Capital Bra und ZunaWarum lieben Deutschrapper den Fussballer Benzema?
Zuna scheffelt mit seinem neusten Solo-Song gerade Millionen Klicks auf den Streamingplattformen. Titel des Songs: «Benzema». Es ist nicht der erste Deutschrap-Hit, der so heisst. Was steckt dahinter?
Zuna trendet gerade mit seiner neusten Single «Benzema»: Eine Woche nach Release des Songs hat der Strassenrapper aus Dresden und mutmassliche Boyfriend von Loredana schon 2,7 Millionen Streams auf Youtube und Spotify gesammelt – und damit den zweiten Deutschrap-Hit mit dem Titel «Benzema» geschaffen. Der besungene und berappte Titelheld im Stück ist Karim Benzema, französischer Fussballer, 32 Jahre alt, seit 11 Jahren bei Real Madrid unter Vertrag, wo er im Jahr geschätzt rund 10 Millionen Franken verdient.
An der Stelle schnell zurückgespult zum Januar 2019: Damals enterte Deutschrap-Dominator Capital Bra mit seinem exakt gleich betitelten Song in Deutschland Platz eins der Charts, auch in der Schweiz kam er damit auf Platz zwei. Bis heute hat Capital Bras «Benzema» auf den grössten Plattformen über 150 Millionen Streams auf sich vereint.
Wie kommt es, dass die grossen Deutschrapper dem französischen Fussballstar eigene Hymnen widmen? Vier Erklärungsversuche.
Benzema gibt neue Bilder her
Rapper singen zwar immer mehr – dank Autotune – doch ihr Kerngeschäft bleiben Text und Sprachbilder. So jagen sie ständig neuen Metaphern und Slogans hinterher, die auch mal über die Aufzählung von Luxusmarken oder das verbale Posen in Drogendealer-Gebärden hinausgehen. Da hilft Fussballer Benzema: Capital Bra nutzt ihn, um seine Relevanz in der Musiklandschaft zu behaupten: «Ich bin Stammspieler wie Benzema», singt er im Refrain.
Bei Zunas Sprachbild steht der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund. Er rappt: «Benzema, Benzema, huh / Hol' das Maximum raus, Gelbgold auf der Haut». Ein paar Zeilen später fallen im Stakkato-Wortfluss auch die Worte «unbesiegt» und «treffsicher». Zuna muss sich noch beweisen, so seine Benzema-Metapher – anders als Capital Bra, der mit «Benzema» seine achte Nummer eins landete.
Benzema klingt einfach gut
Capital reimt in seinem Song «Kanada» und «Bra» auf «Benzema». Welches deutsche Wort würde ihm das möglich machen? Ein Bonus für den Berliner Rapper: In Benzema steckt auch das Wort «Benz» drin – was Capital Bra zu einer Reime-Kombination aus dem Namen der Automarke und seinem eigenen macht: «Bin Stammspieler wie Benzema, roll' im Benzer, Bra / Ich zahl' den Benzer bar». Bei Zuna wiederum gehts mehr um den reinen Wortklang: Er feuert zwei schnell aneinandergereihte «Benzema, Benzema» ab und hängt ein «Huh!» dran. Fertig ist der perfekt getaktete Hook.
Benzema ist eine Wucht
Der Real-Madrid-Stürmer ist mit 1,85 Metern Körpergrösse und seinem muskelbepackten 81-Kilo-Körper trotz filigraner Fusstechnik einer dieser bulligen, explosiven Fussballer, Typ Sturmtank. Er frisst sich durch die gegnerischen Abwehrreihen, beherrscht bei Kopfballduellen den Luftraum und schiesst viele Tore aus mittlerer Distanz, mit wuchtigen, gezielten Weitschüssen. Wenn er jubelt, breitet er seine Arme aus oder ballt seine beiden Fäuste auf Hüfthöhe und schreit in die Fanränge. Benzema strahlt Durchsetzungsvermögen aus, er nimmt sich seinen Raum, markiert Maskulinität und Kraft. Genau so wollen auch Rapper gesehen werden.
Benzema ist einer von ihnen
Karim Benzema sei «der Rapstar unter den Fussballern», sagt Elia Binelli. Der Gründer des Schweizer Rap-Magazins «Lyrics» sieht einen grossen Teil von Benzemas Strahlkraft auf die Deutschrapper in dessen Lebensgeschichte. «Er ist ein Migrantenkind, aufgewachsen in einem kriminellen Umfeld, das es raus aus den Banlieues geschafft hat und zum Millionär geworden ist», erklärt Binelli. Benzema posiert auf Instagram, wo ihm über 34 Millionen Menschen folgen, gern mit französischen Rappern, zeigt sich in seinem Privat-Gym beim Muskeln-Pumpen oder mit teuren Markenkleidern und noch viel teureren Autos.
Die Parallelen zu Capital und Zuna sind da, über die Insta-Posen hinaus: Rap-Überflieger Capital Bra ist in ärmlichen Verhältnissen in Berlins Osten aufgewachsen, nachdem er als Siebenjähriger mit seiner Mutter aus der Ukraine nach Deutschland gekommen war. Zuna flüchtete als 15-Jähriger aus dem Libanon und dealte eine Zeitlang mit Drogen. In der französischen Nationalmannschaft ist Karim Benzema trotz konstanten Leistungen seit Jahren nicht mehr im Aufgebot. Die Aussenseiter-Rolle passt ebenfalls zu den Rappern: Sie würden sich auf den roten Teppichen fremd und von der Musikbranche oft nicht repräsentiert fühlen, sagt Elia Binelli. Und da ist wohl der Kern der Sache: Ein erfolgreiches Fussballerleben und die grossen Gangsterrap-Träume können ganz schön viel gemeinsam haben.
Die Songs zum Nachhören
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