AboStreitgespräch zur Altersvorsorge«Eine 13. Rente hilft allen» – «Ihr verstärkt die Umverteilung noch»
Was hilft wirklich, um die Renten der Frauen zu erhöhen? Mattea Meyer, SP-Co-Chefin, und Ruth Humbel, Nationalrätin der Mitte, streiten nach dem Ja zum höheren Rentenalter über eine Lösung in der zweiten Säule.
Alte, weisse, reiche Männer hätten die Frauen bei der AHV-Reform überstimmt – so der Tenor an der Demonstration der SP-Frauen. Verstehen Sie die Wut dieser Frauen, Frau Humbel?
Ruth Humbel: Nein, das ist linksfeministischer Trumpismus. Ich war vor fünf Jahren auch am Boden zerstört, als die letzte Reform der Altersvorsorge an der Urne gescheitert ist. Deshalb verstehe ich die Enttäuschung. Aber diese Parolen gegen weisse, reiche Männer und bürgerliche Frauen, dazu noch der Streikaufruf – das ist respektlos gegenüber der knappen Mehrheit. Und es ist gefährlich für die direkte Demokratie.
A: Mattea Meyer: Ich bin enttäuscht – wie die grosse Mehrheit der Frauen, die Nein gestimmt hat. Es ist legitim, diese Enttäuschung und Wut mit einer Protestaktion zum Ausdruck zu bringen. Man kann ein Abstimmungsergebnis akzeptieren, es aber trotzdem kritisieren. Kategorisierungen wie junge, linke Frauen oder alte, weisse Männer sind in dieser Debatte dennoch nicht sinnvoll. Im Übrigen: Der Vergleich mit Trump als frauenhassender, rechtspopulistischer Hetzer ist völlig unangebracht.
A: Humbel: Hier wird aber nicht nur Enttäuschung zum Ausdruck gebracht, sondern es ist Wut gegen alle, die anderer Meinung sind. Das geht zu weit. Analog zu Trump wird zu Gegenmassnahmen aufgerufen, weil man mit einem Volksentscheid nicht einverstanden ist. Das ist unserer direkten Demokratie nicht würdig.