Architektur in AltdorfEine Schule zum Wohlfühlen
Die Architektinnen Dominique Knüsel und Christina Leibundgut haben als Erstlingswerk ein Schulhaus in Altdorf erweitert. Das Resultat überzeugt.
Dominique Knüsel, Christina Leibundgut, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Das 1972 erbaute und zu erweiternde Schulhaus Hagen ist Teil eines grossen Areals mit Einzelgebäuden aus verschiedenen Dekaden. Mehrere der Schulhäuser, die den gemeinsamen Pausenplatz säumen, zeichnen sich durch einen Kopfbau aus. Der Erweiterungsbau bildet einen neuen Kopf für das Schulhaus Hagen und bezieht sich auf die Identität des Ortes und dessen Massstäblichkeit. Die Erweiterung sucht einen Ausdruck, der die Rasterung und Schlichtheit des Bestands fortsetzt, gleichzeitig aber eine eigene, zeitgemässe Identität entwickelt – ganz im Sinne des Weiterbauens.
Welche Inspirationen liegen dem Projekt zugrunde?
Bereits bei der ersten Besichtigung berührte uns das benachbarte Schulhaus Bernarda von Fritz Metzger aus der Nachkriegsmoderne besonders. Mit einer feinen Detailierung, natürlichen Materialien und verspielten Elementen schuf Metzger eine Architektur, die Empathie und Behaglichkeit ausstrahlt und unserer Ansicht nach bis heute ihre Gültigkeit hat. Daher wollten wir dem nüchternen, rigiden Schulhaus Hagen mit wenigen Eingriffen einen ähnlichen gestalterischen und räumlichen Mehrwert zukommen lassen.
Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Wir versuchen, unsere Umwelt mit grossem Interesse am Vorhandenen zu lesen. Unser Ziel ist es, daraus Inspiration für das Neue zu erhalten und jeweils eine Architektur von und für den spezifischen Ort zu entwerfen. Gleichzeitig wollen wir uns nicht unterwerfen, sondern suchen eine eigenständige, zeitgemässe Ausdrucksform, welche die vorhandenen Qualitäten mit viel Empathie aufnimmt.
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzerinnen und Nutzer den Entwurf beeinflusst?
Die Gemeinde Altdorf entschied sich, für diese vergleichsweise kleine Schulhauserweiterung einen offenen Projektwettbewerb auszuschreiben. Wir haben damals spontan beschlossen, unser Glück zu versuchen – das war noch vor Gründung unseres Büros. Die Baukommission schenkte uns von Beginn an grosses Vertrauen und sah keinen Nachteil darin, dass dieser Bau ein Erstlingswerk ist. Dadurch ermöglichte sie uns eine kontinuierliche Verfeinerung und konsequente Umsetzung unserer Ideen aus dem Wettbewerb. Die Projektgrösse war ideal für den Start in die Selbständigkeit.
Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Durch neu hinzugefügte Elemente, beispielsweise den sorgfältig gestalteten Einbauten aus Eschenholz und den runden Guckfenstern in den Türen, erhält der gesamte Innenraum eine verspielte, kindergerechte und warme Atmosphäre. Die in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Philippe Karrer entworfenen Tiermotive schmücken das Gebäude an verschiedenen Stellen und schaffen so einen künstlerischen Mehrwert. Wir empfinden es als eine sehr wertvolle Erfahrung, aus einem etwas unliebsamen Gebäude aus den 1970er-Jahren mit wenigen Eingriffen zu neuer Heiterkeit zu verhelfen und eine Aufwertung zu schaffen, welche direkten Einfluss auf die Lebensdauer des Bestands hat
Einmal im Monat präsentiert die Plattform Swiss-Architects.com einen ausgewählten Bau. Sie hat auch den Fragenkatalog zusammengestellt.
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