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Meinung

«Eat Pray Love»-Autorin Elizabeth Gilbert
Eine Amerikanerin betreibt Selbstzensur 

Ihre Leserinnen und Leser schreibt sie konsequent mit «Dear Ones» an – und lässt sie an ihrem Leben teilnehmen: Die Schriftstellerin Elizabeth Gilbert, Autorin von «Eat Pray Love», an der Premiere der Verfilmung ihres Romans im Jahr 2010 in London. 
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Damit hat sie nicht gerechnet, aber schnell darauf reagiert: Noch bevor Elizabeth Gilbert ihren letzten Roman veröffentlichen konnte, verschob sie dessen Erscheinen auf unbestimmte Zeit. Als Grund gab sie «sensitivities around the war in Ukraine» an, sensible Reaktionen aufgrund des Kriegs in der Ukraine.

Denn «The Snow Forest», ihr neues Buch, spielt im russischen Sibirien. Das allein habe sie davon überzeugt, sagt die Schriftstellerin in einem über die sozialen Medien verbreiteten Videoauftritt, die Veröffentlichung ihres Romans abzusagen.

Elizabeth Gilbert spricht von einer massiven Reaktion ihrer Leserinnen und Leser in der Ukraine, diese hätten «Zorn, Sorge, Enttäuschung und Schmerzen» signalisiert, weil ihr neuer Roman im feindlichen Russland spiele. Nun belegt diese Reaktion vor allem eines: das Talent der Autorin zum Selbstmarketing aus einem Zwang heraus, ihr Leben in die Öffentlichkeit zu tragen.

Der Grund, warum man der Reaktion der Autorin nicht traut, gründet in ihrem hemmungslosen Verhältnis zur Öffentlichkeit.

Denn nur weil ein Roman in einem Land spielt, das für sein kriegerisches Verhalten kritisiert wird, ist das noch kein Grund für seine Sperrung. Sonst dürften wir kein Buch mehr lesen über sehr viele Länder, die sich anderen gegenüber unrechtmässig verhalten haben, etwa die USA. Dazu kommt, so viel weiss man über Gilberts neues Buch, dass es zwar in Russland spielt, aber im Sibirien der 1930er-Jahre, also während des stalinistischen Staatsterrors. Das Buch beschreibt den Versuch einer Familie, dem Griff der Sowjetunion zu entkommen.

Zugleich thematisiert der Roman, worauf sein Titel «Der Schneewald» anspielt: die Zerstörung der Natur durch ihre fortschreitende Industrialisierung. Warum eine solche Geschichte die Ukrainerinnen und Ukrainer erzürnen soll, wird einem nicht klar.

Der Grund, warum man der Reaktion der Autorin nicht traut, gründet in ihrem hemmungslosen Verhältnis zur Öffentlichkeit. Denn Elizabeth Gilbert, die ihre Leserinnen und Leser konsequent mit «Dear Ones» anschreibt, ist eine Betroffenheitsschleuder.  

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Das war sie schon immer und hatte damit weltweiten Erfolg. So wurde die 53-jährige Amerikanerin aus der Kleinstadt Waterbury in Connecticut mit einer Autobiografie weltberühmt, die sich über 20 Millionen Mal verkaufte, fast vier Jahre lang in der Bestsellerliste der «New York Times» verweilte – und von ihren Leserinnen und Lesern gelesen wurde wie eine Anleitung zum besseren Leben. Als «Eat Pray Love» dazu noch im Jahr 2000 mit Julia Roberts und Javier Bardem in den Hauptrollen verfilmt wurde, war kein Halten mehr.

Das Buch beschreibt die Sinnsuche einer Frau, die wegen ihrer unglücklichen Ehe in Depressionen verfällt. Und sich davon befreit, indem sie erst nach Italien (Essen), dann nach Indien (Beten) und schliesslich nach Bali (Lieben) reist, wo sie ihren zweiten Mann José Nunes kennen lernt und heiratet, einen brasilianischen Unternehmer.

Und weil diese Autorin nur in der Öffentlichkeit zu leben scheint und das Bekenntnis ihre liebste Erzählungsform bleibt, liess sie uns vor sieben Jahren auch am Scheitern dieser Beziehung teilhaben. «Weil ich Details meines Privatlebens so intim mit euch allen geteilt habe», schrieb sie damals auf Facebook, «verspüre ich das Bedürfnis, auch die letzte Änderung in meinem Leben mit euch zu teilen.»

Ihr nächstes Buch wird von den Qualen einer Schriftstellerin handeln, ihren Roman nicht veröffentlichen zu können. Das ist nur eine Vermutung. Aber Elizabeth Gilbert wird uns auf dem Laufenden halten.