Ein Patron und Macher
Andy Rihs hat zu einer Sonderklasse in der Schweizer Wirtschaftselite gehört: Ein Nonkonformist mit Herzblut und Ehrgeiz. Jetzt ist der Patron und Mitgründer des Stäfner Hörgerätekonzerns Sonova 75-jährig gestorben.
Andy Rihs litt an Leukämie. Am Mittwochabend ist er im Kreis seiner Familie der Krankheit in einer Zürcher Klinik erlegen. Rihs, der eine Lebenspartnerin und zwei Söhne hinterlässt, bleibt als grosser Schweizer Unternehmer und Sportmäzen in Erinnerung. Zusammen mit seinem Bruder Hans-Ueli Rihs und dem Techniker Beda Diethelm machte er ab 1966 aus dem kleinen väterlichen Betrieb Phonak AG den weltweit grössten Konzern für Hörsysteme. Heute ist die Sonova Holding mit Sitz in Stäfa und 14 000 Angestellten in 100 Ländern rund zehn Milliarden Franken wert.
Jovial und mitreissend
Credo von Andy Rihs war, das Hörgerät von der Stigmatisierung einer Prothese zu befreien. Es sollte wie die Brille fast ein Modeaccessoire sein. Er freute sich an bunten Hörgeräten für Kinder. Das sollte signalisieren: «Hey, ich höre schlecht, na und?» Dazu forcierte er die Digitalisierung der Technik in den Hörhilfen. Er machte aus ihnen komplexe, winzige Computer.
Wachstum war sein Streben. Aber das machte ihn zum Opfer der Geister, die er rief. Rihs war nämlich ein Patron, wie er im Buch steht: Jovial, mitfühlend, hemdsärmelig, ein mitreissender, begeisternder Chef, der jeden Erfolg sofort mit seiner Belegschaft feierte. Gerne hätte er den Pioniergeist bewahrt. Aber er spürte, dass die verschworene Gemeinschaft der frühen Mitstreiter für ihn immer ungreifbarer im Strom des Wachstums abgetrieben wurde. Mit dem Rückzug auf die strategische Ebene ins Präsidium des Verwaltungsrats gestand er sich ein: Konzerne werden nicht von Patrons, sondern von Managern geführt.
Elefant mit dünner Haut
Andy Rihs, der stets in der Region Zürichsee lebte, war mit allen per Du. Er trug schwarze Shirts statt Hemd und Krawatte, Jeans statt Bügelfalte. Mit Vollbart und Frisur, die meist über den Kragen ragte, wirkte er wie ein Künstler. Ein Genussmensch war er, aber eben auch ein Macher. Er lebte Leidenschaft vor und liess sich begeistern. Wer ihn enttäuschte oder hinterging, bekam zu spüren, dass der Elefant eine dünne Haut trägt. Niederlagen nahm Rihs oft persönlich.
Das Nein der Stäfner Gemeindeversammlung 2006 zu seinem Gestaltungsplan «Laubisrüti», als er Wohnungen in der Industriezone bauen wollte, ist so ein Beispiel. Danach erlosch in Rihs die Liebe zu Stäfa, das zuvor noch dank seines Beitrags eine Sporthalle erhielt. Die schlimmsten Niederlagen bereiteten Rihs die gedopten Fahrer seines Veloteams Phonak.
Tragisch, dass der Mitbesitzer des Fussballklubs Young Boys Bern knapp vor dem sehnlichst erhofften ersten Meistertitel seit 32 Jahren gestorben ist.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch