Dubai feiert geglückte WeltraummissionSie führt ihr Land zum Mars
Eine Raumsonde der Emirate hat den Orbit des Roten Planeten erreicht. Dubai ist im Feiertaumel – und manche träumen von einer neuen Wirtschaft jenseits der Ölindustrie.
34 Jahre jung, weiblich, verschleiert, zweifache Mutter – Sarah al-Amiri ist nicht unbedingt der Typ Mensch, den man als treibende Kraft eines Raumfahrtprogramms vermutet. Doch al-Amiri, die schon als Kind vom Weltall fasziniert war, ist als Technologieministerin und Vorsitzende der Raumfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate massgeblich an der ersten Marsmission ihres Landes beteiligt. Diese erreichte am Dienstag eine wichtige Etappe: Die Sonde «Hope» gelangte wie geplant in eine Umlaufbahn des Roten Planeten.
Schon als Mädchen beschäftigte sich al-Amiri mit dem Weltraum. Sie bestaunte die «Vielzahl an Sternen, Sonnensystemen, Planeten – Objekten, die da draussen existieren und die wir zahlenmässig gar nicht begreifen können», sagt sie. Noch mehr interessieren sie aber bis heute die «Wege, auf denen Wissenschaftler das erforschen – seien es Teleskope, Raumschiffe oder Radiostrahlung».
In al-Amiris Kindheit gab es in ihrem Land noch nicht die glitzernden Metropolen mit beeindruckenden Wolkenkratzern, die die Emirate heute prägen. Die Emirate schienen Lichtjahre von eigenen Weltraummissionen entfernt. Doch das erdölreiche Land hat rasant aufgeholt.
2019 schickte es erstmals einen eigenen Astronauten ins All, im Sommer 2020 trat seine Mars-Sonde «Al-Amal» oder «Hope» (Hoffnung) ihre Reise an. Am Dienstag erreichte sie die Umlaufbahn des Roten Planeten und soll nun ein Mars-Jahr, also 687 Tage lang die Atmosphäre dieses Planeten erforschen.
Al-Amiri ist stellvertretende Chefin dieser ersten interplanetaren Mission eines arabischen Landes. Schon seit 2017 ist sie Ministerin für moderne Technologien. Ausserdem steht sie der Weltraumbehörde der Emirate vor.
Trotz ihres frühen Interesses für die Raumfahrt schlug al-Amiri diese Karriere aber nur «durch Zufall» ein, wie sie selbst sagt. Nach ihrem Schulabschluss 2004 studierte sie an der amerikanischen Universität in Tschardschah, dem Nachbar-Emirat von Dubai, zunächst Informatik. 2009 ging sie zu einem Vorstellungsgespräch im Mohammed-bin-Raschid-Raumfahrtzentrum in Dubai, weil dort Ingenieure gesucht wurden. Sie bekam den Job, arbeitete zunächst am ersten Beobachtungssatelliten ihres Landes mit und stieg danach schnell auf.
Vergangenes Jahr nahm der britische Sender BBC al-Amiri in seine Liste der 100 einflussreichsten und inspirierendsten Frauen der Welt auf. Ihr kometenhafter Aufstieg ist ein Sinnbild für das Streben ihres Landes, ein Zentrum für Hochtechnologie und Wissenschaft zu werden und neue Wirtschaftszweige jenseits der Ölindustrie zu erschliessen.
Al-Amiri ist sich des Wandels ihres Landes durchaus bewusst. Auch wenn ihre Mutter schon studierte und Lehrerin wurde, kennen al-Amiris Eltern noch von Rückständigkeit geprägte Zeiten. Im Haus ihres Vaters sei oft der Strom ausgefallen und das Trinkwasser sei so rosthaltig und gelb gewesen, dass es mit Hilfe von Kleidungsstücken gefiltert werden musste, erzählt al-Amiri.
Zu Recht setze ihr Land also nicht nur auf «organisches Wachstum», sagt die junge Ministerin. Vielmehr müsse es in den Emiraten «monumentale Veränderungen» geben, und dazu könne die Marsmission beitragen. Die lange Reise der «Hope»-Sonde habe ihre «Nation inspiriert, in die Zukunft und in den Himmel zu schauen».
Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate sieht in der Marsmission ausdrücklich eine Möglichkeit, junge Leute zur Modernisierung des Landes zu motivieren und den Weg zu weiteren Meilensteinen in den Bereichen Wissenschaft und Technologie zu bereiten. Für al-Amiris Kinder könnten sich auf diese Weise noch mehr Möglichkeiten ergeben.
Ihr elfjähriger Sohn interessiert sich schon für den Weltraum – allerdings in Form von Science-Fiction. Der Junge sei ein begeisterter «Star Wars»-Fan, sagt Al-Amiri. Die gelungene echte Marsmission seines Landes dürfte aber auch ihn mit Sicherheit nicht kalt lassen.
AFP/oli
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