Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Wandel an der Sicherheitskonferenz
Eine Bühne für die iranische Opposition

Ein Teil der iranischen Opposition: Demonstrierende am Rande der Sicherheitskonferenz in München schwenken Fotos von Reza Pahlewi, dem Sohn des 1979 gestürzten Schahs.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Zu den Gepflogenheiten der Münchner Sicherheitskonferenz zählte lange Jahre ein Auftritt des iranischen Aussenministers. Je nachdem, wie konservativ der war, verhängte die Delegation in der Suite im Bayerischen Hof schon mal die Bilder an der Wand, wenn darauf Frauen dargestellt waren. Unvergessen ist, wie 2018 der inzwischen wieder regierende israelische Premier Benjamin Netanyahu dem damaligen Chefdiplomaten der Islamischen Republik, Mohammed Jawad Sarif, ein Trümmerteil einer abgeschossenen iranischen Drohne entgegenhielt.

Diesmal hatte sich der neue Leiter der Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, wegen der brutalen Niederschlagung der Proteste durch das Regime dagegen entschieden, eine offizielle Delegation aus Teheran einzuladen. Thema war der Iran trotzdem auf verschiedene Weise.

So bot die Konferenz der iranischen Opposition eine Bühne. Reza Pahlewi, ältester Sohn des 1979 von der Islamischen Revolution gestürzten Schahs, und die in den USA lebenden Aktivistinnen Masih Alinejad und Nazanin Boniadi diskutierten mit US-Senator Bob Menendez und der EU-Parlamentarierin Hannah Neumann die Perspektiven für einen Regimewechsel.

Die Oppositionellen forderten, die Revolutionsgarden des Iran auch in der EU als Terrororganisation einzustufen und mit Sanktionen zu belegen.

Die drei sind Teil einer Anfang Februar geschlossenen Allianz von insgesamt acht prominenten Vertretern der Exilopposition, zu denen auch noch Shirin Ebadi gehört, Menschenrechtsanwältin und Trägerin des Friedensnobelpreises. (Lesen Sie zum Thema das Interview mit Shirin Ebadi: «Wenn das keine Revolution ist, was ist es dann?»)

Einig sind sie sich in ihrer Ablehnung der Islamischen Republik und dem Streben nach einer demokratischen Regierungsform im Iran. Dafür werben sie um internationale Unterstützung und bekräftigten in München die Forderung, die Revolutionsgarden, die militärische Eliteeinheit des Regimes, auch in der EU als Terrororganisation einzustufen und mit Sanktionen zu belegen – was weiter als unwahrscheinlich gilt, weil die rechtlichen Voraussetzungen nicht gegeben sind.

Es droht eine neue Grosskrise im Nahen Osten

Pahlewi forderte, den Iranern ähnlich wie der Ukraine Mittel an die Hand zu geben, damit sie ungehindert per Internet kommunizieren können, und Streikfonds einzurichten und entsprechende Ausnahmen bei den Sanktionen zu schaffen. Damit könnten die Menschen im Iran finanziell unterstützt werden, wenn sie aus Protest gegen das Regime der Arbeit fernbleiben. Dass mindestens Pahlewi unter Iranern eine äusserst umstrittene Figur ist, war für Konferenzleiter Heusgen offenbar kein Hinderungsgrund.

Weniger im Licht der Öffentlichkeit, politisch aber wohl bedeutsamer, berieten die Aussenminister der USA, von Frankreich, Grossbritannien und Deutschland über den weiteren Umgang mit dem Regime. Lange galt die Devise, die Rückkehr zum Atomabkommen «steht nicht auf der Tagesordnung, ist aber auch nicht vom Tisch». Inzwischen stellt sich die Frage, ob diese Linie noch zu halten ist.

Der Iran setzt sein Nuklearprogramm fort: Präsident Ebrahim Raisi.

Mit Sorge sehen westliche Diplomaten, dass der Iran unter dem Hardliner-Präsidenten Ebrahim Raisi das Atomprogramm weiter ausbaut – und daraus eine neue Grosskrise im Nahen Osten und am Golf entstehen könnte, bis hin zu einer militärischen Konfrontation. Von einer «nuklearen Eskalation» und dem «Mangel an Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA)» ist in einer Erklärung die Rede, die das US-Aussenministerium am Wochenende veröffentlichte.

Der Iran hatte, ohne wie vorgeschrieben die IAEA zu informieren, technische Änderungen an Zentrifugen zur Urananreicherung in Fordow vorgenommen, einer Anlage, die im Iran tief in einem Tunnelsystem liegt, um sie vor möglichen Luftangriffen zu schützen. Derzeit reichert der Iran sein Material mit bis zu 60 Prozent des spaltbaren Isotops Uran 235 an. Für den Bau von Atomwaffen sind 90 Prozent erforderlich.

Eine Rückkehr zum Atomabkommen gilt als aussichtslos. Vielmehr dürften frühere UNO-Sanktionen wieder in Kraft treten.

Sollte der Iran diesen Schritt gehen, und Debatten im Regime darüber gibt es, würde dies harte Reaktionen nach sich ziehen. Die Europäer würden den sogenannten Snapback-Mechanismus aus dem Abkommen aktivieren, der automatisch alle UNO-Sanktionen wieder in Kraft setzt, die 2015 aufgehoben wurden. Zugleich hat Israel klargemacht, dass es die Produktion von waffenfähigem Uran als rote Linie betrachtet.

Eine Rückkehr zum Atomabkommen gilt als aussichtslos. Dazu müsste Teheran seine Kooperation mit der IAEA wieder aufnehmen. Zudem ist schwer vorstellbar, dass die USA und die Europäer einem Deal zustimmen, während der Iran seine Unterstützung für Russland ausbaut und die brutale Unterdrückung der eigenen Bevölkerung fortsetzt. Als denkbar gilt westlichen Diplomaten allerdings eine sehr viel enger gefasste Vereinbarung, um eine nukleare Eskalation abzuwenden. Blinken warnte China, die USA würden chinesische Firmen mit Sanktionen belegen, die weiter grosse Mengen Öl aus dem Iran kaufen, die wichtigste Einnahmequelle des Regimes.

Drohnenangriff auf Öltanker einer israelischen Firma

In der Region verschärft sich der Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran. Am Sonntag machte Netanyahu den Iran verantwortlich für einen Drohnenangriff im Persischen Golf auf einen Öltanker, der einer Firma des israelischen Milliardärs Eyal Ofer gehört. Bereits im November war vor der Küste Omans ein weiterer Tanker Ziel einer Drohnenattacke geworden. Netanyahu hatte auf Fragen nach einem Angriff auf eine Einrichtung des iranischen Militärs in Isfahan geantwortet, Israel ergreife alle denkbaren Möglichkeiten, um die militärischen Fähigkeiten des Iran ins Visier zu nehmen.

Ziel der Attacke soll eine Drohnenfabrik gewesen sein. Der Iran bestreitet, Russland nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine derartige Fluggeräte geliefert zu haben, mit denen Russland systematisch die zivile Infrastruktur in der Ukraine angreift. Westliche Geheimdienste sind nach der Untersuchung von Wrackteilen aber sicher, dass sie aus dem Iran stammen. Von einer «sich vertiefenden beidseitigen Militärkooperation» sprechen die USA. Sie soll auch Munitionslieferungen umfassen. Keine Belege gibt es dagegen bislang dafür, dass der Iran auch ballistische Raketen liefert.