Elon Musk macht Pause«Eine Weile weg von Twitter»
Im jüngsten Börsenwirbel mischte der Tesla-Chef mit seinen 45 Millionen Followern wacker mit. Nun hat er für unbestimmte Zeit einen letzten Tweet abgesetzt.
Der Unternehmer und Milliardär Elon Musk nimmt eine Auszeit vom Internetdienst Twitter: «Eine Weile weg von Twitter» schrieb der Gründer und Chef der Firmen Tesla und SpaceX am Dienstag gewohnt knapp auf seinem Profil.
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Zuletzt hatte Musk mit schlichten Erwähnungen von Firmen auf Twitter immer wieder deren Kurse nach oben getrieben. Auch in die Börsenschlacht um den Computerspielhändler Gamestop schaltete er sich ein.
Musk hatte erst kürzlich mit einem geschätzten Vermögen von 185 Milliarden Dollar den Amazon-Chef Jeff Bezos vom Thron des reichsten Menschen der Erde gestossen. Musk hat knapp 45 Millionen Follower bei Twitter – seine Äusserungen werden von seinen Fans mit Argusaugen beobachtet. Wie lange und weshalb sich Musk von Twitter zurückziehen will, liess er am Dienstag offen. Anfang November 2019 hatte er öffentlichkeitswirksam seinen Abschied von Twitter verkündet – nur um drei Tage später wieder online zu sein.
Neues Orakel an der Wall Street oder hitzköpfiger Twitter-Nutzer?
Menschen auf dem Mars, Elektroautos für alle, reichster Mensch der Erde: Mit dem Unternehmer Musk verbinden sich so manche Superlative. Dass der Milliardär mittlerweile auch die Macht hat, mit wenigen Worten in Online-Netzwerken die Finanzmärkte aufzuwirbeln, hat jüngst die Börsenschlacht um Gamestop bewiesen – doch Musks Twitter-Gebaren birgt auch Risiken und der Grat zwischen Wall-Street-Orakel und Hitzkopf ist schmal.
Am Freitag fügte Musk seinem Twitter-Profil gut sichtbar für seine knapp 45 Millionen Follower den Hashtag #bitcoin hinzu und schon schoss der Kurs der Kryptowährung zwischenzeitlich um 20 Prozent in die Höhe. Auch die blosse Erwähnung des polnischen Spieleentwicklers CD Projekt, der Plattform Shopify und der Website Etsy, die Selbstgemachtes vertreibt und offenbar Musks Hündchen mit einer neuen Mütze ausstattete, trieben die Kurse hoch.
«Nun spuck es aus, Mann»
Musks jüngster Streich war ein 14-minütiges Interview mit dem Chef des Online-Finanzdienstleisters Robinhood, Vlad Tenev, zur Saga um Gamestop in der derzeit vieldiskutierten App Clubhouse. «Nun spuck es aus, Mann», sagte Musk, «was ist da vergangene Woche passiert? Warum können die Menschen keine Gamestop-Aktien kaufen? Sie wollen eine Antwort.»
Dabei hatte Musk vermutlich selbst zu der Entwicklung beigetragen – er postete auf Twitter einen Link zu «WallStreetBets», einem Unterforum der Plattform Reddit. Dort hatten sich Kleinanleger organisiert und den Kurs des US-Computerspielhändlers Gamestop mit dem Kauf von massenhaft Aktien in die Höhe katapultiert, um Hedgefonds zu schaden, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Robinhood begrenzte schliesslich vorübergehend den Handel mit den Aktien.
Musk hatte in der Vergangenheit aus seiner Verachtung gegenüber Spekulanten, die auf den Niedergang einer Firma wetten, keinen Hehl gemacht. Umso glühender scheinen seine Fans die Kommentare ihres Visionärs über Firmen zu verfolgen, die wichtig werden könnten.
Die «Aussenseiter-Persönlichkeit»
Einflussreiche Persönlichkeiten, die mit ihren Äusserungen das Schicksal ganzer Firmen besiegeln können, sind kein neues Phänomen, wie der Finanzprofessor Aswath Damodaran von der New York University sagt. Schon vor über hundert Jahren hätten Einschätzungen des Bankers John Pierpont Morgan die Märkte bewegt, ebenso Äusserungen des US-Automanagers Lee Iacocca in den 80er Jahren. Der US-Grossinvestor Warren Buffet trage sogar den Spitznamen «das Orakel von Omaha» – benannt nach seiner Heimatstadt.
Musk habe es bewusst darauf angelegt, als eine Art «Gesetzloser», als «Aussenseiter-Persönlichkeit» aufzutreten, sagt Christopher Smith, Professor für Kommunikation an der University of Southern California. Das passe sehr gut zur «Bro Culture» – dem männlichen Geklüngel in der Technologiebranche.
Ein «Narzisst auf der Suche nach Aufmerksamkeit»
Während andere Wirtschaftsgrössen wie Amazon-Gründer Jeff Bezos die «Performance ihrer Unternehmen» sprechen liessen, beherrsche Musk es ausgezeichnet, sich mit neuen Technologien Gehör zu schaffen, sagt Smith. Nach seiner Einschätzung ist Musk eher ein «Narzisst auf der Suche nach Aufmerksamkeit, ein Showman».
Musks Twitter-Nutzung ist nicht unproblematisch. Nicht nur kommt es mitunter zu Missverständnissen – so profitierte zumindest kurzfristig das texanische Gesundheitsunternehmen Signal Advance von Musks Twitter-Aufruf, den Messengerdienst Signal zu nutzen.
Auch mit der US-Börsenaufsicht SEC handelte er sich schon Ärger ein. Im August 2018 sinnierte er etwa in einem Tweet darüber, Tesla von der Börse zu nehmen. An den Aktienmärkten sorgte das für Trubel. Er musste als Tesla-Aufsichtsratschef zurücktreten und bekam Auflagen für seine Äusserungen in Online-Medien.
AFP
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