Super League: GC - LuganoDie emotionale Rückkehr: Pusic besiegt die Long-Covid-Dämonen
Die Identifikationsfigur der Grasshoppers fehlte über ein halbes Jahr. Nun wird er beim 2:1 gegen Lugano eingewechselt und ist einfach nur froh, dass er sich danach nicht gleich hinlegen muss.
Im April 2020 wurde Jenny Wang offiziell zur Besitzerin des Grasshopper Club Zürich. In den vergangenen fast zweieinhalb Jahren war sie aber stets ein Mysterium. Ganz einfach, weil sie nie da war, es gab vereinzelt Botschaften von ihr, mehr nicht. Und nun sitzt sie da, oben im Letzigrund, in der Loge neben dem Präsidenten Sky Sun und trägt ein GC-Trikot mit dem Aufdruck «Jenny» und eine grosse Sonnenbrille.
Unten auf dem Rasen trifft ihr Club auf den FC Lugano. Für Wang ist es eine Premiere, die mit einem Sieg endet, GC gewinnt 2:1. Aufregend ist die Partie dabei nie wirklich. Sie ist auch nicht besonders spannend. Aber wer noch im Mai darum zittern musste, überhaupt in dieser Liga zu bleiben, der braucht weder Aufregung noch Spannung. Der braucht eine gute Defensive und ab und einen schönen Angriff.
Weil GC an diesem Nachmittag beides hat, ist es für den Rekordmeister ein schöner Auftakt und einer, der ihm schöne Geschichten beschert. Da sind die Leistungen von Hayao Kawabe und Giotto Morandi, die ihr Team anführen, da ist die Premiere von Tsiy Ndenge, der gleich der Chef auf dem Platz ist. Da ist vor allem die Rückkehr von Petar Pusic.
Nun sind es die kleinen Dinge
Letztmals spielte Pusic im Dezember für GC, er schoss ein Tor gegen Basel. Nun wird er in der 72. Minute eingewechselt, er tritt zwei schöne Eckbälle, zeigt sich bissig. Aber im Vordergrund steht für ihn anderes, die Fans zum Beispiel, die ihn anfeuern, als er ins Spiel kommt, die seinen Namen skandieren, als er ein Sprintduell verliert, so, als würden sie ihn aufmuntern wollen.
Ja, sogar die Handvoll Journalisten, die auf ihn warten, scheint er gerne zu sehen, nachdem er sich während sieben Monaten komplett abgeschottet und in der Öffentlichkeit nicht über seine Situation gesprochen hat. Er sagt: «Es ist nicht einmal selbstverständlich, dass ich dieses Interview geben kann.» Und: «Es war schwierig, die Emotionen im Griff zu haben.» Er lacht oft, während er spricht, und das nicht nur wegen des Resultats. Einmal läuft Mitspieler Dominik Schmid hinter ihm durch und klopft ihm auf die Schulter, «Bravo». Pusic ist einer, der grosse Ziele hat, nun sind es eben für einmal die kleinen Dinge.
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Die Situation mit Long Covid beschreibt Pusic als die schwierigste Zeit seines Lebens. Er ist müde in dieser Zeit, eigentlich immer, zum Teil schläft er zwölf Stunden und ist immer noch erschöpft, als er aufwacht. Der 23-Jährige liest nicht, was in den Zeitungen steht, schon gar nicht will er sich im Internet über die Krankheit informieren, das sei nicht gesund. Auch auf Social Media gibt er weniger von sich preis.
Einmal, es ist im März vor einem Derby gegen den FC Zürich, macht die Meldung die Runde, dass Pusic eventuell wieder spielen könne, das Comeback bevorstehe, im Aufgebot fehlt er dann doch. «Ich kämpfte jeden Tag, aber das ist nicht der Sinn der Sache», sagt er. Nun freut er sich, dass er nicht gleich in die Kabine laufen muss, um sich hinzulegen. So war das noch nach den Trainings.
Kawabe und Morandi glänzen
Noch ist Pusic nicht bei 100 Prozent, ziemlich fit sei er, sagt er, aber er, der in den letzten drei Saisons zum Stamm gehörte, muss nun erst einmal hintenanstehen, der Gesundheit wegen. Er sagt: «Ich nehme meine Rolle als Ersatzspieler dankbar an.» Auch hier: Es sind die kleinen Dinge. Trainer Giorgio Contini sagt: «Was er gemacht hat heute, ist, was ich erwartet hatte. Wir sind froh, dass wir einen solchen Spieler auf der Bank haben können.» Pusic habe für sein Comeback einen sonnigen Tag wie diesen verdient.
Es funktioniert in dieser Partie phasenweise auch sehr gut, weil andere glänzen, Kawabe als Doppeltorschütze und Morandi als Assistgeber zu jenen beiden Treffern allen voran. Dann ist da noch Renat Dadashov, wie Ndenge ein Neuer, der das zweite Tor einleitet. Schmid, der wie gewohnt einer der Besten ist, und Goalie André Moreira, der da ist, wenn er gebraucht wird und in der Schlussphase eine Glanzparade zeigt. Beim Tor ist er chancenlos, weil es durch einen Penalty fällt.
«Es gab viele Leute, die über uns redeten», sagt Mittelfeldspieler Morandi also nach der Partie, «aber wir haben mit einem schönen Sieg gezeigt, dass wir bereit sind.»
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