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Invasive Art in der Donau
Eingewanderte Quallen in Wien

Die Süsswasserqualle Craspedacusta sowerbii, die gerade in der Donau schwimmt, ist zweieinhalb Zentimeter gross. 

Quallen kennen die meisten Menschen wohl nur vom Meer. Nun aber sind beim Hafen Kuchelau im Wiener Bezirk Döbling Tausende kleine Quallen im Donau-Wasser aufgetaucht. 

Was ungewöhnlich klingt, gehört wahrscheinlich zur neuen Normalität in Zeiten des Klimawandels. Die etwa zweieinhalb Zentimeter kleinen Süsswasserquallen der Art Craspedacusta sowerbii entwickeln sich nämlich nur, wenn die Wassertemperatur mehrere Tage lang über 25 Grad Celsius liegt. Aufgrund der Erderwärmung dürfte das in Zukunft öfter vorkommen.

In warmem Wasser schnüren sich aus den ein bis zwei Millimeter kleinen Polypen, die mittlerweile in vielen Süssgewässern Österreichs, Deutschlands und auch der Schweiz vorkommen, die auffälligen Medusen ab. Sie bestehen zu 99,3 Prozent aus Wasser und haben damit den höchsten je bei einem Tier festgestellten Wassergehalt. «Zusätzlich zur Temperatur sind aber noch andere Faktoren notwendig, damit die Polypen Medusen bilden», sagt Sabine Giessler, die die Süsswasserqualle an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität erforscht.

Es gibt noch ein paar ungelöste Rätsel, was die kleine Qualle betrifft

Welche genau das sind, ist noch nicht bekannt. Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid könnte eine Rolle spielen, aber auch die Mondphase. Rätselhaft ist auch, warum die Polypen überhaupt Medusen bilden. Bei anderen Nesseltieren dient dieses Stadium der sexuellen Vermehrung. Doch bei Craspedacusta sowerbii kommen meist nur weibliche oder nur männliche Tiere in ein und demselben Gewässer vor, die beiden Geschlechter treffen also so gut wie nie zusammen.

Anders als die Quallen schwimmen die Polypen nicht frei im Wasser, sondern sitzen fest auf Steinen oder Pflanzen oder docken an Booten und Stegen an. Es sind Abertausende – man sieht sie in der Regel nur nicht, weil sie so winzig sind. Aber sie sind überall: Sabine Giessler hat in ungefähr hundert Seen in Deutschland und Österreich nach ihnen gesucht. «In 80 Prozent sind wir fündig geworden», sagt sie.

Dass auch hierzulande die Qualle vorkommt, war bekannt. Dass die invasive Art aber offenbar sehr häufig in hiesigen Flüssen auftritt, hat ein Team vom Wasserforschungsinstitut Eawag im letzten Jahr herausgefunden. Die Forscherin Rosetta Blackman hat zum Nachweis eine indirekte Methode benutzt und nicht die Quallen direkt, sondern deren Erbgut, die DNA, nachweisen können.

Wohl mit Zierpflanzen aus China gekommen

Ursprünglich stammt Craspedacusta sowerbii wahrscheinlich aus dem Jangtse-Fluss in China, wo die Qualle auch «Pfirsichblütenfisch» genannt wird. In Europa wurde sie erstmals im Jahr 1880 entdeckt – in einem Wasserlilienteich im Londoner Regent's Park. Die Polypen sind vermutlich zusammen mit Zierpflanzen aus China dorthin gelangt. Sie reisen aber auch mit Zierfischen oder im Gefieder von Wasservögeln.

Die Medusen sind für Menschen vollkommen ungefährlich. Sie haben zwar Nesselzellen, mit denen sie Rädertierchen und andere kleine Lebewesen lähmen und erlegen, doch anders als die Nesseln vieler ihrer im Meer lebenden Verwandten durchdringen die Nesseln der Süsswasserqualle die Haut des Menschen nicht.

Es gibt es also keinen Grund, in einem Gewässer, in dem die Quallen vorkommen, nicht zu baden. Die Medusen sind sogar ein Zeichen für gute Wasserqualität – sie sind empfindlich und kommen daher in verschmutzten Seen und Flüssen nicht vor.

Ohnehin werden die Quallen aus Wien wohl bald wieder verschwinden. Anders als die widerstandsfähigen Polypen, die sogar den Winter überstehen, haben die Medusen nur eine sehr kurze Lebensdauer.