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Rednerin aus Oberrieden
«Eine gute Rede ist ein Geschenk»

«Winston Churchill hat mich geprägt»: Mireille Jaton, hier in ihren Seminarräumen in Oberrieden.
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Was macht eine gute Rede aus?

Eine gute Rede ist für das Publikum. Sie ist gut recherchiert und wird mit einem roten Faden vorgetragen. Sie hat einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluss. Eine gute Rede hat sicher einen knackigen Einstieg und wird in einer einfachen, bildhaften Sprache vorgetragen. Sie hat Geschichten, denn diese bleiben hängen, und man hört sie gerne. Sicher sollte sich der Redner bewusst sein, dass sein Wort nur ein Zehntel so stark ist wie sein Ausdruck. Zu guter Letzt ist die Passion das Wichtigste.

Was bedeutet Ausdruck in diesem Fall?

Unsere Körpersprache ist grösstenteils für die Gesamtwirkung verantwortlich, dann folgt unsere Stimme. Das eigentliche Wort kommt am Schluss. Das soll aber nicht heissen, dass es egal ist, was man sagt. Viele unterschätzen allerdings das Wie. Mit einer sehr angenehmen Körpersprache und einer angenehmen Stimme kommt man mit einem mittelmässigen Inhalt eher durch als mit einem toll recherchierten Inhalt, der aber verkrampft und unsicher hinter dem Rednerpult vorgetragen wird.

Es kann also jeder ein guter Redner werden?

Absolut. Es ist etwas, das man lernen kann, wie Tennis oder Rechnen. Klar gibt es Extrovertierte, die mehr Lust haben, auf die Bühne zu gehen. Für sie ist es vielleicht einfacher, aber es ist weniger schwierig, als man denkt.

Wer ist Ihr liebster Redner?

Geprägt hat mich auf jeden Fall Winston Churchill, weil mein Vater ein absoluter Geschichtsliebhaber war. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie er im Wohnzimmer hin und her lief und Churchill deklamierte: «I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat.» Als Sechsjährige fand ich das, was er uns versprach, nicht so toll. Aber die Freude meines Vaters an der Deklamation hat mir diese Welt aufgemacht. Gerade im amerikanischen Bereich hat es viele sehr gute Redner. Da können wir in der Schweiz noch ein wenig aufholen.

Sind Schweizer keine guten Redner?

Ich würde sagen, das Reden wird in der Schule zu wenig gefördert. Ich möchte schon Kinder darauf aufmerksam machen, dass der mündliche Ausdruck wichtig ist, um sich Gehör zu verschaffen, sei es, um eine Lehrstelle zu erhalten oder die Finanzierung eines Start-ups zu organisieren. Eine gute Rede ist ein Geschenk. Man schenkt sein Wissen, seine Begeisterung. Aber wir haben natürlich auch gute Redner in der Schweiz.

Wer zum Beispiel?

Ich durfte mehrmals mit Doris Leuthard auftreten und fand, dass sie eine begnadete Kommunikatorin ist. Sie hat mit ihren Reden die Leute erreicht.

Reden halten kann man lernen, wie Tennis oder Rechnen.

In dreitägigen Kursen vermitteln Sie Ihr Wissen. Mit knapp 3000 Franken ist der Preis aber doch eher happig.

Es kommt ja immer darauf an, was man für das Geld bekommt. In diesen drei Tagen lernen die Teilnehmer von Profis, wie sie eine überzeugende Rede vor Publikum halten. Sie arbeiten an ihrer eigenen Rede, die sie am letzten Tag vor Experten vortragen, die ihnen Feedback geben. Sie erhalten auch ein professionell geschnittenes Video dieses Auftritts. Alle Teilnehmer machen in diesen drei Tagen grosse Fortschritte und gewinnen an Freude und Selbstvertrauen.

Sie haben letztes Jahr in München am Internationalen Speaker Slam den ersten Preis gewonnen. Wie haben Sie das kompetitive Reden dort erlebt?

Ich hatte das noch nie gemacht und war natürlich aufgeregt. Es ist ein wahrer Rednermarathon. Die Auftritte dauerten insgesamt sechs Stunden. Die Sprecher hatten exakt fünf Minuten für ihre Rede, dann wurde der Ton abgestellt. Ich konnte den Minutenzähler nirgends sehen, habe aber anscheinend eine Punktlandung hingelegt. Da war sehr viel Glück dabei. Es war eine tolle, verrückte Erfahrung.

Seither werden Sie manchmal als beste Rednerin Europas betitelt.

Ich habe nur einmal gegen 66 andere Redner einen Wettbewerb gewonnen. Weil diese aus Europa gekommen sind, hat jemand geschlussfolgert, dass ich somit die beste Rednerin Europas sein müsse. Das stimmt sicher nicht. Aber es klingt gut, oder?

Der nächste Redner-Workshop findet vom 19. bis 21. Juni statt. Es sind noch zwei Plätze frei. Die Abschlussvorträge werden am 21. Juni um 16 Uhr auf der Facebook-Seite von Event-Speaking übertragen.