Schweiz gedenkt der Corona-OpferEine Minute Schweigen für über 10’000 Tote
Punkt 11.59 Uhr standen Menschen in der Schweiz für eine Minute still, danach läuteten im ganzen Land die Kirchenglocken.
Mit einer Gedenkminute und Glockengeläute hat die Schweiz am Freitagmittag der über 10’000 Menschen gedacht, die in der Corona-Pandemie gestorben sind. Vor genau einem Jahr ist in der Schweiz der erste Todesfall wegen des Coronavirus bekannt geworden.
Bundespräsident Guy Parmelin hatte zu Beginn der Woche die Kirchen in der Schweiz aufgerufen, am Freitagmittag die Glocken läuten zu lassen. Die Schweizerinnen und Schweizer rief er gleichzeitig zu einer Schweigeminute auf. Der Aufruf löste ein breites Echo aus. In grösseren und kleineren Orten sowie in allen Landesteilen wurden am Freitagmittag teilweise bis zu einer Viertelstunde die Kirchenglocken geläutet.
Einen Moment der Andacht gab es auch im Bundeshaus. «Um 11.59 Uhr in der Bundesratssitzung: Die Regierung legte eine Schweigeminute ein und gedachte der Verstorbenen und Betroffenen der Corona-Pandemie. Danke den Kirchen, das Geläut spendete Trost», schrieb Bundesratssprecher André Simonazzi auf Twitter.
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Auf und rund um den Bundesplatz in Bern hielt rund ein Dutzend Menschen am Mittag kurz inne. Zwei Polizisten kontrollierten just in diesem Moment eine Frau mit einem Transparent, die die «Verleumdungspolitik der SVP» gegenüber Gesundheitsminister Alain Berset kritisierte. Nach 12 Uhr war in der Berner Stadtmitte von überall das Geläut der Landeskirchen zu hören.
Menschen mit Tränen in den Augen
In Basel läutetet die Glocke der Kirche St. Anton am Kannenfeldplatz bis 12.10 Uhr. Ein älterer Passant hielt für etwa zwei Minuten an, eine Frau verbrachte die Gedenkminuten auf ihrem Balkon und wischte sich Tränen aus den Augen.
Über die Stadt Luzern hinweg erschallte ab Punkt 12 Uhr das mehrstimmige Geläut der Glocken verschiedener Kirchen. Derweil nahm der übliche Mittagsverkehr seinen Lauf. Nach einer Viertelstunde verstummten die letzten Glocken.
Auch in Thun läutetet am Freitagmittag die Glocken. Doch kaum jemand in der Innenstadt mochte an diesem regnerischen Tag lange innehalten, um der Todesopfer der Corona-Pandemie zu gedenken. Nur ganz vereinzelt hielten Menschen inne, um den Glocken der Thuner Stadtkirche zu lauschen. Und auch sie schlugen bald wieder den Kragen hoch und machten sich auf den Weg.
Solidaritätsbekundungen per Twitter
Auf Twitter bekundeten viele unter #CoronaCHsilence ihre Solidarität. Mehrere Schweizer Botschaften im Ausland hielten für einen Moment der Trauer und Solidarität inne. Sogar die Belegschaft der US-Botschaft in Bern schloss sich der Schweigeminute an, um ihre Dankbarkeit für die Freundschaft und Unterstützung der Schweizer Freunde und Partner zu demonstrieren.
Auslöser der Schweigeminute und des Glockengeläuts war der Jahrestag des ersten Corona-Opfers in der Schweiz. Eine 74-jährige Frau aus dem Kanton Waadt starb am 5. März im Universitätsspital Lausanne (Chuv) an den Folgen einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Seither ist die Zahl der Todesopfer stetig angestiegen.
Die Gedenkminute schlug Parmelin aber nicht nur für die Opfer der Pandemie und für jene vor, die Angehörige verloren haben. Gedacht werden sollte auch jener Menschen, die derzeit an der Krankheit leiden oder sich von den Spätfolgen erholen, aber auch jener, die sie dabei unterstützten.
«In aller Stille, und doch gemeinsam, wollen wir unsere Freundschaft, Unterstützung und Dankbarkeit bezeugen und uns daran erinnern, dass das Leben uns immer wieder das Geschenk der Hoffnung macht», sagte Parmelin in einer am Freitagmorgen auf Twitter verbreiteten Videobotschaft.
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Seit dem ersten Todesfall in der Schweiz vor einem Jahr habe die Pandemie die Welt erschüttert. Auch die Schweiz habe einen hohen Preis bezahlt. Über 10’000 Menschen seien an den Folgen des Coronavirus gestorben.
«Viele Erkrankte leiden an Spätfolgen und Tausende haben ihre Arbeit und zuweilen auch die Hoffnung verloren», sagte Parmelin weiter. «Halten wir inne in Gedanken an die Opfer der Pandemie. Gedenken wir der Menschen, die weiterhin für ihre Gesundheit und ihre Arbeit kämpfen», sagte Parmelin weiter. Anerkennung verdiene auch das Pflegepersonal.
Parmelin wünscht sich, dass das gemeinsame Gedenken nicht allein ein Trauern ist. Es solle auch Gelegenheit sein, aus der Solidarität und Freundschaft die Kraft zu schöpfen, die es brauche, um voranzukommen und die Aufgaben anzugehen, die das Leben stelle. «Alle zusammen, Schritt für Schritt, werden wir die Pandemie besiegen.»
Auf die Organisation einer Gedenkzeremonie hat der Bundesrat in Absprache mit den Präsidenten von National- und Ständerat verzichtet (der Artikel zum Thema: Parmelin erhielt vom Parlament eine Absage). Begründet wird dieser Entscheid mit der aktuellen epidemiologischen Lage. Unabhängig vom Bund bereiten auch die Landeskirchen Traueranlässe vor.
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