Pop-BriefingEine göttliche Feier und das Ende der Welt
Sigur Rós vertonen ein spätmittelalterliches Gedicht, Thom Yorke, Burial & Four Tet machen sich rar, und Maria Carey betört Santa Claus.
Mit dieser Woche starten wir in die gut zweimonatige Saure-Gurken-Zeit rund um Weihnachten: Neuveröffentlichungen gibt es wenige. Dafür versuchen Labels und Musiker, Jubiläumsausgaben und sonstige Wiederveröffentlichungen, Livealben, Künstlerinnen-Boxen oder, oft leider ganz schlimm, Aufnahmen mit Weihnachtsliedern an die Damen und Herren Konsumenten zu bringen. Doch es gibt auch Hörenswertes in diesen Tagen, und das trägt das Pop-Briefing zusammen.
Das muss man hören
Christian Löffler – Parallels
Die Deutsche Grammophon, wohl das renommierteste Klassik-Label im deutschsprachigen Raum, sitzt auf einem enormen Fundus alter Aufnahmen. Zusammen mit Google Arts and Culture wurde das «Shellac Project» ins Leben gerufen, bei dem ein Teil der Shellack-Platten aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert digitalisiert wurde. Christian Löffler durfte sich im Beethoven-Jahr vier Stücke aus dem Projekt «reworken», wie man Neudeutsch sagt. Herausgekommen sind filigrane Versatzstücke irgendwo zwischen Electronica und Klassik; gegen Ende des längsten Tracks «Funebre» schimmert die Tanzbarkeit durch, die Löffler bei aller Verträumtheit nicht missen lässt.
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Nils Frahm – Tripping With Nils Frahm
Besinnlich geht es auch bei Neoklassik-Experimentierfreund Nils Frahm zu und her. Live entwickeln seine Stücke eine ungeahnte, hypnotische Qualität. Und so trägt die Aufnahme aus Konzerten, die er Ende 2018 im Berliner Funkhaus spielte, den durchaus passenden Namen «Tripping with Nils Frahm». Zum Konzert-Album gibt es einen Film, den man hier anschauen kann. Die Nummer «Fundamental Values» gibt einen fast viertelstündigen Einblick.
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Thom Yorke, Burial & Four Tet – Her Revolution / His Rope
Völlig ohne Ankündigung veröffentlichten Radiohead-Sänger Thom Yorke, Schlackerstep-Grossmeister Burial und IDM-Darling Four Tet eine Single. Nur auf Vinyl, verkauft nur über den Ladentisch in drei (3!) ausgesuchten Plattenläden in Grossbritannien. Natürlich landeten einige der Exemplare zu Fantasiepreisen auf der Online-Plattenbörse Discogs. Die zwei Stücke «Her Revolution» und «His Rope» sind dankenswerterweise auch auf Youtube zu finden und bieten Erwartbares (aber natürlich Hörenswertes): Yorkes ätherischer, lakonischer Gesang schwebt über leicht verspulten Dub-Beats von Burial, während Four Tet sich in experimentellen Samples verliert.
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Khruangbin – Late Night Tales
Die liebenswerte Serie von Mix-Compilations, die nächstes Jahr auch schon ihr zwanzigjähriges Bestehen feiert, bittet für seine neue Ausgabe Khruangbin an die Plattenkiste. Das Retropoprock-Trio, dessen diesjähriges Album «Mordechai» in zahlreichen Jahresendabrechnungen auftauchen dürfte, löst das Versprechen der hochwertigen Reihe mit einer kleinen Weltreise ein. Von Südkorea und Japan geht es über Weissrussland und Spanien bis nach Äthiopien. Die Band selbst trägt ein Cover von Kool & The Gangs «Summer Madness» bei.
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Sigur Rós – Odin’s Raven Magic
Eine weitere hörenswerte Liveaufnahme ist Sigur Rós Vertonung des alt-isländischen Gedichts Hrafnagaldr Óðins. «Odin’s Raven Magic» ist eine Kollaboration mit den isländischen Musikern Hilmar Örn Hilmarsson, Steindór Andersen und der Musikerin Maria Huld Markan Sigfúsdóttir und wurde bereits 2002 im Londoner Barbican Centre uraufgeführt. Im Gedicht aus dem 14. oder 15. Jahrhundert geht es um eine göttliche Feier und um das Ende der Welt. Wer den Sound von Sigur Rós kennt, weiss, wie das zusammenpasst.
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Das Schweizer Fenster
Cella – Drowning EP
Zürichs Electro-Hoffnung Cella fasst seine heurigen Singles noch einmal zur EP «Drowning» zusammen. Dazu kommt der Track «When You Talk», er verkörpert genau die Art von Bummeltechno, die zu langsamen Adventswochenenden unter dem grauen Stadthimmel passt. Wer es etwas flotter und dem schlechten Wetter entkommen möchte, fährt mit Cella kurzerhand ins Berner Oberland. Da performt er eine halbe Stunde lang vor Adelbodner Kulisse.
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LieVin – Dubai
Der Zürcher Rapper LieVin hat zwar erst im September seine EP «El Mundo» veröffentlicht, jetzt legt er mit «Dubai» noch ein Stück nach. Post-Trap vom Feinsten, Hip-Hop auf der Höhe der Zeit.
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Danase & Luuk – Pächschwarz
Gleiche Stadt, gleiches Genre und doch ein ganz anderer Sound: Deutlich old-schooliger klingt die neue Nummer von Danase & Luuk.
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Darüber wird gesprochen
Als vergangene Woche mit dem individualisierten Jahresrückblick von Spotify das grosse Reminiszieren über das Musikjahr begann, kam wieder einmal die mangelhafte Entlöhnung der Künstlerinnen und Künstler auf dem populären Streamingdienst zur Sprache. Rapper Tommy Vercetti bringt es mit einem im Design des Jahresrückblicks gehaltenen Post auf den Punkt und bekommt Beifall von Fans und Kollegen.
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Geoff Barrow (Portishead, Beak) kommt etwas direkter zur Sache: «Bezahlt Künstlern anständige [hier bitte ein derbes Schimpfwort Ihrer Wahl einsetzen] Tantiemen».
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Schauspielerin Samantha Morton (The Walking Dead) stellt zu Barrows Post die berechtigte Frage: Und wie schaffen wir das?
Vielleicht könnte das Fundstück der Woche hier zur Lösung beitragen.
Das Fundstück der Woche
Die einst sehr populäre und in den letzten Jahren etwas in den Hintergrund gerückte Hype Machine hat mit dem «Merch Table» eine Suchmaschine gebaut. Dort kann man die Links zu Spotify-Links einfügen und schauen, welche Künstler man mit einem Kauf auf Bandcamp unterstützen kann. Von der aktuellen Wochentonspur wurden immerhin 37 Alben gefunden.
Was blüht?
Kollege Hebeisen hat Sie in der vergangenen Woche ja schon einmal auf Wohlklingendes und eher Unheiliges rund ums Weihnachtsfest vorbereitet, ich möchte da noch einmal einhaken. Mariah Carey, Interpretin des schlimmsten Weihnachts-Popsongs aller Zeiten (auch, weil er so ein verdammter Ohrwurm ist), feiert genau diesen in einem Special auf Apple TV. Und hebt in diesem den offiziellen Nachfolger von «All I Want For Christmas Is You» aus der Taufe. Auf «Oh Santa!» knödelt sie mit Ariana Grande und Jennifer Hudson um die Wette (und zeigt natürlich, dass sie beide locker in die Tasche stecken könnte).
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Bei Pop-Freak Poppy verhält es sich wie mit einem Horrorfilm: Man erwartet immer das Schlimmste und vermag das Ganze deshalb nie so ganz zu geniessen. Die EP «A Very Poppy Christmas» ist weitgehend harmlos und reflektiert mit dem Stück «I Won’t Be Home For Christmas» sogar die vielfach bittere Realität in diesem Jahr.
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Einen für europäische Ohren etwas anderen Feiertags-Groove etablieren die Texmex-Rocker Calexico auf ihrem programmatisch betitelten Album «Seasonal Shift». Wer sich darauf einlässt, wird mit einer Beschwingtheit belohnt, die den hierzulande üblichen Vorweihnachtsstress erträglicher machen sollte.
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Leider nur physisch erhältlich ist Mark Lanegans Weihnachtsalbum unter dem Pseudonym Dark Mark. Bereits 2012 gab es vom Wüstenmann eine lediglich auf Tour vertriebene EP mit festlichen Liedern in seiner ganz eigenen Interpretation. Diesen sechs Stücken hat er jetzt noch vier weitere hinzugedichtet.
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Und auch Tori Amos trägt mit vier Stücken zur festlichen Stimmung bei. Ganz schnörkellos, sehr weihnachtlich und trotzdem völlig unpeinlich. Einfach: schön.
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Die Wochentonspur
Die laufend erweiterte Playlist ist noch gar nicht in Feiertagsstimmung. Dafür hören Sie hier neues von Indie-Darling Devendra Banhart, eine spannende Kollaboration von Electro-Künstler Solomun und Indieband Isolation Berlin sowie eine Neuaufnahme des Indochine-Hits «3eme Sex» von Christine and the Queens unter Mithilfe von Indochine-Sänger Nicola Sirkis.
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