Herzstillstand in Zürcher ÖVEin Mann stirbt im 2er-Tram und niemand merkt es
Ein 64-Jähriger fuhr am Montag leblos sechs Stunden im Tram mit. Erst dann fiel er einer Passagierin auf. Solche Todesfälle kommen ab und zu vor.
Ein 64-Jähriger ist am Montag im Tram der Linie 2 gestorben. Laut dem Sohn habe der Mann auf dem Weg zur Arbeit von Altstetten zum Paradeplatz einen Herzstillstand erlitten, wie 20 Minuten schreibt.
Erst nach rund sechs Stunden sei einer Passagierin bei der Endhaltestelle Tiefenbrunnen aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Die VBZ boten unverzüglich die Sanität und die Polizei auf. Sie kamen zu spät. Videoaufnahmen der Verkehrsbetriebe Zürich sollen zeigen, dass der Mann am Morgen kurz vor der Tramhaltestelle Lochergut eingesackt war und regungslos sitzen blieb.
Chauffeure sind auf Meldung angewiesen
Laut VBZ-Sprecherin Daniela Tobler handelt es sich nicht um einen Einzelfall. «Leider kommt es hie und da vor, dass Menschen in einem VBZ-Fahrzeug versterben.» Auch medizinische Notfälle ereigneten sich in Trams und Bussen, vor allem bei Notstopps oder bei Ein- und Aussteigeunfällen.
Passagierinnen und Passagieren, die reglose Mitfahrgäste bemerken, rät Tobler, sich an die Fahrerinnen zu wenden. Diese können darauf einen Notruf auslösen. Die Chauffeure seien darauf angewiesen, dass Fahrgäste solche Beobachtungen bei ihnen melden. «Sie selber müssen sich auf das Lenken der Fahrzeuge konzentrieren und den Blick nach vorne auf das Verkehrsgeschehen richten.»
Sofern es die Zeit zulasse, machten die Fahrerinnen und Fahrer an den Endhaltestellen einen Rundgang durchs Fahrzeug, sagt Tobler. Ob dies im konkreten Fall ebenfalls geschehen ist, kommentieren die VBZ nicht. Dies sei Teil der Ermittlungen. Zumindest hat das 2er-Tram in den sechs Stunden mehrmals die Wendeschleifen erreicht.
Staatsanwaltschaft untersucht
Bei der Staatsanwaltschaft heisst es, dass man die Umstände derartiger Todesfälle standardmässig untersuche. Der konkrete Fall sei noch nicht abgeschlossen, daher informiere die Staatsanwaltschaft nicht weiter. Bisher könne eine Dritteinwirkung ausgeschlossen werden.
Offen bleibt, warum der verstorbene Mann den anderen Passagieren nicht auffiel und warum nicht früher jemand einschritt. Gegenüber 20-Minuten spricht der Sohn von «fassungsloser Ignoranz». Es fehle den Menschen an Zivilcourage, viele würden ihre Umwelt kaum wahrnehmen.
VBZ-Sprecherin Daniela Tobler hat keine Erklärung dafür. «Es handelt sich um eine gesellschaftliche Frage. Gegenüber Mitmenschen achtsam sein, ist aber sicherlich nie falsch.»
lia/bat
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