Ein Katamaran für die SeepolizeiWas das neue Boot der Seepolizei mit einem Sackmesser gemeinsam hat
Auf dem Zürichsee ist ein neues Boot der Seepolizei im Einsatz. Wieso es einen finnischen Namen trägt und was es besonders gut kann, zeigte sich am Freitag an seiner Taufe.
«Es bereitet nicht immer alles Freude, was ein Regierungsrat machen muss. Dieser Akt hier schon», sagt Mario Fehr im Stützpunkt der Seepolizei in Oberrieden. Hinter ihm liegt ein über sieben Meter langes Boot im Hafen. Es ist der Grund, weshalb sich der Zürcher Sicherheitsdirektor, Mitglieder des Oberriedner Gemeinderats und über ein Dutzend teils hochrangige Polizistinnen und Polizisten am Freitagnachmittag versammelt haben.
Noch liegt der Katamaran mit dem Kennzeichen ZH9 im ruhigen Wasser des Polizeistützpunkts und wartet darauf, einen Namen zu erhalten. Das Boot ist ab Samstag im Einsatz und ersetzt einen über 50-jährigen Weidling und ein über 20-jähriges Patrouillenboot.
Gemeindepräsident gerettet
«Als Adliswiler hätte ich manchmal auch gern einen See vor der Tür», sagt Mario Fehr. Denn auf der Sihl komme das Boot wohl nicht zum Einsatz. Dabei kann der Katamaran besonders leicht auf einen Anhänger verladen werden, um auch auf Flüssen und anderen Seen von mindestens 35 Zentimeter Tiefe herumzukurven.
«In letzter Zeit war die Seepolizei vor allem mit dem Retten von Ruderinnen und Ruderern beschäftigt», sagt Fehr. Zum Beispiel auch einen Gemeindepräsidenten von der Goldküste. «Das Boot soll aber nicht nur für Präsidenten, die ins Wasser fallen, zum Einsatz kommen, sondern allen Menschen dienen.» Mit dem in Finnland hergestellten Boot sei die Polizei künftig noch besser gerüstet, um in Ausnahmesituationen helfen zu können.
Der 450’000 Franken teure Katamaran ist ein Allrounder. Oder wie es Thomas Iseli, Chef der Verkehrspolizei, sagt: «Es ist ein Boot wie ein Sackmesser.» Man könne es für alles einsetzen. Für eine Aufgabe ist es dank seiner Rumpfform aber besonders geeignet. So liegt es auch bei Wellengang ruhiger im See als andere Boote, was gerade bei Such- und Bergungseinsätzen hilfreich ist.
Auf Suchen spezialisiert
So wird die Kantonspolizei Zürich auch immer wieder für Spezialeinsätze in anderen Kantonen gerufen, wie Marius Weyermann, Kommandant der Kantonspolizei Zürich, erklärt. So auch, als im Juli 2022 ein Auto auf der Axenstrasse in den Vierwaldstättersee stürzte. Dort unterstützte die Zürcher Seepolizei bei der Unterwassersuche.
Bisher musste die Installation, um den Tauchroboter zu bedienen, jeweils auf dem Boot unter einer Art Zelt aufgestellt werden, was bei schlechtem Wetter schon mal eine Herausforderung war. Das neue Boot bietet nun einen separaten Arbeitsplatz für den Unterwasserroboter im Führerstand.
Die wichtigste Frage ist an diesem festlichen Anlass aber noch nicht geklärt. Wie heisst das neue Mitglied der Flotte? Die Taufpatin – eine langjährige Mitarbeiterin der Kapo – schlägt noch rasch eine Flasche über die Reling und lüftet das Geheimnis: Etsivä.
Was zuerst wie ein Versprecher klingt, ist eine Symbiose aus dem Herstellungsort Finnland und der Spezialaufgabe des Gefährts. Auf Finnisch bedeutet Etsivä nämlich so viel wie «Die Suchende».
Auf seiner ersten Ausfahrt bleibt Etsivä am Freitag von Notfällen noch verschont. Beladen ist es mit Gemeinderäten, Polizisten und dem Sicherheitsvorsteher Mario Fehr. Man erinnert sich seiner Worte. «Es bereitet nicht immer alles Freude, was ein Regierungsrat machen muss. Dieser Akt hier schon».
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