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Architektur am Bodensee
Ein Haus wie ein komfortables Zelt

«Zem Löchligaischt» heisst das neu gebaute Gesellschaftshaus. Der Name erinnert an einen alten Mythos von einem Geist im See.
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Hier, an der Eschenzer Bucht am Bodensee, haben schon die Römer gesiedelt. «Tasgetium», das heutige Eschenz, wurde kurz nach Christi Geburt gegründet. Die Siedlung war mit einem Übergang über den Rhein der wichtigste Ort in der Gegend. Und so ist es kein Wunder, wenn hier bei Grabungen immer wieder Fundstücke ans Licht kommen. So auch 2015, als das Winterthurer Architekturbüro Bellwald den Auftrag erhielt, einen Neubau zu planen. «Wir haben während der Bauarbeiten ein Klingenstück aus der Römerzeit gefunden», sagt Architekt Markus Bellwald.

Der Ort an der Bucht mit dem grossen Schilfgürtel, geschützt durch einen kleinen Wald, hat eine lange Geschichte: Im Jahre 1960 kaufte das Winterthurer Ehepaar Peter und Angela Kraft das Grundstück im Nili. Auf dem Terrain stand ein fast 500-jähriges, langsam zerfallendes Bauernhaus, das bald durch einen Neubau in Form eines A-Frame-Hauses ersetzt wurde. Der Name des Hauses, «Zem Löchligaischt», erinnerte daran, dass es in der Bucht vor dem Grundstück zwei tiefe Löcher gab, die sich erstaunlicherweise nicht auffüllen – der Mythos vom Geist im See war geboren.

Blick auf den Ersatzneubau von der Strasse aus: Er soll für Seminare, Retraiten, Weiterbildungen und Jubiläen Platz bieten.

Das Sommerhaus für die kinderreiche Familie und ihre Freunde war ausgestattet mit einem Massenlager für 19 Personen, einem Partyraum und grosszügiger Infrastruktur. In dieser Form war es während fast 50 Jahren Ort der Begegnung, aber auch ein Ort des Rückzugs, der Stille und Abgeschiedenheit. Und es war ein Platz für Kurse, Lager und rauschende Feste. Diesen Spirit wollte auch die nächste Generation bewahren, jedoch in die Neuzeit überführen: Ein Ersatzneubau sollte sich künftig für Seminare, Retraiten, Weiterbildungen oder Jubiläen öffnen.

Ein ökologisches Gesellschaftshaus

Der erklärte Anspruch an das neue, halb öffentliche, halb private Gesellschaftshaus lautete: Das Haus soll ökologisch und komfortabel sein. Die Architekten entschieden sich für ein A-Frame-Haus, ausgestattet mit einer grossen Fotovoltaikanlage, die unauffällig in die Eternitplatten der Fassade integriert ist. «Das Haus erinnert an ein Zelt», sagt Markus Bellwald. «Unten ist das Raumprogramm grosszügig, nach oben erinnert es immer mehr an ein Nest.»

Die grosse Fotovoltaikanlage ist unauffällig in die Eternitplatten der Fassade integriert. 

Über das schräg geneigte Vordach betritt man das Entree mit einer eingebauten Eichenholzgarderobe. Herz des Hauses ist der Cheminée- und Seminarraum im Erdgeschoss, der sich mit einer breiten Glasfront zur Terrasse und Wiese hin öffnet. Eine blutrot gestrichene Betonwand setzt einen farbigen Kontrapunkt zur Tragkonstruktion aus schlichtem Tannenholz, ein schwarzes Cheminée sorgt für behagliche Stimmung.

Der Cheminée- und Seminarraum im Erdgeschoss bildet das Herz des Hauses.

Im Zwischengeschoss befindet sich eine Gastroküche mit Kücheninsel, die mit Details wie in den Beton eingelassenen Gewürzregalen glänzt. Küche und die darüberliegenden Nasszellen im Obergeschoss bilden den massiven Betonkern des Hauses, um den herum sich der Holzbau entwickelt. Im Zwischengeschoss bringt ein zusätzliches Lavabo am Gang Nostalgie ins Spiel: Das Becken mit blauem Dekor stammt noch aus dem Altbau.

Das grosszügige Ess- und Wohnzimmer im Obergeschoss bietet an zwei langen Tischen Platz für bis zu 24 Personen. Der Balkon ist nicht nur für den Müssiggang vor Bodenseekulisse gedacht, sondern auch, um in Seminaren beispielsweise einer Gruppenarbeit nachzugehen. Die dunkel lasierte Fassade bildet einen spannungsvollen Kontrast zur weiss gestrichenen Decke. «Ein kleiner Kunstgriff sorgt dafür, dass es nicht auf die Veranda regnet», sagt Markus Bellwald. «Wir haben die Spitze des Zeltdachs ein Stück nach vorne gezogen.»

Das Ess- und Wohnzimmer im Obergeschoss dient auch als Seminarraum für Gruppenarbeiten. 

Schlafen im Vogelnest

Geschlafen wird in kompakten Räumen: Im Obergeschoss in vier Zweierzimmern mit Einzel- oder Doppel-Himmelbetten – das Holz der in eine schwarz lackierte Stahlkonstruktion eingehängten Bettrahmen stammt aus dem Vorgängerbau. Wie ein Kartenhaus sind die Zimmer aneinandergereiht. Vogelnestern gleich erscheinen die Schlafzimmer unter dem Dach. Im Fünferzimmer liegen die Gäste mit Sicht auf die Bucht in zwei Doppelbetten oder einem Einzelbett, im gegenüberliegenden Sechserzimmer richtet sich der Blick nach Westen in Richtung Werd-Insel.

Die Schlafzimmer unter dem Dach erscheinen wie gemütliche Vogelnester. 

Seit 60 Jahren dient der «Löchligaischt» als Ort der Begegnung und des Austauschs. Nun ist nach langer Planungsphase und einjähriger Bauzeit mit der Einweihung des Gesellschaftshauses ein neues Kapitel eröffnet.

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