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Migration Richtung USA steigt an
«Monsterkarawane» wird für Biden zum Problem

Solche Bilder dürften die US-Regierung unter Joe Biden äusserst nervös machen: Eine neue Migrantenkarawane im Süden Mexikos. 
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Aus Protest gegen die angebliche Gleichgültigkeit der mexikanischen Migrationsbehörden haben sich die beiden venezolanischen Migranten Joel García und Yeisson Matamoros den Mund zugenäht. Sechs weitere Männer und eine Frau haben in der südmexikanischen Stadt Tapachula dasselbe getan. García und Matamoros sind aus Venezuela geflohen, weil sie sich als Homosexuelle bedroht fühlen und darauf hoffen, in den USA Asyl zu erhalten. 

Die beiden venezolanischen Migranten Joel Garcia und Yeisson Matamoros haben sich aus Protest gegen die mexikanischen Migrationsbehörden den Mund zugenäht. 

Doch zuvor müssen sie Mexiko durchqueren. Was dabei Angehörige der queeren Community erleben, schildern mehrere anonyme Migranten gegenüber lateinamerikanischen Journalistinnen und Fernsehreportern. «Mexikanische Polizisten haben mich angespuckt und geschlagen.» «Eine Gruppe von jungen Männern, die ebenfalls auf der Flucht in die USA sind, haben mich zwölf Stunden lang festgehalten und mehrmals vergewaltigt.»

Grösste Karawane seit langem

Die Medien schreiben von einer «gigantischen Karawane» oder einer «Monsterkarawane», die vom südmexikanischen Bundesstaat Chiapas in Richtung amerikanische Grenze aufgebrochen sei. Die Schätzungen schwanken zwischen 7000 und 15’000 Personen, es ist die grösste Fluchtbewegung seit Jahren.

Stammten die Fliehenden zuvor grösstenteils aus zentralamerikanischen Ländern, so sind sie nun gemäss einer Zählung der mexikanischen Lokalzeitung «El sol de Chiapas» zu 80 Prozent aus Venezuela. Die markante Zunahme der Venezolanerinnen und Venezolaner hängt damit zusammen, dass sie seit Anfang des Jahres ein Visum brauchen, um nach Mexiko zu reisen. Jene, die keines erhalten – und das sind viele –, versuchen, die Grenze zu den USA illegalerweise zu erreichen.

«Da kann ich ebenso gut in der Hölle leben.»

Ein lateinamerikanischer Migrant aus der queeren Community.

«Die Verachtung, die mir in meiner Heimatstadt auf der Strasse entgegenschlug oder wenn ich ein Lokal betrat, und oft auch von meinen Eltern – da kann ich geradeso gut in der Hölle leben», sagt ein venezolanischer Migrant, der sich zur queeren Community zählt. 

Ein grosser Traum und ein langer Marsch: Migranten auf dem Weg an die mexikanisch-amerikanische Grenze.

Für den amerikanischen Präsidenten Joe Biden sind die jüngsten Ereignisse im Süden Mexikos eine schlechte Nachricht. Zeigt er sich gegenüber Migrantinnen und Migranten humaner als Donald Trump, verspotten ihn die Republikaner als Schwächling. Bleibt er hart, zetert der linke Flügel der Demokraten, er sei genauso gnadenlos wie sein Vorgänger.

Migration war denn auch eines der grossen Themen am Amerika-Gipfel in Los Angeles, der soeben zu Ende gegangen ist. Die Schlusserklärung der 21 Staats- und Regierungschefs dürfte indessen wenig bis nichts ändern. Im ersten Jahresquartal haben die mexikanischen Migrationsbehörden 77’000 illegal Eingereiste aufgegriffen, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.

«Die Grenze ist geschlossen»

Zwar ist es den mexikanischen Migrationsbehörden am Wochenende gelungen, die sogenannte Monsterkarawane in kleinere Gruppen zu zerstreuen. Dazu haben sie rund 7000 Personen eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis für Mexiko erteilt. Aber wie sagte doch der Menschenrechtsaktivist Luis García Villagrán im spanischsprachigen US-Sender Univision? «Die meisten werden auf direktem Weg an die amerikanische Grenze reisen.»

Er habe gehört, die Regierung der Vereinigten Staaten erteile Angehörigen sexueller Minderheiten, die in ihren Ländern unterdrückt würden, relativ grosszügig Asyl, sagt ein Migrant. Indessen teilt der US-Migrationsfunktionär Brian Nichols dem Flüchtlingszug mit: «Die Grenze ist geschlossen.»

Geflüchtete Menschen in Huixtla in Mexiko am 7. Juni 2022: Sie sind auf dem Weg Richtung US-Grenze und tragen die Regenbogenfahne, Symbol der queeren Community.