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Anklage gegen SVP-Kantonsrat
Ein Trip nach Zürich mit Folgen

Bernhard Diethelm ist SVP-Kantonsrat aus Vorderthal SZ.
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Er ist eine eindrückliche Erscheinung: schwarzer Vollbart, breite Schultern, imposante Statur. Und Bernhard Diethelm ist streitbar: ein kantiger Kerl, der auch seiner SVP durchaus einmal die Meinung sagt. Ein handfester Streit, über den bisher keine Einzelheiten bekannt sind, ist nach Ansicht der Zürcher Staatsanwaltschaft ausser Kontrolle geraten: Sie hat gegen den 39-Jährigen wegen «strafbarer Handlungen gegen die körperliche und sexuelle Integrität» Anklage erhoben.

Öffentlich wurden die Ermittlungen gegen den SVP-Kantonsrat aus Vorderthal in Schwyz schon im letzten Sommer. Es habe sich, hiess es damals in Medienberichten, um einen Vorfall im Rotlichtmilieu in Zürich gehandelt – was Diethelm vehement bestritt. Unbestritten ist, dass Ermittler Diethelm im Juni 2021 in seinem Heimatkanton vorläufig festnehmen und zu einer Anhörung nach Zürich bringen liessen. Nach vierstündiger Befragung kam er wieder auf freien Fuss. Genaueres zum Vorfall ist nicht bekannt.

«Jemand versucht mir politisch zu schaden.»

Bernhard Diethelm

Diethelm betonte damals in einer Erklärung, dass es sich bei dem untersuchten Vorfall um «einen Sachverhalt rein privater Natur» handle. «Offensichtlich versucht jemand durch die Veröffentlichung mir politisch zu schaden», fügte er hinzu. Er sei unschuldig und gehe davon aus, dass das Verfahren eingestellt oder es zu einem Freispruch kommen werde. Dem «Boten der Urschweiz» sagte er, dass es sich um einen privaten Streit zwischen ihm und einer anderen erwachsenen Person gehandelt habe.

Kirchenschreiber der katholischen Gemeinde

Bernhard Diethelm, genannt Beni, gilt als harter Arbeiter für die SVP, der entscheidend zum Erfolg der Partei in seiner Heimatregion am Wägitalersee beigetragen hat. Sie gehört zu den konservativsten der ganzen Schweiz. Auf seiner Website listet er zahlreiche Ämter auf, von verschiedenen Aufgaben für die SVP über Kommissionen der Gemeinde bis hin zur Arbeit für den Militärschützenverein Vorderthal. Kirchenschreiber der katholischen Gemeinde Wägital ist er auch.

Geboren als Sohn eines Försters und einer Lehrerin, ist Diethelm im Hauptberuf Koch. Politisch ist Diethelm so stramm konservativ, dass er sogar bei der eigenen Partei aneckt. Im Kantonsparlament wurde er vom Ratspräsidenten, einem Parteikollegen, getadelt, weil er über eine Abstimmung der katholischen Kirche zur Beteiligung von Ausländern polemisierte, die gar nicht Thema im Kantonsrat war. Als politischer Sekretär der SVP Schwyz wurde er 2020 nach einer Kampfabstimmung abgesetzt.

In der Corona-Pandemie hat Diethelm sich noch weiter von seiner Partei entfernt, engagierte sich bei den Massnahmengegnern, regte sich an Demonstrationen über das grosse Polizeiaufgebot auf und schimpfte über die «Gesinnungsdiktatur» des Bundesrats. Seine politische Heimat aber bleibe die SVP, betonte er.

Auf eine Anfrage zur jetzt erhobenen Anklage reagierte der Rechtsanwalt von Diethelm am Donnerstag mit dem Hinweis, dass es «keinen Zusammenhang zwischen seiner politischen Tätigkeit und dem laufenden Verfahren» gebe. Es gilt die Unschuldsvermutung.