Jahrhundert-Dürre in Namibia700 Wildtiere sollen getötet werden – Fleisch geht an Bedürftige
Die Regierung hat bereits mit der Keulung begonnen und will somit Wasser sparen und Fleisch bereitstellen. Tierschützer kritisieren die Massnahme scharf.

Am 22. Mai rief die Regierung Namibias den Notstand aus, nachdem das Land die schlimmste Dürre seit 100 Jahren erlebt hatte. Nach Angaben des Welternährungsprogramms sind etwa 1,4 Millionen Namibier, fast die Hälfte der Bevölkerung, mit akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert. Um die Wasserreserven zu entlasten und Fleisch für tausende Menschen bereitzustellen, hat sich die Regierung entschlossen, 700 Wildtiere wie Flusspferde und Elefanten zu töten.
Es seien bereits etwa 160 Tiere getötet worden, teilte das Umweltministerium letzte Woche mit.
Die Jagd wird entsprechend einer in der vergangenen Woche verfügten Anordnung von professionellen Jägern ausgeführt. Getötet werden sollen unter anderem insgesamt 30 Flusspferde, 60 Büffel und 83 Elefanten. Auch 300 Zebras stehen auf der Abschussliste.
Die Dauer des Einsatzes sei noch offen, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums der Nachrichtenagentur AFP. «Unser Ziel ist es, Traumata so gering wie möglich zu halten. Wir müssen die Tiere, die gejagt werden sollen, von denen trennen, die nicht gejagt werden.» Gemäss dem internationalen Verkaufsverbot für Elfenbein würden die Stosszähne der getöteten Elefanten in staatliche Lagerhäuser gebracht, versicherte der Sprecher.
Peta kritisiert Regierung von Namibia
Bei Tierschützern war die Regierungsanordnung auf heftige Kritik gestossen. «Der Plan ist nicht nur grausam, sondern auch gefährlich kurzsichtig», kritisierte die Organisation Peta. Die Keulung werde das Dürre-Problem nicht lösen. «Wir fordern Namibia auf, diese Massnahmen zu überdenken», sagte Jason Baker, Senior Vize-Präsident von Peta, in einem Brief an Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila, der auf der Website der Gruppe veröffentlicht wurde.
Die Keulung könne zu einem Ungleichgewicht in den Ökosystemen führen, sagte Baker. «Das Töten auch nur weniger Elefanten könnte ganze Herden vernichten, was zu einer höheren Sterblichkeit unter den Überlebenden und häufigeren und gefährlicheren Konflikten zwischen Mensch und Tier führen würde», hiess es in dem Brief.
Eine Gruppe afrikanischer Umweltschützer erklärte in einer gemeinsamen Erklärung, dass die Massentötung einen gefährlichen Präzedenzfall darstelle, der es Regierungen ermögliche, «unter dem Deckmantel humanitärer Notwendigkeiten geschützte Wildtiere und Nationalparks auszubeuten».
Namibia hatte wegen der Dürre, die derzeit weite Teile des südlichen Afrikas heimsucht, im Mai den Ausnahmezustand ausgerufen.
AFP/nag
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