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Umstrittenes Bahnprojekt
Eisenbahn­tunnel durch die Grimsel stösst auf Skepsis

Die Stromleitungen über die Grimsel sollen in den Berg verlegt werden. Noch offen ist die Frage, ob das entsprechende Loch gleichzeitig zu einem Eisenbahntunnel erweitert werden soll. 
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Die Vorzeichen waren vielversprechend für die Freunde einer Eisenbahnverbindung zwischen dem Obergoms (VS) und dem Haslital (BE): Der Ständerat hatte im März einstimmig eine Motion verabschiedet. Sie fordert, den fast 23 Kilometer langen Tunnel verbindlich in den Ausbauschritt 2035 für die Eisenbahnstruktur aufzunehmen. Auch Verkehrsminister Albert Rösti plädierte in der Nationalratsdebatte vom Mittwoch dafür, es gehe ja lediglich um einen Prüfauftrag: «Sie entscheiden über keine Franken.»

Selbst die Grünen sind gegen den Tunnel

Doch genützt haben die aufmunternden Worte kaum, die Bedenken sind gross: Nur gerade 91 Nationalrätinnen und Nationalräte befürworten das Ansinnen, 75 sind dagegen, dies bei einer aussergewöhnlich hohen Anzahl von Enthaltungen (18). Selbst die Grünen, sonst immer für Eisenbahnprojekte zu haben, lehnten die Motion fast geschlossen ab. Das sei einfach ein sehr teures Projekt, von dem sehr wenig Leute profitieren würden, sagt der Luzerner Nationalrat Michael Töngi: «Wir wollen, dass die Leute vermehrt auf den ÖV umsteigen, und dieses Potenzial liegt in den Agglomerationen und nicht in den Bergen.» 


Auch als Grüner müsse er anerkennen, dass es nicht unendlich Mittel gebe, um den Schienenverkehr auszubauen. Töngi macht keinen Hehl daraus, dass es Konkurrenz unter den verschiedenen regionalen Projekten gebe und «sein Durchgangsbahnhof» nach vielen Jahren Planung nun realisiert werden sollte. Tatsächlich befürchten viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier eine Verzögerung wichtiger Projekte wie die Kapazitätserhöhung auf den Strecken Zürich–Bern oder Lausanne–Genf sowie Infrastrukturprojekte wie in Luzern oder Basel.


Das bestreitet Beat Rieder, Walliser Mitte-Ständerat und Verwaltungsrat der Grimselbahn AG. «Der erste multifunktionale Tunnel gefährdet kein einziges Grossprojekt der SBB, zumal es sich bei diesen um Milliardenvorhaben handelt und nicht alle schon baureif sind.» Dagegen könnte man beim Grimseltunnel zusammen mit der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid sehr schnell loslegen zu verhältnismässig günstigen Kosten. Laut der Grimselbahn AG würden die gesamten Investitionskosten rund 600 Millionen Franken betragen. 

Zentral sei jetzt, dass Bundesrat und Parlament mit dem Projektierungskredit sauber erarbeitete Grundlagen zu Kosten und Nutzen erhalten würden, um dann faktenbasiert zu entscheiden. Rieder ist trotz der schwachen Zustimmung im Nationalrat überzeugt, dass das Grimselprojekt eine einzigartige Chance darstellt, die es zu packen gilt.


Dieser Meinung ist auch der Geschäftsleiter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Raimund Rodewald, der sonst mit Rieder das Heu nicht immer auf der gleichen Bühne hat. Er kann die Bedenken der Grünen nicht recht nachvollziehen, sei doch dieses Bündelungsprojekt von Bahn und Strom ein Meilenstein: «Künftig werden wir bei vielen Projekten darauf angewiesen sein, Synergien zu bündeln, um so die Landschaft zu schonen.»

Geplant werden zwei Korridorvarianten

Allerdings: Swissgrid wird so oder so einen Tunnel durch das Grimselmassiv bohren. Sie muss die meist über sechzig Jahre alte Höchstspannungsleitung ersetzen und wird diese in den Berg verlegen. Im Februar hat der Bundesrat das entsprechende Sachplanverfahren genehmigt. 


Deshalb erarbeitet Swissgrid nun zwei Korridorvarianten – eine nur für die Starkstromleitung oder für einen gemeinsamen Tunnel für Strom und Bahn. Wie stark die Parallelität die Planung verteuert, will Swissgrid auf Anfrage nicht ausführen. Aber bis 2027 müsse die Finanzierung eines allfälligen Bahntunnels beschlossen sein, spätestens 2030 müsse die Baubewilligung vorliegen, so Jan Schenk von Swissgrid: «Sollte eine einzelne Bedingung im Verlauf der Zeit nicht mehr erfüllt sein, kann Swissgrid das Bündelungsvorhaben aufgeben.»