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Projekt Ypsilon in Zürich
Ein vor langer Zeit geplanter Tunnel ist wohl endgültig Geschichte

Dieser Tunnel, der unter dem Hauptbahnhof Zürich hindurchführt, war einst für Autos gedacht – im Projekt Ypsilon. Jetzt wird er für Velos umgebaut.
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Es ist schon beinahe ein historischer Entscheid. Der Bundesrat will ein Autobahnprojekt aus den 1960er-Jahren beerdigen: das Ypsilon. «Dieser Ansatz ist nicht mehr zeitgemäss», schreibt die Landesregierung in einer Mitteilung.

1960, mitten in den wirtschaftlichen Euphorie der Nachkriegszeit, verabschiedete der Bundesrat Pläne für ein landesweites Strassennetz. Heute fehlen noch 40 Kilometer bis zur Vollendung dieser Pläne.

Diese 40 Kilometer Strasse hätten in der Stadt Zürich gebaut werden sollen. Die A1, die von Genf nach St. Gallen führt, und die A3, die Chur mit Basel verbindet, wollte der Bundesrat mitten unter der Stadt zusammenführen. Und zwar im Gebiet des Letten, alles unterirdisch. «Ypsilon» wurde das Projekt wegen seiner Form aus der Vogelperspektive genannt. Früher wurde es auch als «Expressstrassen-Y» bezeichnet.

Ypsilon-Relikt: Der Velotunnel

Jahrzehntelang sorgte das Ypsilon für Diskussionen. Anfang der 70er-Jahre wurde eine kantonale Volksinitiative eingereicht. Sie forderte, das Projekt aufzugeben. Dafür sollte eine Umfahrung um die Stadt forciert werden. Die Initiative scheiterte – auch wenn die Mehrheit der Stadtzürcher Stimmbevölkerung dafür war. Eine zweite entsprechende Volksinitiative wurde wenig später abgelehnt.

Die Ypsilon-Pläne beinhalteten unter anderem, die A3 vom Süden der Stadt aus in einem Viadukt über die Gleise des Hauptbahnhofs zu führen und von dort aus via Sihlhochstrasse nach Brunau. Das wurde nie realisiert.

Später sahen die Pläne einen Tunnel vor, der unter dem Hauptbahnhof hindurchführt. Davon wurde in den 80er-Jahren ein Rohbau erstellt, der nie benutzt wurde. Jahrzehnte später findet er trotzdem einen Nutzen. Die 200 Meter lange Röhre wird nun zu einem Velotunnel umgebaut. 2024 soll er eröffnet werden, noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Im vergangenen Juni nahm das Zürcher Stimmvolk eine entsprechende Vorlage an. Weil das Projekt Ypsilon damals noch immer herumschwebte, wurden 8,5 Million Franken für den allfälligen Rückbau des Velotunnels budgetiert. «Wir glauben allerdings nicht, dass ein Rückbau nötig sein wird», sagte Stadtrat Richard Wolff. Er sollte wohl recht behalten.

Im Letten wären die Autobahnen zusammengekommen.

Auch der Milchbucktunnel entstand in diesem Kontext. Ebenso wie ein Autobahnteilstück von der Brunau über die Sihlhochstrasse nach Wiedikon.

Weil der Verkehr stark zunahm und weil die andauernde politische Diskussion das Projekt bremste, kam man vom Ypsilon ab. 1985 wurde die Nordumfahrung um Zürich eröffnet. 2009 folgte die Westumfahrung. So wurden A1 und A3 miteinander verbunden. Ohne Tunnel durch die Stadt. Nun ist der Plan nach sechzig Jahren Geschichte – sofern das Parlament dem Bundesrat zustimmt.