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Zugänge auf der Unesco-Liste
Elf Kurorte sind jetzt Welterbe

Die Unesco hat entschieden: Die Trinkhalle im Kurort Baden-Baden ist nun Bestandteil des Weltkulturerbes.
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Deutschland kann sich mit neuen Welterbestätten schmücken. Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) zeichnete Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen zusammen mit acht anderen europäischen Kurorten als «Grosse Bäder Europas» mit der begehrten Auszeichnung aus. Auch wurde die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt zum Weltkulturerbe erkoren. Das zuständige Komitee der Unesco traf die Entscheidungen am Samstag auf seiner 44. Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou.

Die Verkündung, die live auf Leinwänden verfolgt werden konnte, wurde in den einzelnen Orten mit grossem Jubel aufgenommen. «Im Antlitz der heute ausgezeichneten Kurstädte spiegelt sich Europa», sagte die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. «Vielfalt und Einheit gehen hier Hand in Hand.»

Städtebaulich prägend

Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätten von herausragendem universellen Wert ausgezeichnet. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 31. Juli online und vor Ort. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention von 1972 zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangenen Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeliste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht.

Zu den elf Kurstädten, die den Titel erhielten, zählen auch Spa (Belgien), Vichy (Frankreich), Bath (Vereinigtes Königreich) sowie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad aus der Tschechischen Republik. Die «Bedeutenden Kurstädte Europas» haben vom späten 18. Jahrhundert bis ins frühe 20. Jahrhundert internationale Bedeutung erlangt. Die Kur hat in Europa eine besondere Tradition: Rund um Heilquellen entstanden Kurstädte mit einem eigenen städtebaulichen Typus.

Ihre Blüte erlebte die Bäderkultur zwischen 1700 und den 1930er Jahren. Die Heilkraft des Wassers wurde systematisch untersucht und angewandt. Von England bis Rumänien gab es rund 1500 grössere und kleinere Kurorte. Bekannte Architekten wurden verpflichtet, Kurhäuser, Kolonnaden, grosse Hotels, Villen und auch Sakralbauten zu entwerfen. Hinzu kamen Kurgärten, Parks, Theater und Casinos.

Ort des Aufbruchs

Die ebenfalls ausgezeichnete Mathildenhöhe in Darmstadt war Anfang des 20. Jahrhunderts eines der wichtigsten Zentren moderner Kunst und Architektur in Europa und der Welt. Mit ihren Wohngebäuden, Ateliers, der Ausstellungshalle, den Gärten und dem Hochzeitsturm steht die Künstlerkolonie wie kein anderer Ort für den architektonischen Aufbruch jener Zeit. Persönlichkeiten wie der Architekt Joseph Maria Olbrich und der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens, Lehrer von Le Corbusier und den Bauhaus-Direktoren Walter Gropius und Mies van der Rohe, beeinflussten den Ort.

Die Intention zum Bau der Kolonie war im ausgehenden 19. Jahrhundert keineswegs nur kultureller, sondern handfester ökonomischer Natur. Der hessische Grossherzog Ernst Ludwig sah mangels Bodenschätzen einen Wirtschaftsaufschwung nur durch mehr Qualität in den Manufakturen gewährleistet und holte Künstler aller Couleur nach Darmstadt.