harten Kanten genommen. Ein bisschen Nebel macht die Szenerie stimmungsvoller und hilft – auf der Leinwand – beim Gruseln.

Geht der Blick nicht weit und sieht man nicht scharf, ist man auf sich und den Moment zurückgeworfen. Das ist eine angenehme Sache, solange man nicht Auto fährt oder ein Schiff steuert – nicht umsonst hat man für Schiffe und Leuchttürme das dröhnende Nebelhorn und für Autos die blendenden Nebellichter erfunden. Ich gehe zu Fuss. Es ist die Fortbewegungsart, die dem Nebel am ehesten entspricht.

In diesem ersten Corona-Herbst komme ich als Nebel-Fan auch an klaren Tagen auf meine Kosten. Denn: Ich trage eine Brille. Deren Gläser werden im Freien kalt, in Räumen oder wenn ich eine Maske trage, beschlagen sie. Und Masken werden wir in nächster Zeit häufig tragen, um dem Coronavirus Einhalt zu gebieten.

Für mich heisst dies, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden: Maske auf, Brille beschlägt, und ich tappe durch meinen privaten Nebel. So sieht ein Gewerbegebiet schnell einmal aus wie William Turners Nebelbild «Luzern vom See her». Der englische Maler hatte auch etwas für das trübe Wetter übrig und nutzte es, um grosse Kunst zu schaffen. Sind Sie auch Brillenträger? Ärgern Sie sich nicht über weniger Durchblick. Denken Sie an Turner, googeln Sie seine Bilder. Schönen Herbst!